Es ist eines der bereits am längsten geplanten Straßenbauprojekte in Südbaden
Nach über 40 Jahren Vorarbeit soll die Ortsumfahrung für Staufen nun kommen - zumindest in Form eines ersten, großen Bauabschnitts. Die Arbeiten dafür haben Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne), Bürgermeister Michael Benitz und Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer am Dienstag (04.09.2018) offiziell mit einem symbolischen Spatenstich eingeläutet.
Die neue L123 führt zunächst vom Ortseingang über die vorhandene Neumagenbrücke am Gewerbegebiet vorbei, quert westlich der Wohngebiete Falkenstein II und Rundacker die Landesstraße 129 und mündet dann schließlich in die L125. Die ersten Autos sollen Ende 2020 die neue Strecke nutzen können, so der Plan. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 14,1 Millionen Euro, den Löwenanteil davon trägt das Land.
Die Vorarbeiten und die Suche nach Ausgleichflächen waren bereits in den letzten Monaten vorangeschritten. Wenn nun bald die Bagger am Staufener Gaisgraben rollen, dann sollen sie am Ende für eine massive Entlastung der bisherigen Hauptstraße durch Staufen sorgen. Rathaus und Verkehrsministerium gehen von bis zu 80 Prozent weniger Verkehr aus, der dann in Zukunft noch am Fluss Neumagen entlangrollt.
Frei werdende Flächen neben dem Stadtkern sollen genutzt werden
Das soll nicht nur viele Anwohner in Staufen und den umliegenden Gemeinden von Lärm und Abgasen entlasten, sondern auch städtebaulich neue Möglichkeiten eröffnen. Zusammen mit dem Flusslauf ist die bisherige Strecke immer als doppelte Trennwand zwischen historischem Stadtkern und umliegenden Wohngebieten wahrgenommen worden. Mit der Entlastung sollen ganze Stadtteile eine Aufwertung erfahren, verrät Benitz im baden.fm-Interview.
Die geplante Umgestaltung eines Teils der bisherigen Schladerer-Gewerbefläche ist dabei ein besonders deutliches Beispiel. Auf einer Fläche von 11.000 Quadratmetern wird so nun Platz für neuen Wohnraum frei und auch die Rufe einiger Staufener nach einem Bürgerhaus könnten hier realisiert werden.
Mehr als 40 Jahre bis zum Spatenstich
Die ersten Konzepte für die neue Ortsumfahrung waren bereits in den 1970er-Jahren entstanden, seitdem ging es nur sehr langsam voran. Das liegt einerseits an schleppenden Planungen und fehlenden Geldern für die Finanzierung, meint zumindest Hermann. Die neue Straße hatte aber auch in Staufen nicht nur Befürworter hervorgebracht.
Auch die Gegner hatten sich zu einer Bürgerinitiative zusammengeschlossen. Sie hatten bis zuletzt den Flächenverbrauch, drohenden neuen Lärm und auch Eingriffe in die Natur kritisiert. Auch manche Einzelhändler und Gastronomen waren sich über die Folgen zunächst noch unsicher. Vor Gericht hatten sich beide Seiten dann auf einen Vergleich geeinigt. Deshalb muss der zweite Bauabschnitt der L123 bei Grunern in Richtung Münstertal auch vorher erst noch einmal auf den Prüfstand.
Die Ortsumfahrung Staufen ist eine von gerade einmal 31 Neubaumaßnahmen für Straßen des Landes Baden-Württemberg bis zum Jahr 2025.
(fw)