KEHL Täterfestnahme nach Fahndung in sozialem Netzwerk
Gestern Abend wurden drei Tatverdächtige nach vorangegangenen „Schockanrufen“ im Raum Kehl festgenommen. Der privat gestartete Fahndungsaufruf einer betroffenen Familie in einem sozialen Netzwerk hat maßgeblich zum Ermittlungserfolg beigetragen.
Am Nachmittag des 7. Juni erhielt eine 75-jährige, aus Osteuropa stammende Frau den Anruf eines jungen Mannes. Dieser bat in dramatischen Worten um Hilfe. Er benötige unbedingt finanzielle Unterstützung. Ein Familienmitglied müsse sich nach einem Unfall einer dringenden medizinischen Behandlung unterziehen. Die Rentnerin glaubte dem Anrufer. Kurz nach dem Telefonat kam es zur Übergabe einer vierstelligen Summe an der Wohnungstür der Frau.
Zufällig betrat der Sohn der Geschädigten genau in diesem Augenblick das Gebäude, in dem sich die Tatverdächtigen nach der Geldübergabe aus dem Staub machten. Da ihm die Unbekannten verdächtig vorkamen, merkte er sich nicht nur deren Aussehen, sondern auch ein Teil des Kennzeichens und das Aussehen des „Fluchtfahrzeugs“.
Nachdem die Mutter ihrem Sohn von der seltsamen Geldübergabe berichtete, wurde bei der Polizei Anzeige wegen Betrugs erstattet. Parallel zur Anzeige bei der Polizei startete der Enkel der Betrogenen einen privaten Fahndungsaufruf nach den Unbekannten und ihrem „Fluchtfahrzeug“ über ein bekanntes soziales Netzwerk.
Gestern Abend fiel Lesern des Fahndungsaufrufes gegen 21.00 Uhr ein roter Audi A4 in der Nähe der Kehler Feuerwehr auf. Da nicht nur das Fahrzeug, sondern auch die Personenbeschreibung der Insassen zur „Social-Media-Fahndung“ passten, wurden diese umgehend zur Rede gestellt. Zeugen, denen das laute Streitgespräch am Kehler „Läger“ verdächtig vorkam, verständigten die Polizei. Beim Eintreffen der Beamten waren Sohn und Enkel der 75-jährigen Dame anwesend. Diese erkannte zwei der drei Tatverdächtigen sofort wieder. Einer vierten Person gelang beim Eintreffen der Polizei unerkannt die Flucht. Zwei 21-jährigen Männern und einer 24-jährigen Frau wurden festgenommen.
Die Ermittlungen der Kripo Offenburg werden zeigen, ob noch weitere im Verlauf der vergangenen Woche bekanntgewordene Fälle auf das Konto der Gruppe gehen. Im Fahrzeug der Verdächtigen und in einer noch gestern durchsuchten Wohnung in Nordrhein-Westfalen wurde umfangreiches Beweismaterial sichergestellt.
Gestern Abend wurden drei Tatverdächtige nach vorangegangenen „Schockanrufen“ im Raum Kehl festgenommen. Der privat gestartete Fahndungsaufruf einer betroffenen Familie in einem sozialen Netzwerk trug gestern maßgeblich zum Ermittlungserfolg bei.
Zum Thema „Schockanrufe“
Die Masche ist immer die gleiche: Ein Anrufer macht seinem Opfer, meist älteren Menschen, glaubhaft, dass sich ein Familienmitglied im Ausland in einer Notlage befindet. Oft ist von angeblichen Unfällen oder kostspieligen Operationen die Rede. Immer wird von einem hohen Bargeldbetrag gesprochen, der für den Angehörigen angeblich die letzte Rettung ist. Für die Übergabe des Betrages wird ein Kurier ins Spiel gebracht, der recht schnell zur Abholung bereit steht. Die Betrüger gehen in ihrer Gesprächstaktik so professionell vor, dass ihnen die völlig schockierten „Angehörigen“ Glauben schenken. Die Opfer sind überrumpelt und geben oft sogar dem schon vor der Tür wartenden „Kurier“ vorhandenes Geld aus dem Sparstrumpf mit.
Die Polizei warnt deshalb vor solchen Anrufen und gibt Verhaltenstipps:
– Beim kleinsten Zweifel bei dem angeblich verletzten Familienmitglied zurückrufen
– Kein Bargeld an Unbekannte ‚Kuriere‘ aushändigen
– Nicht mit Unbekannten zum Geldautomaten gehen
– Keine Namen oder verwandtschaftlichen Beziehungen am Telefon preis geben
– Beim geringsten Verdacht sofort die Polizei informieren – Wählen Sie die 110!