Fahrrad, Schnellweg, Fahrradstraße, Freiburg, © Stadt Freiburg

ADAC Baden-Württemberg kritisiert „Corona-Radwege“ und fordert sinnvolles Radnetz

Schnellschüssen in der Verkehrspolitik während der Ausnahmesituation seien nicht zukunftsorientiert

Der ADAC Württemberg warnt vor Schnellschüssen in der Verkehrspolitik aufgrund der Corona-Pandemie. Die Ausnahmesituation durch Corona dürfe laut des Regionalchef des Autoclubs, Dieter Roßkopf nicht als Maßstab für die künftige Verkehrsentwicklung hergenommen werden. Eine dauerhafte Umverteilung des Verkehrsraums lasse sich damit nicht rechtfertigen.

Landeshauptstadt und andere Gemeinden beantragen temporäre Radwege

Wegen des Rückgangs des Auto-Verkehrs während der Corona-Pandemie plant die Stadt Stuttgart an der Theodor-Heuss-Straße und an der Holzgartenstraße die Installation von temporären Radwege. Für weitere temporäre Radwege lägen der Verwaltung Anträge der Gemeinderats-Fraktionen vor, sagte eine Sprecherin der Stadt. Die zeitliche Dauer hänge von der künftigen Verkehrsnachfrage bei Lockerung der Corona-Maßnahmen ab, hieß es.

«Gebt endlich mal Geld aus für gescheite Fahrradwege»

So Roßkopfs Forderung. «Die Radfahrer sollten sich nicht mit dem temporären Abzwacken einer Pkw-Spur zufrieden geben», sagte er. Auch die Emissionen seien für die Radler an Hauptverkehrsadern nicht zumutbar. Zudem werde man so Staus auslösen auf den verbliebenen Pkw-Spuren. Roßkopf forderte stattdessen Extraradwege auf Nebenstraßen.

Viele Autofahrer wollen ihre Fahrzeuge bei Lockerung wie zuvor oder sogar mehr nutzen

«Die pandemiebedingte Verkehrsreduktion wird nicht in alle Ewigkeit bleiben», sagte Roßkopf. Nach einer aktuellen ADAC-Umfrage zum Mobilitätsverhalten wollten zwei Drittel der befragten Autofahrer das Auto künftig unverändert nutzen, 16 Prozent sogar mehr als zuvor. Der motorisierte Individualverkehr sei für urbane Bereiche nicht das «selig machende Modell der Zukunft», räumte Roßkopf ein. Auch der ADAC wolle Radwege als Alternative zum Auto, aber keine Schnellschüsse. Er vermisse ein langfristiges Verkehrskonzept, das alle Verkehrsteilnehmer gleich gewichte, sagte Roßkopf.

(dpa/mt)