Am Himmel über Südbaden bahnt sich ein Ereignis an, das es so zum letzten Mal vor über 100 Jahren gegeben hat:
Ab Montag, dem 14. November soll von unseren Breitengraden ein so genannter Supermond zu bewundern sein, sagen Astronomen vorher. Um exakt 14:52 Uhr tritt der Erdtrabant dabei wieder in die Vollmond-Phase ein und kommt unserem Planeten dabei so nahe wie schon lange nicht mehr. Zwar hat es bereits diesen Oktober einen ersten Vorgeschmack auf das Spektakel gegeben. Auf ähnliche nahe Tuchfühlung war der Mond in seiner Umlaufbahn um die Erde aber zuletzt am 4. Januar 1912 gegangen. Damals trennten die beiden Himmelkörper gerade einmal 356.375 Kilometer. Aus astronomischer Sicht ein Katzensprung, der allerdings auch diesmal Auswirkungen auf die Erde haben wird:
Je näher der Mond an der Erde ist, desto höher ist die Anziehungskraft. Das kann zu höheren Springfluten führen,
erklärt der Wissenschaftliche Geschäftsführer am Zentrum für Astronomie der Uni Heidelberg Guido Thimm vor dem besonderen Ereignis. Die Folge könnten besnders hohe Fluten und besonders niedrige Ebbephasen in den Meeren sein. Das Hochwasser sammelt sich dann einige Zeit länger und das Niedrigwasser wird noch niedriger als gewohnt. Auf dem offenen Meer mag das kaum zu spüren sein, doch an Meerengen oder Flussmündungen kann man den Effekt oft mit dem bloßen Auge erkennen - besonders wenn dann noch starker Wind in Richtung Land weht.
Auch auf die Erdkruste hat der Mond über seine Gezeitenkräfte Auswirkungen: Der Mond zieht an der einen Seite, die Sonne an der anderen, so Thimm. Dadurch wird die Erdkugel streng genommen eher zu einem Rugbyball, auch wenn diese Verformungen nur klein sind. Gleichzeitig sorgt der Mond durch seine Umrundung dafür, dass die Erdachse stabil bleibt - Leben wäre seit Millionen von Jahren auf unserem Planeten in dieser Form andernfalls nicht möglich gewesen.
Chancen auf freie Sicht auf den Supermond sind grundsätzlich da
Wer nun am Montag von Südbaden aus einen Blick auf das Himmelsspektakel werfen möchte, muss vor allen Dingen auf gutes Wetter hoffen. Der Deutsche Wetterdienst rechnet zwar weiterhin mit größeren Wolkenfeldern, die über den Südwesten hinwegziehen werden. Allerdings glauben die Meteorologen, dass die Wolkendecke nicht so dicht sein wird, dass der Mond dabei komplett verdeckt bleibt. Wo der Himmel also an einigen Stellen auflockert, bestehen gute Chancen, den XXL-Vollmond mit bloßem Auge bewundern zu können. Probleme könnte höchstens noch der Nebel bereiten, der an einigen Gebieten im Weg ist und nur sehr schwer vorhergesagt werden kann. Pragmatischer Tipp vom Wetterexperten daher: Einfach mal rausgucken, die Chancen sind da. Und falls alle Stricken reißen: Bis zum nächsten Supermond müssen wir keine weiteren 100 Jahre warten. Schon im April 2020 bietet sich für uns bereits die nächste Gelegenheit am Himmel.