Erst vor wenigen Tagen hatten Polizisten ein besetztes Haus in der Guntramstraße geräumt
Knapp zwei Wochen nach einer Hausbesetzung in Freiburger Stadtteil Stühlinger haben linke Aktivisten der Kampagne "Wohnraum gestalten" am Donnerstagnachmittag (20.12.2018) weiteren Wohnraum in der Stadt besetzt. Es handelt sich dabei um das direkte Nachbargebäude des heutigen Essenstreffs für bedürftige und wohnungslose Menschen im Stadtteil Wiehre. Das denkmalgeschützte Dreikänigshaus wird von verschiedenen sozialen Organisationen genutzt, der westliche Flügel steht seit einem Brand aus dem Jahr 2015 mit anschließendem Abriss des Mittelteils leer.
Besetzer wollen vor Ort Reparaturen durchführen
Die Hausbesetzer möchten aus dem Gebäude wieder einen sozialen Treffpunkt machen und es auch als Wohnraum nutzen, heißt es in einer schriftlichen Mitteilung, die der baden.fm-Redaktion vorliegt. Als erste Schritte wollen sie in Eigenregie das Dach reparieren und die Räume nach und nach wieder instandsetzen. Im Erdgeschoss haben sie die Ladenfläche kurzerhand zu einem selbstverwalteten Café umfunktioniert, um etwa auch mit Anwohnern und interessierten Besuchern in Kontakt zu kommen.
Hintergrund der Aktion ist nach eigener Aussage, ein Zeichen gegen Leerstand und die aktuelle Wohnpolitik der Stadt Freiburg zu setzen und für sozial verträglichen, kostenlosen und selbst gestalteten Wohnraum. Dafür hatten die Aktivisten bereits zum Monatsbeginn angekündigt, dass es in Zukunft vermehrt zu Hausbesetzungen in Freiburg kommen könnte.
Stadt lässt das Gebäude räumen
Auch der Freiburger Gemeinderat hat über das Thema bereits in jüngster Zeit noch einmal lebhaft debattiert. Oberbürgermeister Martin Horn appellierte an die Funktion des Rechtsstaates, der solche Besetzungen als mögliche Straftat grundsätzlich nicht dulden kann. Auch jetzt hat die Stadtverwaltung erneut Strafanzeige erstattet und damit eine polizeiliche Räumung in die Wege geleitet. Es besteht damit der Verdacht auf Hausfriedensbruch. Seit dem Nachmittag ist die Polizei bereits mit einigen Kräften vor Ort, um die Lage zu sondieren. Gegen 17:30 Uhr haben die Beamten begonnen, die einzelnen Räume zu durchsuchen. Später heißt es in einem Einsatzbericht, im Inneren des Gebäudes konnte niemand angetroffen werden.
Oberbürgermeister Horn würde statt Besetzungen grundsätzlich lieber auf ein gut geführtes Leerstandskataster setzen. Dabei handelt es sich um ein amtliches Grundstücksverzeichnis mit einer Übersicht, wo genau Wohnraum in der Stadt tatsächlich nicht genutzt wird. Einzelne Stadträte der Fraktionen von SPD, Unabhängige Liste und Grünen hatten die politischen motivierten Aktionen in der Guntramstraße hingegen begrüßt. GAF-Stadträtin Monika Stein teilte auf Twitter ihr Unverständnis über die schnell anberaumte Räumung und verwies auf die Solidarisierung einer Gemeinderatsmehrheit mit der Besetzergruppe.
(fw)