Knapp eine Stunde lang hat sich der Oberbürgermeister mit seinen Experten live den Fragen der Bürger gestellt
In einem Livevideo hat Freiburgs Stadtoberhaupt Martin Horn (parteilos) am Dienstagabend (24.03.2020) auf Facebook viele Fragen aus der Bevölkerung zur aktuellen Situation angesichts der Coronakrise beantwortet. Wir möchten an dieser Stelle die wichtigsten Informationen aus diesem Gespräch für Sie zusammenfassen:
Leichter Anstieg bei den Infektionszahlen trügerisch - Lage in Baden-Württemberg immer ernster
Grundsätzlich warnt der Oberbürgermeister angesichts der Infektionszahlen vor einem zu frühen Aufatmen. Mit Stand Dienstag gibt es in Freiburg aktuell 230 Infizierte - nur ein geringer Zuwachs von vier Personen im Vergleich zum Vortag. Fast gleich viele Coronavirus-Patienten sind momentan außerdem im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald gemeldet.
Doch die Zahlen können leicht täuschen: Erstens zeichnet sich ab, dass die Testergebnisse aus der Region teilweise erst verzögert in die Statistik mit einfließen. Zweitens sind die Infektionen in ganz Baden-Württemberg innerhalb eines Tages noch einmal drastisch um 1537 Fälle angestiegen. Wahrscheinlich wird auch die Entwicklung in der Region deshalb in den nächsten Tagen noch einmal deutlich nach oben korrigiert werden müssen.
Größte Herausforderung in der Nachkriegsgeschichte unseres Landes
Die wirtschaftlichen Folgen der Krise sind aus Sicht des Oberbürgermeisters die wahrscheinlich größte Herausforderung in der Nachkriegsgeschichte unseres Landes. Er sichert den betroffenen Unternehmen die Unterstützung der Stadt und ihren Fördermöglichkeiten zu, sieht aber vor allen Dingen Bund und Land in der Pflicht - und zwar genau in dieser Reihenfolge und erst danach die Kommunen. Jeder Euro, der bei den Steuereinnahmen der Stadt gerade wegbricht, wäre normalerweise in Investitionen für die Allgemeinheit geflossen, also in Schulen, Kitas, Museen, Theater und unzählige öffentliche Projekte.
Gleichzeitig ruft Horn jeden einzelnen Bürger nun dazu auf, die regionalen Geschäfte, Handwerker, Freiberufler und andere Branchen in der Krisenzeit zu unterstützen. Um keinen negativen Dominoeffekt in der südbadischen Wirtschaft auszulösen, komme es jetzt auf jeden Auftrag an die lokalen Betriebe an.
Entlastung für Eltern und Entgegenkommen der städtischen Behörden
Ein großes Thema sind derzeit auch die Gebühren für Eltern mit Kindern in Kitas und Kindergärten. Hier hat das Land Baden-Württemberg am Dienstagabend eine einheitliche Regelung gefunden. Städtische Einrichtungen in Freiburg setzen ihre Gebühren vorübergehend aus, kündigte Horn an.
Für die privaten Einrichtungen gilt diese Regelung allerdings noch nicht. Martin Horn wird dazu am Mittwoch weitere Gespräche führen und fordert die Landesregierung auf, auch dafür eine einheitliche Vorgabe zu finden. Weitere Infos könnten schon in den nächsten Tagen folgen.
Auch abseits der Kinderbetreuung kündigt Horn an, dass in bestimmten Fällen Steuerstundungen möglich sein sollen und die Stadtverwaltung vorerst auf Mahngebühren und Vollstreckungen verzichtet.
Stadtjubiläum soll jetzt das Miteinander während der Krise in den Vordergrund stellen
Weil viele der fast 1000 Events im großen Jubiläumsjahr 2020 der Stadt Freiburg ausfallen müssen, stellt die Stadt zum 900-jährigen Jubiläum nun ihr Motto #freiburghältzusammen in den Vordergrund. Sie möchte statt der gemeinsamen Feiern nun eine Plattform bieten, wo sich Freiburger mit ihren Ideen und Hilfsangeboten während der Krise an Freiburger wenden können.
Das beinhaltet ehrenamtliches Engagement ebenso wie gemeinsames Musizieren von Balkonen und Fenstern aus oder Videos in den sozialen Netzwerken. Für die fussballfreie Zeit wünscht sich Martin Horn außerdem am kommende Samstag zur typischen Anstosszeit um 15:30 Uhr eine gemeinsame Aktion. Genauere Informationen darüber werden noch folgen.
Zu Fragen rund um das Corona Virus hat die Stadt Freiburg auf ihrer Webseite eine Sammlung der am häufigsten gestellten Fragen eingerichtet. Die Stadtverwaltung möchte den Bürgern damit eine zusätzliche Anlaufstelle bieten, an der sich Antworten auf wiederkehrende Fragen finden lassen. Darüber hinaus beantworten 16 Experten aus dem Rathaus und den einzelnen Ämten zusätzliche Anliegen unter der Service-Rufnummer 115.
(ms) / (fw)