Trotzdem fällt die Bilanz der Organisatoren nach 164 Eventtagen unterm Strich sehr positiv aus
Nur rund halb so viele Menschen wie ursprünglich erwartet haben in den zurückliegenden Monaten die Landesgartenschau in Neuenburg besucht. Zum Ende des prestigeträchtigen Dauerevents an den Rheinauen haben die Veranstalter rund 325.000 Besucher gezählt. Gartenschau-Geschäftsführer Andrea Leisinger und Nils Degen ziehen unterm Strich nach 164 Ausstellungstagen am Mittwoch (05.10.2022) trotzdem eine positive Bilanz.
So sei das Gesamtkonzept mit seinen großen Magerwiesenflächen und Streuobstbeständen samt Totholzbäumen und dem zugänglich gemachten Rheinufer sehr gut von den Gästen angenommen worden. Und im Schnitt standen auch nur wenige Regentage einem Besuch der Landesgartenschau im Weg. Dafür hatte die Ausstellung trotz eines ausgeklügelten Bewässerungskonzeptes über weite Teile des Sommers mit extremer Hitze und Trockenheit zu kämpfen. Gerade in den sonst immer sehr gut besuchten Monaten Juli und August dürften deshalb viele Menschen der Landesgartenschau ferngeblieben sein.
Als weiteres Problem identifiziert Degen das Stichwort An- und Abreise: Weil auf der Rheintalbahnstrecke wegen Bauarbeiten und vielen Krankheitsausfällen teils deutlich weniger Züge gefahren sind als sonst, dürfte das auch einen Einfluss auf die Besucherzahlen gehabt haben. Kritik an den Eintrittspreisen der Landesgartenschau möchten die Verantwortlichen nicht unbedingt gelten lassen. Bei der Nachfrage nach den rund 15.000 verkauften Dauerkarten zeigten sich zu einem Großteil mit rund 13.000 Tickets aber die Neuenburger und Anwohner aus dem Umland verantwortlich, wird im Neuenburger Rathaus geschätzt.
Helfer haben mehr als 25.000 ehrenamtliche Stunden auf der Landesgartenschau geleistet
In den Kommentarspalten verschiedener regionaler Plattformen mutmaßen Onlinenutzer außerdem, ob vielleicht das Eventangebot auf der Landesgartenschau doch zu speziell für eine breite Zielgruppe gewesen sein könnte oder möglicherweise doch noch pompösere Blumenmeere anstatt naturbelassener Rasenflächen einen entscheidenden Unterschied gebracht hätten.
Für LGS-Geschäftsführerin Leisinger zählt vor allen Dingen der unglaubliche Einsatz der vielen ehrenamtlichen Helfer, den sie lobend hervorhebt: Durch das gemeinsame Engangement konnten die Unterstützer in zusammengerechnet 25.0000 komplett ehrenamtlich geleisteten Stunden beispielsweise auch fast 500 Führungen anbieten. Dafür sei allen Beteiligten nur zu danken. Die Landesgartenschau hatte sich zudem nicht nur als reiner Schaugarten verstanden, sondern auch als Plattform, bei der Otto-Normal-Verbraucher mit Experten rund um das Thema Gartebau, Klima, Botanik und Nachhaltigkeit in Austausch treten konnten und sich die grünen Brancen auch untereinander vernetzen konnten.
Bürgermeister Joachim Schuster hebt trotz der finalen Besucherzahl dennoch hervor, dass nach dem Ende der Veranstaltung ein großer Gewinn für seine Stadt und für die gesamte Region hängenbleibt. Was in den vergangenen Jahren in die Landesgartenschau und die Umgestaltung der beiden Eventareale gesteckt wurde, sei nun ein nachhaltiger und bedeutender städtebaulicher Beitrag, von dem Neuenburg noch lange profitieren werde. Die neuen Daueranlagen bringen aus Schusters Überzeugung ein eindeutiges Plus an Lebensqualität in die Stadt. Seien es die neuen Spielanalgen in den beiden Parkteilen, die neugeschaffenen Naturräume oder der neu gestaltete Stadtpark am Wuhrloch.
Vor allen Dingen ist nun aber erstmals auch wieder das Rheinufer und damit der namensgebende Fluss von Neuenburg am Rhein so offen zugänglich wie schon seit vielen Jahrzehnten nicht mehr. Dort wo heute eine Art Strand mit Panoramaausblick von einer Brückenplattform und darunterliegender Liegefläche entstanden ist, war vor der Landesgartenschau alles noch komplett überwuchert und durch einen Steilhang nur schwer zugänglich.
Gelände wird nun für eine dauerhafte Öffnung vorbereitet
Doch auch von den Begleitprojekten wie dem Bau eines Parkhauses am Rheintor oder der Neugestaltung der Schlüsselstraße und des Münsterplatzes kann Neuenburg laut Schuster als Folge der Gartenschau noch lange profitieren. Außerdem war auch durch die 325.000 Gäste bereits ein deutlicher Boost für Neuenburgs Hotel- und Gaststättenbranche zu spüren.
Seit dem 3. Oktober ist das Landesgartenschaugelände nun geschlossen. Seitdem laufen die Rückbauarbeiten, um das Gelände am Ende zu so hinterlassen, dass es künftig als öffentlich zugänglicher Stadtpark und als Naherholungsfläche ohne Eintritt genutzt werden kann.
Einzelne Parkteile sollen dann in den nächsten Wochen und Monaten schrittweise öffnen können. Ob es einen Abverkauf von Gegenständen der Landesgartenschau geben wird oder ob die bereits einen neuen Einsatzort gefunden haben, lässt Geschäftsführer Degen noch offen.
(fw)