Die Stadtverwaltung wertet die Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt schon einmal als Zwischenerfolg:
In Freiburg entsteht momentan wieder so viele Wohnraum, wie schon seit vielen Jahren nicht mehr. Allein bis Mitte September haben die Behörden Baugenehmigungen für über 1200 zusätzliche Wohnungen eine Baugenehmigung erteilt, bis Ende des Jahres könnten es an die 1700 werden. Das hat Freiburgs Oberbürgermeister Dieter Salomon heute bekannt gegeben.
Freiburg hofft auf mehr Unterstützung
Als Teil des Freiburger Bündnisses für Wohnen, dem unter anderem auch Vertreter von Mieter- und Vermieterverbänden, sowie der Bauwirtschaft angehören, möchte Salomon so etwas wie eine Art Zwischenbericht abliefern. Zusätzlich zu den laufenden Bauvorhaben möchte das Rathaus vor allem preisgünstigen und geförderten Wohnungsbau stärker unterstützen. Erster Bürgermeister Otto Neideck hofft hier auf mehr Unterstützung von Land und Bund, um solche Wohnformen für Städte auch finanziell attraktiver zu machen.
Mehr Einwohner als vorhergesagt
Großer Handlungsbedarf besteht nach wie vor: Im Vergleich zu den Vorhersagen der Stadt ist Freiburg in den letzten zwei Jahren noch einmal deutlich stärker gewachsen - nämlich um fast 5000 Einwohner mehr als prognostiziert. Insgesamt haben in ganz Freiburg damit dieses Jahr über 226.000 Menschen einen Wohnsitz angemeldet. Deshalb müssen die Stadtplaner ihren Flächennutzungsplan jetzt nach oben korrigieren und den genauen Bedarf an Wohnflächen bis zum Jahr 2040 noch einmal neu durchrechnen.
Perspektivplan könnte vielversprechende Ergebnisse liefern
Am schnellsten könnte wahrscheinlich der in die Wege geleitete Perspektivplan der Stadt Abhilfe auf dem angespannten Wohnungsmarkt schaffen. Auf seiner Grundlage hat die Stadtverwaltung bereits fünf Flächen für neue Wohngebiete innerhalb der bestehenden Stadtteile angepeilt: Im Vauban, in Zähringen, in Littenweiler, in Mooswald und im Stühlinger. Nach aktuellem Stand kommen auf diese Art schon einmal 1400 zusätzliche Wohnungen auf den Markt. Im direkten Umfeld wären rund 500 weitere möglich.
Dietenbach lässt auf sich warten
Auch die Planungen für den neuen angepeilten Stadtteil Dietenbach im Freiburger Westen gehen voran. Bis hier aber tatsächlich Platz für bis zu 12.500 Menschen entsteht, könnte es noch einige Jahre dauern. Dietenbach soll vor allem junge Familien ansprechen und trotz modernster baulicher und energetischer Standards bezahlbare Wohnungen auch für Mittel- und Geringverdiener bieten - so das Ziel. Um den Bestand an preisgebundenem Wohnraum auf der anderen Seite bis mindestens dahin zu erhalten, hat der Gemeinderat im Rahmen seines Handlungsprogramm beschlossen, die geltenden Mietpreis- und Belegungsbindungen zu verlängern. Für Wohnungen der Freiburger Stadtbau gelten die Regelungen damit fünf weitere Jahre.
Mehr als nur Lippenbekenntnisse gefordert
Doch es gibt auch Kritik: In der letzten Zeit war es um das Aktionsbündnis Wohnen in der Öffentlichkeit vergleichsweise ruhig gewesen. Gerade Mieterverbände oder auch Gewerkschaften hätten sich deutlich mehr verbindlichere Ergebnisse und verpflichtende Zusagen erhofft. Mit der neuen Bestandsaufnahme vom Mittwoch zeigt die Stadtverwaltung, dass sie die Zeit nicht untätig verbracht hat. Doch die Erwartungen, wenn wie hier fast alle großen Akteure in einer Stadt an einem Strang ziehen, lagen bei vielen scheinbar noch höher.