Eine herzergreifende Geschichte, wie es in einem Film nicht schlimmer hätte passieren können.
Patrick N. besucht das Theodor Heuss Gymnasium in Freiburg. Nach einem Schulwechsel wurde die Idee geboren, dass er für ein Jahr nach Amerika als Austauschschüler reist. Der Plan beinhaltet auch nach dem Amerika-Jahr das Abitur auf dem Angell in Freiburg nachzuholen.
Planänderung in Amerika
Während Patrick in Amerika sein Austausch-Jahr genießt, schlägt ihm der Rektor des Angell in Freiburg vor, nach der High-School ein Community-College zu besuchen, da er dort studieren kann und auch sein Abitur anerkennen lassen könne.
Die große Liebe im Ausland gefunden
Schon während seiner Zeit auf der High-School lernt er seine zukünftige Frau (Crystal) kennen, mit der er im Jahr 2008 einen kleinen Sohn auf die Welt bringt. Das Kind hat beide Staatsbürgerschaften – die deutsche und die amerikanische.
Der amerikanische Traum
Patrick N. ist auf dem College und arbeitet während dieser Zeit nebenher auch sehr fleißig auf dem College. Er genießt die Zeit mit seiner Frau und mit seinem mittlerweile anderthalb jährigen Sohn. Sie beziehen eine schöne Appartement-Wohnung und finanzieren sich ein neues Auto.
Verschärfte Gesetzeslage vom 11. September werden zum Verhängnis.
Mit seiner Frau und seinem Sohn ist Patrick im Jahr 2009 für ein paar Wochen in Freiburg zu Besuch – Freunde und Familie besuchen. Die Wiedereinreise in die Vereinigten Staten gestaltet sich aber problematisch. Die Route ging von Zürich über Atlanta und weiter nach Portland. Doch in Atlanta war die Reise für den jungen Vater vorbei. Am 12. September 2009 kamen sie mit dem Flieger in den USA an. Es herrscht Alarmstufe rot an allen amerikanischen Flughäfen.
Frau und Kind konnten als amerikanische Staatsbürger die dafür vorgesehenen Sicherheitskontrollen passieren, während Patrick durch die Security für Drittstaatsangehörige passieren muss. An dieser Sicherheitskontrolle wird ihm der Pass entzogen und er soll die amerikanischen Zöllner begleiten.
„Du bist illegal hier!“
Ich wurde dann in einen Raum mit sehr vielen arabisch aussehenden Menschen gesetzt und musste dort sehr lange warten. Als ich dann von einem Zollbeamten aufgerufen wurde, hat mich dieser mit den Worten „du bist hier illegal“ begrüßt.
Daraufhin zeigte Patrick dem Zollbeamten sein Visum vor. Dieses war zu dem Zeitpunkt noch zwei Jahre gültig.
Ich werde diesen Moment nie vergessen. Der Zollbeamte schaut sich mein Visum an, streicht mein Visum einmal durch, schreibt „CANCELED“ drauf, schaut dann langsam wieder hoch und schaute mich grinsend an mit den Worten (übersetzt) „So, jetzt hast du keins mehr“ Ich wusste gar nicht, was los ist. Frau und Kind warten auf mich und die wissen auch nicht, was los ist.
Fragen über Fragen – Sie wurden nie gestellt.
Patrick muss sehr lange ausharren und immer wieder, wenn er aufgerufen wurde, Fragen beantworten. In der Zwischenzeit informiert er telefonisch seine Mutter in Deutschland über den Vorfall. Diese machte sich im Internet kundig, wie man sich in solch einer Situation zu verhalten hat.
Mein Ziel war es eh das letzte Mal nach Amerika einzureisen. Sozusagen die Sachen zu packen und dann nach meinem Studium mit meiner Familie nach Deutschland zu ziehen. Mein Studium wäre in drei Monaten anerkannt gewesen.
Am Ende der Fragerunde hatte Patrick zwei Optionen von den Zollbeamten vorgeschlagen bekommen. Die Einreise in die Staaten war nicht dabei.
- Option 1: Patrick soll das Protokoll und deren wichtigsten Punkte schnell durchlesen und anerkennen, damit er den Rückflug nach Zürich noch rechtzeitig bekommt.
