"Oase" in Freiburg überbelegt, Essenstreff etabliert Take-away-Essensausgabe
In der Freiburger Obdachlosenunterkunft werden die Betten knapp. Um den durch die Corona-Ausbreitung gebotenen sozialen Abstand einzuhalten, weicht die Notunterkunft für Wohnungslose in ein zusätzliches Gebäude aus. Beim Freiburger Essenstreff gibt es weiterhin Mahlzeiten, allerdings nur noch draußen und unter Hygieneauflagen. Noch reichen die Lebensmittel.
Die Stadt, das Land, die Nation hält angesichts der Corona-Krise inne und verfolgt die immer neuen und strengeren Verordnungen, die seitens der Behörden tagtäglich verhängt werden. Besonders schwierig ist die aktuelle Situation für wohnungslose Menschen. Sie können nicht einfach in der Wohnung bleiben und sind auf Unterstützung angewiesen. Nach wie vor nehmen viele die Hilfsangebote wahr, doch in Zeiten der Epidemie stoßen auch die Anlaufstellen für Obdachlose an Grenzen.
Essen auf eigene Gefahr
Im Essenstreff, der zentralen Essensausgabe in der Schwarzwaldstraße in Freiburg, lässt man momentan niemanden mehr ins Innere. Wo sonst zahlreiche Menschen gemeinsam am Tisch essen, bleiben die Stühle nun leer. Lediglich die Mitarbeiter dürfen hinein - und verteilen die Mahlzeiten aus dem Fenster hinaus, wie bei einem Straßenimbiss. Außerdem wurde draußen eine Kiste aufgestellt. Die Lebensmittel dürfen mitgenommen werden, allerdings mit dem schriftlichen Hinweis: "Auf eigene Gefahr".
Nicht viele helfen freiwillig
Eine Mitarbeiterin schildert, wie schwierig es derzeit sei, freiwillige Helfer zu mobilisieren, da diese verständlicherweise kein Risiko für die eigene Gesundheit eingehen wollten. Neben der Stammbelegschaft helfen derzeit drei Ehrenamtliche mit, die sonst in der Gastronomie arbeiten. Die Lebensmittel, die verteilt werden, stammen ebenfalls aus Gastro-Betrieben, die vorübergehend schließen mussten. Sollte die Ausgangssperre tatsächlich noch zwei Wochen oder länger dauern, ohne dass Betriebe wieder öffnen dürften, werde es allerdings eng mit der Versorgung, glaubt die Mitarbeitern. "Was dann kommt, wissen wir noch nicht."
Eine Ausgangssperre für Obdachlose sei so oder so heikel, findet sie, denn viele hielten sich natürlich draußen auf. "Ausgangssperre hieße ja, dass jeder ein Dach über dem Kopf haben muss. Nach dieser Interpretation wäre das ja sehr positiv."
Die Oase ist sogar überbelegt."
In der Unterkunft Oase ist der Betrieb derweil sichergestellt, versichert Boris Gurdial, Leiter des zuständigen Amtes für Soziales und Senioren. Allerdings lasse man nur noch nachweislich wohnungslose Menschen nach vorheriger Kontrolle am Eingang hinein.
"Die Oase ist im Moment sogar überbelegt, deshalb wurde ein anderes Haus in der Wiesentalstraße umfunktioniert, das eigentlich für Geflüchtete gedacht ist", erklärt Gurdial. Bis zuletzt mussten sich in der Oase mehrere Bewohner ein Zimmer teilen. Wünschenswert wäre es, zur Isolation Einzelzimmer zu haben. "In der Praxis ist das nicht möglich, deshalb sind die Schlafzimmer jetzt mit je zwei Betten belegt."
Die meisten Obdachlosen haben Verständnis für die derzeitige Ausnahmesituation und versuchten im Rahmen ihrer Möglichkeiten, eine Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern, heißt es bei Oase und Essenstreff.
(br)