Politik und Wirtschaft schaffen neue Lieferwege aus Fernost, gleichzeitig laufen die Nähmaschinen im Akkord
Kaum ein anderes Produkt ist während der laufenden Coronavirus-Pandemie weltweit gerade so gefragt wie medizinische Atemschutzmasken. Weil es durch die hohe Nachfrage zu Engpässen kommt und der professionelle Mundschutz mit CE-Prüfsiegel vor allem im Klinik- und Pflegebereich dringender benötigt wird, gehen inzwischen viele Menschen im Alltag dazu über, sich als Alternative selbst einfache Behelfsmasken aus Stoff, Küchenrolle und anderen Materialien herzustellen.
Und auch viele Baumärkte haben bis vor Kurzem noch Atemmasken zum Schutz bei Lackier- oder staubintensive Arbeiten angeboten. Noch herrscht in Deutschland keine flächendeckende Mundschutz-Pflicht. Sollte sie aber kommen, schätzt auch das Robert-Koch-Institut inzwischen, dass selbst provisorische Gesichtsabdeckungen wie Schals und Halstücher vor dem Mund in der Öffentlichkeit besser sein könnten als nichts. Vor diesem Hintergrund sollte erst einmal geklärt werden:
Wie lassen sich verschiedene Arten von Masken grundsätzlich unterscheiden?
- Mund-Nasen-Schutz (MNS): Schützt nur das Umfeld und wird vom Klinikpersonal für den Schutz anderer benötigt
- FFP2 & FFP3-Masken ohne Ventil: Schützt sowohl den Träger als auch das Umfeld und sind für Krankenhausmitarbeiter deshalb besonders wichtig
- FFP2 & FFP3-Masken mit Ventil: Schützt nur den Träger selbst, wird aber im Klinikalltag auch benötigt
- selbst gebastelte Maske aus Stoff: schützt in erster Linie das Umfeld, den Träger aber höchstens geringfügig, ist nicht für den intensivmedizinischen Bereich gedacht, Ärzte nähen sich Masken dafür teils selbst aus anderem Material
- Schal oder Halstuch: mäßiger Schutz für Träger und Umfeld, der immerhin größere Tröpfchen aufhalten kann
Grundsätzlich lässt sich bei industriell gefertigten Masken zwischen dem einfachen Mund-Nasen-Schutz aus Papier oder Vlies unterscheiden und den so genannten FFP-Masken. Diese Abkürzung steht für Filtering Face Piece. Sie werden aus gehärtetem Papier oder speziellen Stofffasern hergestellt und können den Träger ab der Klasse FFP2 mit einer Durchlässigkeit von maximal sechs Prozent nachweisbar vor Viren schützen. FPP3-Masken filtern sogar bis zu 99 Prozent der Atemluft-Belastung, allerdings fällt den Trägern mit ihnen auf Dauern das Atmen schwer, sie können daher nur in der Regel nur über kürzere Zeiträume getragen werden.
Der einfachere Mund-Nasen-Schutz, der oft auch OP-Maske genannt wird, schützt weniger den Träger vor einer Infektion, sondern wird vorsorglich für den Fall einer symptomlosen Ansteckung eingesetzt, damit weniger grobe Tröpfchen beim Sprechen, Husten, Niesen oder eventuell sogar schon Ausatmen in der Luft landen. Wie gut sich das Umfeld auf diese Art tatsächlich vor Ansteckungen schützen lässt, ist wissenschaftlich aber noch nicht abschließend geklärt. Im besten Fall kann der Mund-Nasen-Schutz aber zumindest dazu beitragen, Schmierinfektionen zu verhindern, weil sich der Träger dabei nicht mehr so leicht mit den Fingern ins Gesicht fasst.
Allerdings sollte durch das Tragen einer Maske kein falsches Sicherheitsgefühl entstehen und dadurch andere wichtige Hygiene-Maßnahmen vernachlässigt werden, warnen Mediziner. Ausreichender Abstand zu den Mitmenschen ist trotzdem unverzichtbar, ebenso wie eine gründliche Handhygiene mit regelmäßigem und ausgiebigem Händewaschen mit Wasser und Seife. Vor allem die professionellen FFP3-Masken bieten zwar einen ausreichenden Schutz, sind aber unabdingbar für Klinikpersonal mit direktem Kontakt zu Infizierten und nicht für Otto-Normal-Verbraucher ausgelegt. Und auch die beste Maske kann bereits nach einiger Zeit beim Tragen ihre Barrierefunktion verlieren. Weil die Atemluft beim Ausatmen feucht ist, nässt der Mundschutz oder die Behelfsmaske nach einer bestimmten Zeit irgendwann durch und muss daher regelmäßig gewechselt werden.
Warum sind Atemschutzmasken momentan knapp?
