Nach dem Bau eines ersten Heims für über 100 Asylbewerber in der Lörracher Gretherstraße geht die Debatte um den Standort eines Zweiten in eine neue Runde. Lörrachs Oberbürgermeister Jörg Lutz und Landrätin Marion Dammann haben hierfür mehreren hundert Bürgern am Montagabend Rede und Antwort gestanden und über die weiteren Pläne von Stadt und Landkreis informiert. Unter anderem auch deshalb, um in der für manche Anwohner sensiblen Frage früh für Transparenz zu sorgen.
Konkret geht es um ein Grundstück am Kreisverkehr, am Rande des Stadtteils Haagen in Richtung Hauingen. Dieses Gelände hat die Stadtverwaltung nach erster Prüfung zu ihrem Favoriten für die weitere Gemeinschaftsunterkunft benannt. Dort könnte nach ihren Wunsch ein Wohnheim für über 200 neue Flüchtlinge entstehen. Auch die Eigentumssituation spricht nicht grundsätzlich dagegen: Bislang gehört das Grundstück der Kirche, die sich bereits in Lörrach für die Unterbringung und Integration von Flüchtlingen engagiert hat.
Bei der Infoveranstaltung fielen die Reaktionen der Anwohner sehr unterschiedlich aus. Einige freuen sich auf die neuen Nachbarn und wollen sich ehrenamtlich engagieren, um ihnen die Integration und den Alltag zu erleichtern. Andere stehen dem geplanten Flüchtlingswohnheim skeptisch gegenüber und befürchten einen Anstieg von Kriminalität. Oberbürgermeister Jörg Lutz versuchte zu beruhigen und sieht in dem Projekt Chancen für seine Stadt: Ein großer Teil der Asylsuchenden sei jung und motiviert, sich ein neues Leben aufzubauen. Für die Unternehmen in Lörrach sei das eine Möglichkeit, neue Fachkräfte auszubilden.
Neben dem in Hagen geplanten Gebäude für 200 Personen besteht bereits eine Unterkunft in der Gretherstraße, in der 100 Flüchtlinge unterkommen sollen. Zurzeit leben dort rund 30 Menschen. Im vergangenen Juli waren die Pläne der Stadt Lörrach, im Stadtteil Brombach ein Heim für 300 Flüchtlinge zu bauen, gescheitert. Der Eigentümer hatte damals das geplante Grundstück kurzerhand an einen Dritten verkauft. Der Landkreis Lörrach hat im vergangenen Jahr 600 Asylbewerber aufgenommen – 2013 waren es nur rund die Hälfte. Jeden Monat suchen zwischen 50 und 70 Menschen im Landkreis Asyl.