Den Unterstützern ging es bei der Fahrraddemo darum, ein Zeichen für mehr Sozial- und Klimagerechtigkeit zu setzen
Hunderte Aktivisten der Klimastreik-Bewegung Fridays For Future, Unterstützer der Gewerkschaft ver.di und von anderen Gruppierungen haben am späten Freitagnachmittag (18.06.2021) mit einer Fahrraddemo in Freiburg schärfere Maßnahmen gegen den Klimawandel gefordert.
Angemeldet für die Kundgebung am Platz der Alten Synagoge waren laut Veranstalter rund 600 Teilnehmer - erschienen sind nach ersten Schätzungen deutlich mehr. Von der Freiburger Kommunalpolitik haben die Unterstützer der Bewegung noch stringentere Einhaltung der eigenen Klimaziele gefordert und eine klimaneutrale Stadt bis zum Jahr 2030.
Konkret bemängeln die Aktivisten, dass Freiburg dieses Ziel nach eigenen Angaben voraussichtlich nicht erreichen wird. Ginge es nach Fridays For Future, müsste es im Breisgau schon längst mehr Photovoltaikflächen auf Gebäuden geben, eine stärkere Bebauung in die Höhe, um den Flächenverbrauch zu reduzieren und auch die Themen Begrünung und ökologische Landwirtschaft gehen ihnen in der Green City Freiburg nicht weit genug.
Hinzu komme das Problem, dass der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs aus Sicht der Initiative nicht attraktiv genug für eine Mobilitätswende ist. Anstatt steigender Preise für Einzelfahrscheine und Monatskarten, wie sie zuletzt der Regio-Verkehrsverbund Freiburg angekündigt hatte, fordern sie stärkere Subventionen, um den Menschen günstigeres, vielleicht sogar kostenlosen Bus- und Bahnfahren zu ermöglichen.
Freiburgs Rathauschef hält die Kritik grundsätzlich für berechtigt
Bei Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn rennen die Klimastreik-Aktivisten dabei teilweise offene Türen ein. Auch er bemängelt, dass ausgerechnet Freiburg hinter den gesteckten Klimazielen von Land und Bund voraussichtlich zurückbleiben wird. Horn sieht dabei grundsätzlichen Handlungsbedarf. Das Argument, dass kein Geld für die Umsetzung zusätzlicher Klimaschutzmaßnahmen vorhanden sei, will er nicht gelten lassen.
Wenn erst die Folgen des Klimawandels auch bei uns stärker zu spüren sind, wird das nach seiner Überzeugung weitaus größere Summen verschlingen als die jetzt nötigen Ausgaben. Der Rathauschef will deshalb mit Unterstützung des Gemeinderats die städtischen Klimaziele im Vergleich zu den letzten Jahren noch einmal verschärfen.
Demonstrationszug sorgt für lange Staus im Feierabendverkehr rund um die Innenstadt
Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, sind die Besucher der Fridays-For-Future-Kundgebung im Anschluss mit Fahrrädern über den Friedrichs- und Schlossbergring auf die Bundesstraße B31 gezogen. Die Polizei musste dafür den laufenden Feierabendverkehr auf der wichtigen Hauptverkehrsachse durch Freiburg unterbrechen.
Die beiden Stadttunnel wurden aus Sicherheitsgründen für den Demonstrationszug von Kirchzarten kommend stadteinwärts gesperrt. Es entstanden in beide Fahrtrichtungen vorübergehend kilometerlange Staus. Auch viele Ausweichstrecken durch die Freiburger Wohngebiete waren für den Zeitraum von rund 45 Minuten teils völlig überlastet.
Ein Polizeisprecher vor Ort bezeichnete die Lage während der Demonstration aus Sicht der Einsatzkräfte als organisatorisch herausfordernd, aber absolut friedlich. Auch die Abstandsregeln wegen der Coronapandemie wurden demnach weitestgehend gewahrt. Viele Teilnehmer der Fahrraddemo trugen trotz heißer Temperaturen bis zum Start der Rundfahrt auch eine Mund-Nasen-Bedeckung.
Blick auf die anstehende Bundestagswahl am 26. September
Der Protest in Freiburg war dabei Teil eines bundesweiten Aktionstages in über 30 Städten. Unter dem Motto #Aufbruchsklima hat sich Fridays For Future dabei mit Initiativen für Migranten, Gewerkschaften, Kirchen oder auch Sportvereinen zusammengeschlossen.
100 Tage vor der anstehenden Bundestagswahl im Herbst ging es ihnen nach eigener Aussage darum, ein gemeinsames Zeichen für mehr Sozial- und Klimagerechtigkeit zu setzen. Nachdem sich die Klimastreiks der Bewegung während der Corona-Pandemie monatelang aufs Digital verlagert hatten, kündigt sie ab sofort wieder wöchentliche Protestaktionen auf den Straßen an.
(fw)