Der Vorstoß soll dafür sorgen, dass nur die Menschen auch Hunde halten, die sich gut genug mit ihren Verhaltensweisen auskennen
Auch im Südwesten sollen Hundebesitzer schon bald unter Beweis stellen müssen, dass sie mit ihrem Tier auch richtig umgehen können - und dass der Hund umgekehrt auch auf sein Herrchen oder Frauchen hört. Die grün-schwarze Landesregierung plant für Baden-Württemberg die Einführung eines verpflichtenden Hunde-Führerscheins, heißt es am Montag (03.05.2021) aus Parteikreisen.
Der so genannte Sachkundenachweis steht in mehreren anderen Bundesländern schon heute an der Tagesordnung und beinhaltet für alle Hundehalter einen schriftlichen Test und eine praktische Prüfung. Vor den Augen von Experten sollen sie dabei ihr Wissen über das Sozialverhalten der Vierbeiner unter Beweis stellen. Erst danach gibt es die amtliche Erlaubnis.
Kosten schwanken gut und gerne zwischen 40 und 200 Euro
Ziel der geplanten Regelung ist es, Menschen besser vor Beißattacken zu schützen und den Besitzern und die art-spezifischen Bedürfnisse ihrer Hunde im Sinne des Tierschutzes näher zu bringen. In Niedersachsen kostet der Hunde-Führerschein rund 40 Euro. Manche Hundeschulen verlangen auch gut und gerne das Fünffache davon, bieten dafür aber auch zusätzliche Lerninhalte.
Gerade während der anhaltenden Corona-Krise hat das Interesse an einem eigenen Haustier belegbar zugenommen. Dass dabei bisher fast jeder einen Welpen kaufen konnte, ohne beweisen zu müssen, dass er sich auch richtig um das Tier kümmern kann, das kritisieren Tierschützer und Hundeschulen in Baden-Württemberg schon seit Langem. Am Ende leiden darunter nicht nur die Hunde selbst, sondern sorgen auch beim Menschen für häufigere Einsätze der Ordnungsämter.
Der Landestierschutzverband betont, wie wichtig es deshalb sei, dass die Tiere möglichst von Klein auf beigebracht bekommen, wie sie sich im Rudel mit den Menschen zu verhalten haben. Auch illegaler Welpenhandel sei vor diesem Hintergrund ein ernstes Thema.
Immer mehr Hunde im Südwesten - unklar, wie viele genau
Im Koalitionsvertrag peilen Grüne und CDU zusätzlich eine Kennzeichnungs-, Registrierungs- und Versicherungspflicht für alle Hunde im Südwesten an. Wie viele genau hier überhaupt gehalten werden, darüber gibt es bisher keine offiziellen Daten. Strikt erfasst werden hierzulande bisher nur bestimmte Rassen wie American Staffordshire Terrier, Bullterrier oder Pit Bull Terrier. Sie gelten nach der Polizeiverordnung des Landes in ihrem Wesenstyp als grundsätzlich gefährlich oder aggressiv und werden daher als "Kampfhunde" eingestuft. Wer so einen Hund besitzt, kann umgekehrt mit einem Test beweisen, dass sein Tier sich nicht so verhält.
Einen groben Anhaltspunkt über die Zahl aller anderen Hunderassen gibt es nur beim Finanzamt: Über die Hundesteuer haben die Städte und Gemeinden im Südwesten laut Statistischem Landesamt im Jahr 2020 rund 48 Millionen Euro eingenommen. Ein Jahr davor waren es noch lediglich 46,2 Millionen.
Opposition spricht von Regelungswut
Nicht weit genug gehen die neuen Hunde-Führerschein-Pläne der Opposition im Stuttgarter Landtag. Der tierschutzpolitische Sprecher der FPD-Fraktion Klaus Hoher fände es besser, wenn alle Haustierbesitzer im Land eine bessere Sachkunde im Umgang mit ihren tierischen Begleitern hätten und nicht nur die von Hunden.
Anders als die Pläne der Regierungsparteien würde er lieber auf "Lenken statt Verbieten" setzen. Das Führerschein-Vorhaben beschreibt er vor diesem Hintergrund als Regelungswut und sieht in freiwilligen Fortbildungsangeboten eine bessere Alternative.
dpa / (fw)