Nach der Todesfahrt eines Lastwagen in der Bundeshauptstadt Berlin mit Toten und Verletzten sind viele Fragen zum Hintergrund der Tat weiterhin offen. Wir haben für Sie die bisherigen Informationen noch einmal in Frage-Antwort-Form zusammengefasst.
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Was war passiert?
Ein Lastwagen war am Montagabend über den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche gerast und hat Besucher überrollt. Bisher sind mindestens zwölf Menschen an den Folgen ums Leben gekommen, 48 liegen noch teils mit lebensgefährlichen Verletzungen im Krankenhaus.
Hier finden Sie unsere Erstmeldung zum blutigen Geschehen am Montagabend mit weiteren Details.
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Was ist über den Fahrer bekannt?
Der Fahrer des Lastwagens war direkt nach seiner Fahrt zu Fuß geflüchtet. Kurze Zeit später konnten Spezialkräfte einen Tatverdächtigen festnehmen. Dieser kam für weitere Untersuchungen und Befragungen zum Bundesgeneralanwalt nach Karlsruhe, welcher die Ermittlungen leitet. Die Polizei ist sich allerdings sehr unsicher, ob es sich dabei um den Todesfahrer handelt. Aller Wahrscheinlichkeit nach befindet sich dieser noch immer auf der Flucht und ist bewaffnet. Die Sicherheitsexperten schließen nicht aus, dass er noch weiteren Schaden anrichten könnte.
Bei dem vorher überprüften Tatverdächtigen hatte es sich um einen jungen Pakistani gehandelt, der Silvester 2015 nach Deutschland eingereist war. Er soll in Berlin in einer Unterkunft am ehemaligen Flughafen Tempelhof gelebt haben. Dort hatte es noch in den frühen Morgenstunden einen weiteren SEK-Einsatz gegeben, bei dem die Beamten wohl auf der Suche nach persönlichen Gegenständen des Mannes waren. Der 23-Jährige wurde inzwischen wieder freigelassen, da sich keine weiteren Hinweise auf eine Beteiligung an dem Anschlag finden ließen.
Bundeskanzlerin Merkel nannte es "besonders widerwärtig", falls sich herausstellen sollte, dass ein Mensch für die Tat verantwortlich sein könnte, der vorher in Deutschland selbst um Schutz und Asyl gebeten hatte. Er würde damit die vielen Helfer verhöhnen, die sich tagtäglich in der Flüchtlingshilfe einsetzen und auch die vielen Menschen, die den deutschen Schutz tatsächlich benötigen und sich auch im Land integrieren möchten.
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Um wen handelt es sich bei dem Beifahrer?
Aus dem Sattelschlepper mit polnischem Kennzeichen konnten Einsatzkräfte außerdem die Leiche des polnischen Beifahrers bergen. Seine Rolle bei dem ganzen Geschehen ist noch nicht vollständig geklärt. Sehr wahrscheinlich ist, dass es sich um den ursprünglichen Fahrer gehandelt hatte. Der Lastwagen war ursprünglich auf dem Weg von Italien nach Berlin und hatte massive Stahlträger geladen.
Sein Cousin hatte noch versucht den Mann nach seiner Ankunft in der Berlin zu erreichen, ab 16 Uhr war aber niemand mehr ans Handy gegangen, berichtet das polnische Fernsehen. Die Berliner Polizei hat den dringenden Verdacht, dass er überwältigt und mit einer Pistole erschossen wurde. Sein Sattelschlepper wurde anschließend für den Anschlag gestohlen.
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War es wirklich ein Terroranschlag?
Aus Sicht der Berliner Polizei und auch Bundesinnenminister Thomas De Maiziere spricht bislang alles dafür. Ein Unglück können die Einsatzkräfte inzwischen ausschließen. Offenbar war der Fahrer gezielt in die Menschenmenge gerast.
De Maiziere hält sich mit dem Begriff "Anschlag" bislang bewusst zurück, räumt aber ein, dass er ebenfalls davon ausgehen muss. Das Sprachrohr der Terror-Organisation Islamischer Staat hat sich inzwischen im Internet zu der Todesfahrt bekannt. Sicherheitsexperten müssen aber erst noch prüfen, ob dieses Bekenntnis ernst zu nehmen ist oder die Islamisten das grausame Verbrechen lediglich für ihre Zwecke nutzen wollen, um Angst zu verbreiten.
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Wie wird es weitergehen?
Die Ermittler arbeiten mit Hochdruck daran, den möglicherweise flüchtigen Täter zu schnappen. Gleichzeitig laufen Gerichtsmedizinische Untersuchungen und Auswertungen von Spuren. Diese können mehrere Stunden andauern, bis erste Ergebnisse vorliegen. Innenminister De Maiziere verspricht:
Die Öffentlichkeit kann sich darauf verlassen, dass die Sicherheitsbehörden nicht rasten und nicht ruhen, bis die Tat aufgeklärt wurde – und der oder die Täter gefunden wurden
Nach ersten, ausgiebigen Untersuchungen wurde am Morgen zunächst der beschlagnahmte Sattelschlepper nun abgeschleppt und weiter untersucht. Über ihn versprechen sich die Ermittler weitere Hinweise auf den Fahrer.
Die Bundesregierung hat für den Dienstag eine ganztägige Trauerbeflaggung in ganz Deutschland angeordnet. Diese gilt unter anderem auch in Baden-Württemberg. In der gesamten Bundesrepublik setzen sich heute die Veranstalter von Weihnachtsmärkten noch einmal mit den Sicherheitsbehörden zusammen, um ihre Konzepte zu überprüfen. Die Innenminister von Bund und Länder haben sich bei ihren außerplanmäßigen Treffen dagegen entschlossen, alle Märkte vorsichtshalber abzusagen. Die Entscheidung liegt damit bei den Veranstaltern. In Freiburg hat es am Dienstagabend eine Schweigeminute auf dem Weihnachtsmarkt gegeben.