Ein Großteil der medizinischen Atemschutzmasken wird in Asien und dort vor allem in China hergestellt. Die Wirtschaft Chinas wurde nach dem Ausbruch der Lungenkrankheit Covid-19 zunächst auf ein Minimum heruntergefahren und erst kürzlich wieder angekurbelt. Darüber hinaus haben vermehrte Käufe von Privatpersonen oder Händlern, die aus der Situation Profit schlagen wollten, zu Engpässen und teils horrenden Wucherpreisen im Internet geführt. Die Handelsplattform Ebay hat auf diese Entwicklung beispielsweise schon reagiert und den Verkauf von Mundschutz und Desinfektionsmittel erst einmal verboten. Trotzdem lassen im in Netz immer noch zuhauf Angebote finden, unter denen aktuell nach Einschätzung von Verbraucherschutzzentralen nur die wenigstens seriös sein dürften.
Obwohl dem deutschen Bundestag bereits im Jahr 2013 eine Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz vorgelegt wurde, die im Fall einer vergleichbaren Pandemie Engpässe bei Desinfektionsmitteln und Schutzmasken vorhergesehen hatte, wurden die Vorräte für den Ernstfall laut nach Medienberichten der RTL/ntv-Gruppe kaum erhöht - und das obwohl der Bericht laut Robert-Koch-Institutsleiter Lothar Wieler damals in der Politik sehr positiv aufgenommen wurde.
Für den Einsatz in Krankenhäusern hat die Bundesregierung inzwischen eine dreimalige Wiederaufbereitung bereits getragener Klinik-Masken angeordnet, um während der aktuellen Krise den Verschleiss zu verringern. Vorher durften Masken nur ein einziges Mal und das etwa für höchstens zwei Stunden getragen werden. Viele Unternehmen versuchen jetzt auch in Deutschland aus der Not eine Tugend zu machen und schließen sich als Material- oder Technikzulieferer mit Medizinproduktherstellern zusammen oder stellen ihre Produktion teilweise auf die Herstellung von Masken um.
Welche Alternativen gibt es zu Schutzmasken?
Trotz der weltweiten Knappheit bei Atemschutzmasken hat Österreich und als erste deutsche Stadt auch Jena kürzlich eine Maskenpflicht beim Einkaufen ausgerufen. Dabei werden allerdings auch selbstgenähte Masken, Tücher oder Schals akzeptiert. Im Internet lassen sich dazu reichlich Anleitungen finden, mit denen sich solche Gesichtsmasken selbst herstellen lassen.
Ob diese aber bei der aktuellen Virus-Pandemie überhaupt eine Wirksamkeit haben, hängt hauptsächlich von der Dichte des verwendeten Stoffs ab. Zu empfehlen sind grundsätzlich kochfester Baumwollstoff und zusätzlich eingenähter kochfester Vlies. Ein flexibler Nasenbügel hilft dabei, dass die Do-It-Yourself-Maske etwas dichter an der Haut abschließt. Und ein dichter Schal kann zusätzlich ebenfalls nützlich sein. All das bietet aus medizinischer Sicht aber trotzdem keinen ausreichenden Infektionsschutz für den Träger, sondern soll die eigene Freisetzung von größeren Tröpfchen aus Mund, Nase und Rachen in die Atemluft ein wenig abbremsen.
Ob der Stoff dafür dicht genug ist, lässt sich überprüfen, indem Sie versuchen hindurchzupusten. Wenn auf der anderen Seite kein Luftzug zu spüren ist, dürfte das Material als improvisierte Gesichtsbedeckung taugen. Da jegliche Art solcher Behelfsmasken in erster Linie dem Fremdschutz dienen, kann damit laut dem Berliner Charité-Virologen Christian Drosten eine Ausbreitung des Virus in der Öffentlichkeit zumindest ein Stück weit verlangsamt werden. Das trägt im besten Fall zur Entlastung des Gesundheitssystems bei.
Was muss ich beim Tragen einer Gesichtsmaske beachten?
Die Community-Maske bzw. die Stoffbarriere sollte eng anliegend aufsitzen und während des Tragens nicht angefasst werden. Sobald die Gesichtsmaske feucht ist, verliert sie ihren Schutz und sollte gewechselt werden. Stoffmasken sollten Sie regelmäßig nach der Verwendung waschen, bestenfalls in der Kochwäsche bei mindestens 60 Grad. Daher empfiehlt es sich, sich zwei Masken zu beschaffen, die abwechselnd getragen werden können. Verwenden Sie die Maske unbedingt ausschließlich zur Eigennutzung. Darüber hinaus sollten Sie die allgemeinen Verhaltens- und Hygiene-Regeln stets einhalten!
Weitere Informationen über die Auswertung, welche Art von Maske für welchen Fall sinnvoll ist, finden Sie beim Onlineportal Vergleich.org. Bei diesem handelt es sich um ein unabhängiges Verbraucherportal, das seinen Lesern umfassende Kaufberatungen für Produkte und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs anbietet. Mit kostenlosen Ratgebern, Testberichten und Vergleichstabellen sollen Verbraucher dabei lernen, kleine und große Kaufentscheidungen richtig zu treffen.
Vergleich.org / (fw)