Enkeltrick-Betrüger sind in Südbaden weiter auf dem Vormarsch
Das Polizeipräsidium Freiburg und die Staatsanwaltschaft haben am Donnerstagvormittag (20.07.2017) Alarm geschlagen, weil die Betrugsversuche letztes Jahr um 200 Prozent in die Höhe geschossen sind. Mit Anrufen wird das Opfer erst unter Druck gesetzt und dann um Bargeld oder Wertgegenstände gebracht. Das Polizeipräsidium Freiburg hat vor den Methoden der Betrüger gewarnt und erklärt, wie man sich schützen kann.
Die Einsatzgruppe Anrufe beschäftigt sich seit 2016 gezielt und in enger Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft mit der Verfolgung der kriminellen Banden. Nahezu wöchentlich werden der Polizei Freiburg Vorfälle bekannt. Insgesamt ist die Anzahl der Anrufe im Vergleich zum Vorjahr um 200 Prozent gestiegen. Die Schäden gehen zum Teil in den sechsstelligen Bereich.
Betrüger geben sich als enge Verwandte aus
Die Schockanrufe werden weniger. Bei dieser Methode geben sich Anrufer als Verwandte aus und berichten von Schicksalsschlägen wie einem Unfall und bitten um Geld für einen Krankentransport. Auch beim Enkeltrick, den die Ermittler schon seit Ende der neunziger Jahre kennen, versucht der Anrufer zunächst Vertrauen zu gewinnen. Er beginnt das Gespräch mit der Frage: „Rate mal, wer dran ist...“ oder „Erkennst Du mich etwa nicht?“. Später erfindet er eine Notsituation und bittet deswegen um finanzielle Unterstützung. Immer häufiger täuschen Betrüger auch mit Gewinnversprechen. Sie locken mit einem hohem Gewinn und wollen Geld für Notar- oder Zollbehörden, um den Preis auszahlen zu können.
110 auf dem Display
Besonders kriminell und schädlich für das Sicherheitsgefühl der Betroffenen ist die Taktik des sogenannten Falschen Polizeibeamten. Die Banden arbeiten aus Callcentern in der Türkei und rufen täglich hunderte potenzielle Opfer an. Dabei nutzen sie auch Spoofing-Dienste, das heißt: der Angerufene sieht auf dem Display seines Telefons die Notfallnummer der Polizei 110.
Selbst wenn es den Tätern nicht gelingt, Geld zu erhalten, verunsichert ihr Vorgehen die Opfer zutiefst. Auch das Vertrauen gegenüber den echten Polizisten wird gebrochen, wenn sich Mitglieder der betrügerischen Banden als Beamte ausgeben.
Selbst wenn man misstrauisch ist, kann man auf die Betrüger reinfallen. Die Taktiken werden immer raffinierter und meist bleibt es nicht bei einem einzelnen Anruf. Über Monate werden Opfer bearbeitet, manchmal nach Jahren wieder angerufen und erneut getäuscht. Wer in die Irre geführt wird, schämt sich hinterher oft zu sehr, um den Vorfall zu melden. Ganze Existenzen können zerstört werden, wenn die überwiegend älteren Opfer ihre Konten auflösen und ihr gesamtes Vermögen aus der Hand geben.
Staatsanwältin Dr. Nicole Bettinger empfiehlt grundsätzlich, niemals Informationen zur aktuellen finanziellen Lage am Telefon bekanntzugeben. Vermeintliche Verwandte sollte man immer unter einer bereits bekannten Nummer zurückrufen.