23.000 ausgebildete Musiklehrer fehlen in ganz Deutschland
Der Deutsche Musikrat schlägt Alarm. Denn viele Schüler hätten keine hinreichende Chance auf musikalische Bildung in der Grundschule, weil der Musikunterricht zu oft ausfällt. Gründe dafür sind zu wenig ausgebildete Lehrkräfte. Der Musikrat fordert Landesregierungen, Schulbehörden und Hochschulen auf entschlossen dagegen zu handeln.
An den Grundschulen in Deutschland fehlen Musiklehrer. Das haben der Deutsche Musikrat, die Konferenz der Landesmusikräte sowie die Bertelsmann Stiftung in einer gemeinsam beauftragten bundesweiten Erhebung festgestellt. In Baden-Württemberg sind sechs Stunden Musikunterricht vorgesehen. Wie viele davon tatsächlich ausfallen, ist nicht erfasst. Fest steht aber, dass 65 Prozent des Musikunterrichts von fachfremden Lehrern – also ohne Musikstudium – unterrichtet wird. Es fehlen, laut Deutschem Musikrat, über 4.600 Musiklehrer um den gesamten Stundenbedarf für Musik fachgerecht abzudecken. Außerdem rechnet die Studie mit einem Anstieg der Schülerzahlen um knapp 13% in den nächsten zehn Jahren.
Nicht genug neue Musiklehrer kommen nach
Neue Absolventen kommen in den nächsten Jahren zwar dazu, die pädagogischen Hochschulen im Land haben aber zu wenig Neuimmatrikulierte. An der PH Freiburg sind es aktuell 23 Erstsemester für Musik an der Grundschule. Bei einer Verbleibsquote von etwa 71 Prozent rechnet der Deutsche Musikrat mit rund 500 Absolventen bis 2028. In Anbetracht der Altersstruktur der Musiklehrkräfte und des An-stiegs der Schülerzahlen, reichen die Absolventenzahlen und die neu immatrikulierten Lehramtsstudierenden mit dem Fach Musik nicht aus, um den Ersatzbedarf zu decken oder den schon heute hohen Anteil fachfremd erteilten Musikunterrichts zu verringern, so die Mitteilung.
Christian Höppner, Generalsekretär des Deutschen Musikrates ist besorgt:
Das Ergebnis dieser Studie ist ein Weckruf. Wenn Politik und Gesellschaft jetzt nicht handeln, ist die musikalische Bildung an Grundschulen bald Vergangenheit – und damit ein zentraler Baustein für die Persönlichkeitsbildung Heranwachsender. Musikalische Bildung gehört zu den elementaren Kulturtechniken einer humanen Gesellschaft. Deshalb sind jetzt die Parlamente und Regierungen der Länder aufgefordert, die finanziellen Voraussetzungen für eine qualifizierte und kontinuierliche musikalische Bildung zu schaffen.“
Gemeinsam mit seinen Kollegen fordert er einen bedarfsgerechten Ausbau der Studienkapazitäten, Erhöhung des Stundenanteils, sowie eine Übergangsphase und die Gewinnung von Quereinsteigern.
In Baden-Württemberg unterrichten über 200 Musiklehrer in der Grundschule, für fast 20.000 Klassen.
(dk)