Seit einem guten Jahr reißen die Meldungen über Einbrüche in Südbaden nicht ab. Mit rund 1650 Fällen musste sich 2014 allein das Polizeipräsidium Freiburg befassen - so viele wie noch nie. Jetzt haben die Ermittler aber aufgerüstet und können wichtige Erfolge vermelden: Dank verstärkten Kontrollen und ersten Fahndungserfolgen sind die Fallzahlen wieder um ein gutes Viertel zurückgegangen. Dafür war aber einiges nötig, verrät uns Polizeipräsident Bernhard Rotzinger heute. Über die Arbeit einer eigenen Fahndungsabteilung, der so genannte "Besondere Aufbauorganisation Wohnungseinbruchsdiebstahl" (BAO), sind nun deutlich mehr Polizeistreifen und Zivilbeamte in den betroffenen Wohngebieten unterwegs. Bereitschaftspolizisten unterstützen die regulären Ermittler bei Kontrollen und der Austausch mit den Behörden in Frankreich und der Schweiz hat deutlich zugenommen.
Diesen erhöhten Fahndungsdruck will die Polizei um jeden Preis weiter aufrecht erhalten - auch deshalb, um den Menschen das Sicherheitsgefühl zurückzugeben, das nach den vermehrten Einbruchsserien teils deutlich gelitten hatte. Allerdings haben die Festnahmen und Vernehmungen auch Auswirkungen auf die Kriminellen selbst: Die Hälfte bis zwei Drittel aller Einbrecher in der Region stammen auch aus dem Dreiländereck oder gehören regionalen Gruppierungen an, schätzt Ermittler Alexander Mörch, der stellvertretende Leiter der BAO. Der große Rest gehört internationalen Banden an. Und gerade die kann die Polizei gerade zunehmend verdrängen: Die Ermittler wissen jetzt besser, wie sich professionelle Einbrecherbanden hier organisieren und vernetzen. Viele Kriminelle trauen sich nun momentan nicht mehr aktiv zu werden oder verlagern ihr "Geschäft" auf Ladendiebstähle, bei denen die Strafen in der Regel nicht so hoch ausfallen, wie bei Wohnungseinbrüchen. Oft waren die eigentlichen Täter zum Beispiel Flüchtlinge, die sich für ihre Flucht aus dem Heimatland stark verschulden mussten und jetzt ihren Schleusern - teils unter Androhung von Gewalt - das Geld zurückzahlen sollen. Im Raum Emmendingen und Freiburg haben kriminelle Banden dafür gezielt Druck auf Asylbewerber ausgeübt und die Unterkünfte als logistisches Zentrum genutzt, führt Mörch weiter aus. Von dort aus wurde das Diebesgut von den Hintermännern schnell weiterverkauft, während die Einbrecher selbst meist mobil und damit schwer zu fassen bleiben.
Das größte Problem der Ermittler aber ist weiterhin, dass sich viele der Straftaten im Nachhinein nur schwer nachweisen lassen. Momentan ist die Polizei darauf angewiesen, dass die Einbrecher am Tatort oder danach Fehler machen. Richtige Fahndungserfolge lassen sich nur durch die gute Arbeit der Spurenermittler oder der erfolgreichen Zeugenbefragung erzielen. Oftmals stoßen die Beamten dabei aber an die Grenzen ihrer Möglichkeiten, räumt Polizeichef Rotzinger ein. Ohne eine sicherheitspolitische Diskussion lostreten zu wollen, würde eine längere Speicherung und leichterer Zugriff auf Verkehrsdaten seinen Ermittlern die Arbeit deutlich erleichtern, heißt es bei der Pressekonferenz. Das Bundesverfassungsgericht hatte entsprechenden Plänen jedoch einen Riegel vorgeschoben. Im Regelfall können die Behörden nur bei schweren Straftaten (und dazugehören keine Wohnungseinbrüche) und nur mit entsprechender juristischer Anordnung solche Daten abrufen. Datenschützer hingegen befürchten hier jedoch einen Dammbruch, der ein gezieltes Ausspähen unschuldiger Bürger erleichtern würde.
Die Einbruchszahlen können jederzeit wieder in die Höhe schießen, sobald die Polizei den Druck auf die Kriminellen verringert, ist sich Rotzinger sicher. Eine weitere gute Nachricht hat er am Schluss aber doch noch: Weil Nachbarn inzwischen aufmerksamer sind und immer mehr Menschen ihre Fenster und Türen gegen Einbrecher sichern, scheitern in Südbaden inzwischen 44 Prozent aller Einbruchsversuche bereits am Versuch, ins Haus hineinzukommen.