Seit den frühen Morgenstunden sind WhatsApp, Instagram und Facebook nach stundenlanger Zwangspause wieder erreichbar
Keine Sprachnachrichten, keine Chats, keine neuen Beiträge: Auch bei uns in Baden ging für etliche Nutzer den ganzen Abend lang am Handy nichts mehr wie gewohnt. Über sechs Stunden lang haben die drei großen Social-Media- und Messenger-Apps Facebook, Instagram und WhatsApp noch bis zum frühen Dienstagmorgen (05.10.2021) für mehrere Milliarden von Usern ihren Dienst verweigert. Nach einem weltweiten Totalausfall der Dienste sind diese nun wieder online und funktionstüchtig.
Inzwischen steht fest, was für die Mega-Panne verantwortlich war: Nämlich nicht etwa ein Hacker-Angriff, sondern offensichtlich der Facebook-Konzern selbst. Wie Vize-Präsident Santosh Janardhan in einem Blog-Eintrag des Unternehmens einräumt, habe eine fehlerhafte Neukonfiguration, die normalerweise für die Steuerung des Netzwerk-Verkehrs zuständig ist, zu einer Art Dominoeffekt bei den Rechenzentren der drei Plattformen geführt. Auslöser dürfte also - vereinfacht gesagt - eine Art fehlerhaftes Update gewesen sein.
Computer wussten nicht mehr, wie sie Facebook im Netz finden können
IT-Experten waren nach dem zeitgleichen Ausfall der drei Apps, die alle zum selben Mutterkonzern gehören, zunächst von Problemen bei den so genannten DNS-Servicediensten ausgegangen. Diese sorgen dafür, dass eine Adresse, die von Hand oder durch eine Software in den Browser getippt wird, am Ende für den Computer in eine IP-Adresse umgewandelt wird und die Seite so angesteuert werden kann.
Fehlt dieser Eintrag oder kommt es hier zu einer Störung, ist das in etwa so, als würden sämtliche Ein- und Ausfahrtsschilder bei einer Autobahn verschwinden. PC oder Smartphone wissen dann nicht mehr, wohin sie den Nutzer leiten sollen, wenn dieser auf Facebook.com gelangen möchte oder eine WhatsApp-Nachricht abschicken möchte.
Der Technikchef des Cloud-Dienstleisters Cloudflare John Graham-Cunning verwies auf Twitter in dem Zusammenhang darauf, dass sich Facebook durch Fehler beim "Board Gateway Protocol" quasi selbst aus dem Netz genommen habe. Dieses Protokoll sei dafür zuständig, wie einzelne Netzwerke über Datenpakete miteinander kommunizieren.
Gleichzeitig habe die extreme Flut an Anfragen von Nutzern, die weiterhin versucht haben, auf die Dienste zuzugreifen, zu Traffic-Problemen bei anderen DNS-Anbietern geführt, bei denen teilweise Engstellen entstanden. Facebook-Vize Janardhan entschuldigt sich im Namen des Unternehmens bei den betroffenen Nutzern und Firmen und verweist darauf, dass durch die erzwungene Auszeit keine Nutzerdaten in Mitleidenschaft gezogen worden seien.
Rund 3,5 Milliarden User nutzen eine der drei Apps oder gleich mehrere davon
Bei der Behebung der Störung sei erschwerend hinzugekommen, dass auch interne Systeme von Facebook und Co. ausgefallen waren und die IT-Experten deshalb teilweise keinen Fernzugriff mehr hatten, sondern die betroffenen Server von Hand neu starten mussten. Der New York Times liegen Berichte vor, dass Facebook-Mitarbeiter teilweise aus ihren eigenen Büros ausgesperrt gewesen sein sollen, weil die elektronische Türsteuerung nicht mehr funktioniert habe.
Die massiven Probleme waren erstmals am Montagabend gegen 18 Uhr deutscher Zeit aufgetreten. Betroffene Nutzer konnten plötzlich keine Nachrichten mehr über WhatsApp verschicken oder empfangen. Bei Facebook und Instagram kam es teilweise zu Login-Problemen. Bei den meisten Usern ließen sich die Inhalte nicht mehr aktualisieren, der Feed zeigte nur alte Beiträge an, die schon vorher auf dem Endgerät in den Zwischenspeicher geladen waren. Viele Nutzer bekamen Fehlermeldungen angezeigt.
Erst nach Mitternacht wurden dann nach und nach wieder die ersten Funktionen verfügbar. Am Dienstagmorgen liefen alle drei Plattformen wieder nahezu vollständig stabil. Weltweit nutzen rund 3,5 Milliarden Menschen mindestens einen der drei Dienste des Facebook-Konzerns. Für diesen und CEO Mark Zuckerberg hatte der Komplettausfall auch milliardenschwere finanzielle Verluste zur Folge.
dpa / (fw)