Bürger haben zahlreiche Vorschläge gemacht, damit der Nationalpark Schwarzwald noch einladender wird
Er ist geliebtes Naherholungsgebiet und Biotop, zugleich aber immer noch Grund für Ängste oder Anlass von Kritik - der Nationalpark Schwarzwald ist in ständigem Wandel und soll mithilfe der Bürger weiterentwickelt werden. So mahnt ein Bürgerforum eine bessere Kommunikation mit den Anrainergemeinden an. Das geht aus Vorschlägen hervor, die in den letzten Monaten von knapp 40 zufällig ausgewählten Bürgern erarbeitet worden waren.
Denn das rund 10.000 Hektar große Schutzgebiet werde von der Region teilweise «wie eine "Glocke" wahrgenommen, heißt es weiter in den "Empfehlungen des Bürgerforums zur Weiterentwicklung des Nationalparks Schwarzwald". Durch mehr Offenheit und Transparenz solle ein besseres Verständnis für die Ziele und Aufgaben des Nationalparks erreicht werden. Dazu können Stammtische gehören, Infomobile auf Wochenmärkten oder Sprechstunden, in denen Anwohner Sorgen bezüglich des Nationalparks loswerden können.
Es gebe weiterhin Vorbehalte von an den Nationalpark angrenzenden Gemeinden, die sich wegen des Borkenkäfers sorgten oder darum, dass Anwohner angestammte Wege zum Sammeln von Pilzen oder Beeren nicht mehr oder nur eingeschränkt nutzen dürften, erläutert Luisa Gigler. Sie hatte den Beteiligungsprozess für die Nationalparkverwaltung koordiniert, der vor mehr als einem Jahr begonnen hatte. Nach Ansicht des Bürgerforums wurden Gemeinden oft zwar gehört, aber nicht erhört. Zur Befriedung von Konflikten wurden beispielsweise Mediationen vorgeschlagen, um so emotionale Debatten zu versachlichen.
Nationalparks sollen für Touristen attraktiver werden
Seit Beginn des Beteiligungsprozesses im Mai vergangenen Jahres wurden rund 700 Vorschläge und Empfehlungen gesammelt. Sie wurden von Bürgern in Workshops, in Online-Befragungen, im Rahmen des Bürgerforums sowie auch vom Rat und Beirat des Nationalparks erstellt. Nun werden sie weitergereicht an das Umweltministerium.
Den an dem Prozess Beteiligten liegen dabei ganz unterschiedliche Dinge auf dem Herzen. Mehr Ranger und Rangerinnen soll es geben, das Radwegenetz zum Nationalpark soll ausgebaut und so vor allem auch für E-Bikes nutzbar werden. Auf den auch von Touristen stark befahrenen Zufahrtsstraßen sollen mehr Kontrollen Raser abschrecken und damit auch der Lärm reduziert werden.
Damit die Bevölkerung noch besser für die verschiedenen Schutzzonen des Parks sensibilisiert ist, soll es Webcams geben: So könnten Tiere und Natur in der sogenannten Kernzone beobachtet werden, obwohl die darin liegenden Flächen nicht betreten werden dürfen. Auch der Ausbau des Wegenetzes wird vorgeschlagen.
Das Bürgerforum selbst, Herzstück des Beteiligungsprozesses, hatte über 38 Empfehlungen abgestimmt und davon 36 verabschiedet - 18 einstimmig. Zwei Empfehlungen waren vom Forum abgelehnt worden, darunter der Vorschlag, zur Entlastung von Bussen auch Berg- oder Seilbahnen einzusetzen.
Den ersten und bisher einzigen Nationalpark in Baden-Württemberg gibt es seit 2014. Bisher besteht er aus zwei Abschnitten, die aber langfristig zusammengeführt werden sollen. Dafür müssen den Wald- und Grundbesitzern die entsprechenden dazwischen liegenden Gebiete jedoch abgekauft werden. "Konkrete Flächen sind noch nicht erworben worden", sagte dazu ein Sprecher des Umweltministeriums.
(dpa/br)