- Option 2: Er kann sich das Protokoll sorgfältig durchlesen, aber verpasst dann mit hoher Wahrscheinlichkeit seinen Rückflug nach Zürich und müsse die Nacht über in Abschiebehaft verbringen.
Er entschied sich für Option 1 und unterschreibt auch das Protokoll.
Er dachte, er hat die Wichtigsten Angaben gelesen und will die Angelegenheit von Deutschland aus klären. Die Kopie des Protokolls wurde ihm ausgehändigt und Patrick nutzt die Zeit im Flugzeug um sich das Schriftstück genauer durchzulesen.
Dort stellt er fest; es wurden Fragen protokolliert, die so nie gestellt wurden!
Die mit Abstand skurrilste Frage ist die seines Geburtorts oder vielmehr was der Zollbeamte als Antwort eingetragen hat.
- Frage: Wo wurden sie geboren?
- Eingetragene Antwort vom Zöllner: Südkorea
Das habe ich nie gesagt!
"Do you understand, that you waive your right to an immigration judge?"
Sind Sie sich dessen bewusst, dass Sie auf Ihr Recht verzichten einem Einwanderungsrichter vorgeführt zu werden?
Diese Frage wurde mir NIE gestelllt.
"Has any officer forced or coerced you into making this statement against your will?"
Wurden Sie von einem Beamten gezwungen oder genötigt, diese Aussagen gegen Ihren Willen zu tätigen?
Antwort im Protokoll –NEIN- auch diese Frage wurde mir nie gestellt.
Fragen über Fragen werden gestellt. Auch die Frage, ob er sich im Klaren ist, dass er ohne gültiges Visum in die Staaten einreisen möchte.
Nein, wusste ich nicht. Das wusste ich erst in dem Moment, als der Zollbeamte es durchgestrichen hatte. Davor war es ja noch gültig. Dadurch, dass ich das Protokoll in Eile unterschrieben hatte, habe ich somit mein Todesurteil was Amerika angeht unterschrieben.
Keine Chance dagegen vorzugehen
Behörden, Menschenrechtsorganisationen und selbst amerikanische Politiker können an dieser Entscheidung nichts ändern. Über diese Wege versucht Patrick die Entscheidung des Zollbeamten rückgängig zu machen. Doch die die Entscheidungen was die Einreise betrifft sind quasi unantastbar. Grundlage für solche Entscheidungen sind die Gesetze seit dem 11. September 2001.
Das war absolute Willkür des Zollbeamten
Patrick und sein Sohn leben in jetzt in Deutschland
Nach zwei langen Jahren in denen Patrick von seiner Frau und seinem Sohn getrennt lebte, entschied sich seine Frau aufgrund gesundheitlicher Umstände den gemeinsamen Sohn bei Patrick in Deutschland aufwachsen zu lassen. Patrick hat ironischerweise in dieser Zeit eine Laufbahn beim Zoll begonnen und ist nun verbeamtet. Seit dreieinhalb Jahren leben die Beiden mittlerweile zusammen in Dresden, wo Patrick Familie und Verwandte hat.
Wiederholte Versuche, an ein Visum zu gelangen, um zumindest für kurze Zeit bei seiner Frau und Sohn zu sein, scheiterten. Solange Frau und Kind in Amerika leben, bestünde der General-Verdacht, dass er sich trotz deutschen Beamtenstatus in Amerika absetze und nicht wieder ausreisen würde.
Sieben Jahre nicht in Amerika gewesen
Seit sieben Jahren war ich nicht mehr in diesem Land. Ich habe mich nicht einmal von Freunden und Bekannten verabschieden können.
Was hat Donald Trump und seine Präsidentschaftskandidatur damit zu tun?
Eine illegale Einreise führt automatisch zu einem Einreiseverbot von sieben Jahren. Dadurch, dass sein Visum rückwirkend ungültig erklärt wurde, konnten die Beamten ein Einreiseverbot von zehn Jahren daraus machen.
Dieses Einreiseverbot ist für Patrick im Jahr 2019 abgelaufen und er dürfte wieder in die USA einreisen. Wenn Trump nun Präsident wird, will er die Gesetzeslage dahingehend verschärfen, dass alle, die jemals illegal in Amerika waren, nie wieder ein Fuß in das Land setzen dürfen. Und genau das wird Patrick vorgeworfen.