Trainer Peter Russell kehrt als Gegner in die alte Heimat zurück
Der EHC Freiburg bereist wieder einmal die britischen Inseln und spielt zwei Partien gegen den Ex-Klub des neuen Tainers Peter Russell, Glasgow Clan. Am Samstag und Sonntag steigen die Partien, anlässlich derer EHC- und Clan-Fans ein gemeinsames Eishockeyfest veranstalten wollen. Hitziger wird es auf dem Eis zugehen - denn die Schotten haben noch eine Rechnung mit ihrem ehemaligen Chefcoach offen. Nach der Reise ins schottische Dundee während der Vorjahres-Saisonvorbereitung ist es der zweite Trip nach Großbritannien für die Wölfe.
Für das Rudel stehen am Wochenende zwei ganz besondere Testspiele auf dem Programm. Der DEL-2-Klub aus dem Breisgau gastiert beim schottischen Erstligisten Glasgow Clan, dem Ex-Klub von EHC-Trainer Peter Russell, der im Sommer an die Ensisheimer Straße gewechselt war. Über 100 Freiburger Fans dürften ihrer Mannschaft in die schottische Metropole folgen und werden den Briten dabei einen Eindruck von südbadischer Eishockeykultur vermitteln. Brexit? Auf dem Eis spielen solche Gedanken keine Rolle, denn unter Fans und Verantwortlichen wird, trotz begründeter Rivalität, das Miteinander gelebt.
Russell rechnet mit zwei schwierigen Spielen
Weniger spaßig dürfte das Wiedersehen mit dem ehemaligen Arbeitgeber für Coach Russell selbst werden. Die Fans der Glasgow Clan waren nämlich "not amused", dass der 45-Jährige nach einem von drei Vertragsjahren von seiner Ausstiegsklausel Gebrauch machte - und auch der Verein selbst hatte keinen Hehl aus seiner Enttäuschung gemacht. "Verrat", hieß es daraufhin auf den Social-Media-Kanälen des britischen Erstligisten. Russell folge dem Ruf des Geldes, lautete der Vorwurf aus der Anhängerschaft. Wer die finanziellen Gegebenheiten bei den Wölfen kennt, kommt allerdings nicht umher, zumindest diese These anzuzweifeln. Der Trainer selbst gibt sportliche Gründe für seinen Wechsel an. "Die Chance, in der DEL 2 Erfahrung zu sammeln, kommt nicht alle Tage", findet Russell. Es sei schon immer ein Traum gewesen, in Deutschland als Trainer zu arbeiten.
"Das wird sicher eine andere Erfahrung, als damals, als ich noch dort war", glaubt der Coach und grinst. Seine Equipe kann er indes bestens auf den Gegner vom Wochenende einstellen - immerhin kennt er den Clan, wie kaum ein anderer. "Das wird eine harte Erfahrung, zwei schwierige Spiele gegen eine wirklich gute Mannschaft", glaubt der Ex-Clan-Cheftrainer.
Defensive als Schlüssel zum Erfolg
In der intu Braehead Arena, der hochmodernen Sielstätte der Puckjäger aus Glasgow, wird es voraussichtlich heiß hergehen, wenn Clan und Wölfe aufeinander treffen. Das Heimteam gilt als Favorit für die beiden Testspiele. Doch die Breisgauer wollen ihnen mit disziplinierter Defensivarbeit und ihrem schnellen Umschaltspiel Paroli bieten. Die Anhängerschaft der Wölfe erwartet derweil ein umfangreiches Rahmenprogramm in der größten Stadt Schottlands, mit Fantreffen, gemeinsamen Stadtführungen und den Besuchen der beiden Spiele, die am Samstag, 19 Uhr, und Sonntag, 16 Uhr beginnen. Für die Glasgower Fans ist es die erste Gelegenheit nach der Sommerpause, ihre Mannschaft auf dem Eis zu sehen.
Die zurückliegenden Vorbereitungsspiele dürften allen Hoffnung gemacht haben, die es mit dem EHC halten. Verloren die Wölfe ihr erstes Testspiel gegen den Schweier Zweitligisten HC Sierre noch mit 1:3, revanchierte sich die Russell-Equipe vergangene Woche mit einem 2:1-Sieg auf heimischem Eis. Anschließend wurde die Mannschaft im Rahmen des Stadionfestes an der Franz-Siegel-Halle präsentiert. Wenige Tage später zeigten die Freiburger beim 4:0-Heimerfolg gegen den französischen Erstligisten Étoile Noire de Strasbourg eine starke Leistung an beiden Enden des Eises gegen einen - zugegebenermaßen - nicht ebenbürtigen Gegner.
Schauen, welche Möglichkeiten sich ergeben"
Auch einige der Neuzugänge bei den Wölfen zeigten in den bisherigen Testspielen und im Training bereits, welchen Wert sie für die Mannschaft haben können. Rückkehrer Chris Billich, der die vorangegangene Saison bei den Dresdner Eislöwen absolviert hatte, spielt, als wäre er nie weg gewesen. Die Importspieler Cam Spiro, Luke Pither und Nick Pageau präsentieren sich als technisch beschlagene Führungsspieler. Und auch die jungen Cracks scheinen bereit, Verantwortung zu übernehmen. Der 21-jährige Stürmer Louis Trattner präsentiert sich physisch stark und geht dahin, wo es weh tut. Auch der erst 19-jährige Georgiy Saakyan konnte seine Torgefahr schon unter Beweis stellen. Als starker Rückhalt bewies sich auch Torhüter Ben Meisner. Wenn nun noch die angeschlagenen Spieler - unter ihnen Leistungsträger wie Jozef Balej, Alexander Brückmann und Tobias Kunz - zurückkehren, dürfte der Kader nochmals breiter daherkommen.
Härtetest auf der Insel
Das Wochenende in Glasgow dürfte für die Wölfe nun der erste echte Härtetest werden. Die Schotten sind eingespielt und kennen Peter Russells System. Die Mannschaft ist talentiert und gespickt mit zahlreichen ausländischen Profis aus Nordamerika und Skandinavien. Peter Russells Marschroute: "Wir müssen geduldig sein, defensiv sicher stehen und schauen, welche Möglichkeiten sich für uns ergeben."