Mit vermeintlich kleinen Maßnahmen soll jeder Haushalt um die zehn Prozent weniger Energie verbrauchen können
Der Chef der Landesenergieagentur Baden-Württemberg ruft angesichts des russischen Kriegs in der Ukriane die Menschen hierzulande zu mehr Sparsamkeit im Umgang mit Energie auf. Weil der weitere Ausbau erneuerbarer Energiequellen noch dauere, sind aus Sicht von Volker Kienzlen erst einmal kurzfristige Maßnahmen wichtig. Das sagte er am Montag (11.04.2022) in zwei Zeitungsinterviews.
Dabei soll es nicht darum gehen, dass die Bürger im Südwesten dauerhaft für ein vermeintlich höheres Gut frieren sollen. Doch Kienzlen meint, man müsse sich zum Beispiel fragen, ob auch wirklich alle Räume beheizt werden müssen.
Dabei könnten beispielsweise zeitgesteuerte Thermostatventile dauerhaft helfen. Und auch gekippte Fenster anstelle von Stoßlüften sind für ihn ein Zeichen von Energieverschwendung.
Eine weitere mögliche Maßnahme sieht der Energieexperte beim Warmwasserverbrauch und der lässt sich schon an der Art des Duschens steuern: Während aus großen Regen-Duschaufsätzen gerne mal um die 20 Liter Waser pro Minute aus dem Hahn kommen, verbraucht ein sparsamer Duschkopf bei ähnlichem Wasserdruck trotzdem nur sechs Liter pro Minute.
Am stärksten betroffen von einem Komplettwegfall von russischem Gas wäre die Wirtschaft
Diese Stellschrauben mögen sich zunächst einmal unbedeutend anhören, können aber am Ende je nach Wohnung und Verbraucherverhalten zwischen fünf und zwanzig Prozent am Gesamtenergieverbrauch ausmachen, heißt es.
Die landeseigene Energieagentur geht davon aus, dass im Schnitt Einsparungen von rund zehn Prozent durch solche betriebliche Maßnahmen quasi in jedem Haushalt möglich seien.
Im Interview betonte Kienzlen, dass er zuversichtlich sei, dass sich Deutschland kurz- oder mittelfristig von russischen Gas- und Öllieferungen unabhängig machen könne. Wenn aber von einem Tag auf den anderen plötzlich kein Gas mehr aus Russland geliefert werden würde, hätte das für die Industrie massive Einbrüche zur Folge.
An zweiter Stelle kämen nach seiner Einschätzung die Kraftwerke und zuletzt Wohnungen, Krankenhäuser und kritische Infrastrukturen. Diese sollen die Konsequenzen möglichst als letztes zu spüren bekommen.
(fw) / dpa