Kretschmann hält Rückkehr in den Regelbetrieb nach den Sommerferien für unrealistisch
Uneinigkeit im Kabinett: Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) haben unterschiedliche Ansichten darüber, ob die Schulen im Land nach den Sommerferien wieder den Regelbetrieb aufnehmen sollen. Kretschmann hält eine Rückkehr zum normalen Schulunterricht im Spätsommer für unrealistisch. Eisenmann will so schnell wie möglich den Präsenzunterricht wieder vollständig aufnehmen.
Bis zu 20 Prozent aller Lehrkräfte zählen zu Risikogruppe
"Unser Kernproblem ist die hohe Zahl der Lehrkräfte und Erzieher, die sich zu den vulnerablen Gruppen zählen. In den Schulen sollen das bis zu 20 Prozent sein", begründete Kretschmann in einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung seine Einschätzung. Mit einer solch großen Anzahl von Lehrkräften, die einer Risikogruppe angehören, sei ein Regelbetrieb wie vor der Pandemie nicht möglich.
Verwundert über die Aussage des Regierungschefs zeigte sich Kultusministerin Susanne Eisenmann. Sie hält nichts von einer pauschalen Absage. "Ziel ist es, auch in den weiterführenden Schulen von Mitte September an einen Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen und so viel Präsenzunterricht wie möglich zu ermöglichen", so die Ministerin. Einschränkungen an einzelnen Standorten seien möglich und voraussichtlich nicht vermeidbar, dennoch solle der normale Präsenzunterricht so weit wie möglich umgesetzt werden.
Attest-Pflicht für Lehrkräfte ab 29. Juni
Mit ihrer Haltung schließt sich Eisenmann den anderen Kultusministern der Länder an, die die Schulen nach den Sommerferien wieder vollständig öffnen wollen. "Um alle Lehrerinnen und Lehrer mit relevanten Vorerkrankungen vor pauschalen Unterstellungen zu schützen und verlässliche Zahlen bei den Risikogruppen zu erhalten, führen wir zum 29. Juni eine Attest-Pflicht für Lehrkräfte ein", kündigte die CDU-Politikerin an.
(br)