Vor nicht einmal einem Monat hatten ihn die Bürger noch einmal zu ihrem Gemeindeoberhaupt gewählt
Der Bürgermeister der elsässischen Grenzgemeinde Saint-Louis Jean-Marie Zoellé ist an den Folgen einer Covid-19-Infektion gestorben. Das berichten am Montagnachmittag (06.04.2020) mehrere französische Medien übereinstimmend und berufen sich dabei auf die Aussagen seiner Familie.
Der 75-jährige wurde demnach Ende März wegen eines akuten Atemstillstands aus einer Klinik in Mulhouse über nach Deutschland in das St.-Petrus-Krankenhaus nach Bonn gebracht. Dort haben Ärzte um sein Leben gekämpft, am Montag ist er aber trotz aller Bemühungen von Medizinern und Pflegekräften verstorben.
Die Bürger in Saint-Louis hatten Zoellé erst vor Kurzem bei der letzten Kommunalwahl am 15. März mit 84 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt. Damals hatte er scharfe Kritik geäußert, dass die Wahl trotz der grassierenden Pandemie überhaupt durchgeführt wurde.
Keine Trauerfeier, stattdessen E-Mail-Adresse für Kondulenzwünsche eingerichtet
Der Präsident der Region Grand Est Jean Rottner nannte ihn in einem kurzen Nachruf im Internet einen begeisterten Politiker und einen "Mann der Überzeugung, der genau wusste, wie man Dingen Ausdruck verleiht".
In der elsässischen Gemeinde wird es wegen der weiterhin geltenden Vorsichtsmaßnahmen gegen eine weitere Ausbreitung des Coronavirus voraussichtlich keine Trauerfeier für den verstorbenen Bürgermeister geben können, schreibt seine Familie. Für die Anteilnahme wurde stattdessen im Rathaus die E-Mail-Adresse hommageaumaire@ville-saint-louis.fr eingerichtet.
Mit etwas mehr als 21.000 Einwohnern ist Saint-Louis die drittgrößte Kommune im französischen Département Haut-Rhin. Sie liegt in direkter Nähe zur südbadischen Stadt Weil am Rhein und der schweizerischen Metropole Basel und ist Teil von vielen grenzüberschreitenden Projekten im Dreiländereck.
Das südliche Elsass gilt innerhalb von Frankreich als einer der größten Hotspots für die Ausbreitung des Coronavirus. Das Robert-Koch-Institut hat die Region Grand Est als offizielles Risikogebiet eingestuft, nachdem im Umland von Mulhouse die Infektionszahlen nach einer Großveranstaltung im Februar massiv in die Höhe geschossen waren.
(fw)