Elf junge Männer sind angeklagt
Mehr als acht Monate nach der mutmaßlichen Gruppenvergewaltigung einer 18-Jährigen in Freiburg beginnt am Mittwochmorgen (26.06.2019) der Prozess am Freiburger Landgericht. Die Tat im Oktober 2018 hatte deutschlandweit für Entsetzen gesorgt. Die Stadt Freiburg und das Land Baden-Württemberg hatten danach ihre Sicherheitspartnerschaft weiter ausgebaut. Angeklagt sind insgesamt elf junge Männer: acht Syrer zwischen 19 und 30 Jahren, ein 23-jähriger Iraker, ein 18-jähriger Algerier und ein 25-jähriger Deutscher.
Ihnen wird Vergewaltigung und unterlassene Hilfeleistung vorgeworfen
Die Staatsanwaltschaft Freiburg wirft den elf Angeklagten Vergewaltigung in Tateinheit mit unterlassener Hilfeleistung vor. Der 22-jährige mutmaßliche Haupttäter muss sich außerdem wegen Anstiftung zur Vergewaltigung und gemeinschaftlichen unerlaubten Drogenhandels verantworten. Einem weiteren Angeklagten wird ebenfalls unerlaubter Drogenhandel vorgeworfen.
Mindestens ein Verdächtiger wird noch gesucht
In der Nacht auf den 14. Oktober 2018 soll der mutmaßliche Haupttäter in einem Club in der Hans-Bunte-Straße im Freiburger Industriegebiet-Nord einer 18-Jährigen eine Ecstasy-Pille verkauft und ihr dann einen Drink mit K.o.-Tropfen gegeben haben. Danach soll er die junge Frau in ein nahegelegenes Wäldchen gebracht und sie dort vergewaltigt haben. Mindestens elf weitere Männer sollen sich danach ebenfalls an dem wehrlosen Opfer vergangen haben. Mindestens ein Verdächtiger ist noch immer auf freiem Fuß. Gegen einen 33-jährigen deutschen Verdächtigen wird unterdessen nicht mehr ermittelt, weil die Indizien gegen ihn nicht für eine Anklage ausreichen. Es ist nicht auszuschließen, dass es noch weitere Täter gab.
Größter Strafprozess in der Geschichte des Landgerichts
Nach Angaben von Gerichtspräsident Andreas Neff ist es der bisher größte und ungewöhnlichste Strafprozess in der Geschichte des Freiburger Landgerichts. Allein für die Verlesung der Anklage und die Aussagen der Beschuldigten sind drei Verhandlungstage eingeplant. Insgesamt hat das Gericht bis kurz vor Weihnachten 27 Verhandlungstage angesetzt. Befragt werden sollen 47 Zeugen und fünf Sachverständige – drei psychiatrische und zwei rechtsmedizinische.
Logistische Herausforderung
Es wird erwartet, dass die Öffentlichkeit von Teilen der Verhandlung ausgeschlossen wird, um das Opfer der Tat zu schützen. Allein die Anfahrt der elf Angeklagten ist eine logistische Herausforderung: Der Innenhof des Landgerichtes musste umgebaut werden, um Platz für die Gefangenentransporter zu machen. Im Gerichtssaal selbst wurde ein Teil der Sitzreihen entfernt, damit alle Prozessbeteiligten Platz finden. Außerdem hat das Landgericht erhöhte Sicherheitsmaßnahmen angekündigt. Es wird ein großes öffentliches und mediales Interesse erwartet. Der Prozess wird voraussichtlich fast sechs Monate dauern. Ein Urteil könnte es Mitte Dezember geben.
(rg)