Psychologen einer Beratungsstelle im Südwesten schlagen Alarm, sehen aber auch mögliche Perspektiven
Die Pandemie hat bei vielen Studierenden in Baden-Württemberg dafür gesorgt, dass sie zunehmend mit Arbeitsstörungen zu kämpfen haben. Zu diesem Ergebnis kommt am Mittwoch (22.09.2021) der psychologische Leiter der Beratungsstelle des Studierendenwerks Tübingen-Hohenheim Stefan Balz in einem Zeitungsinterview.
Vor allem das Aufschieben von anstehenden Arbeiten habe in den letzten Monaten spürbar zugenommen. Als Gründe nennen die StudentInnen, dass sie während der letzten Monate sehr auf sich allein gestellt gewesen waren, als Präsenzveranstaltungen in den Hörsälen und Seminaren weggefallen sind und Lernorte wie Bibliotheken geschlossen oder nur beschränkt nutzbar waren.
Mit der Gesamtsituation unzufrieden und nicht nur mit dem Studium an sich
Wenn sich der Großteil des Lebens und Lernens in einem 10-Quadratmeter-Zimmer abspielt, gibt es kaum noch Trennlinien zwischen den Lebensbereichen, sagt der Psychologe dazu. Viele Studierende seien strapaziert, frustriert und enttäuscht gewesen und das nicht nur von ihrem Studium, sondern vom ganzen Leben.
Auf der anderen Seite habe das Studium zu Hause auch für bestimmte Gruppen Vorteile mit sich gebracht: Gerade für introvertierte Menschen gebe es zuhause weniger Reize als an der Hochschule und man sei dadurch nicht so exponiert und sozial herausgefordert, so Balz weiter. Mit Blick auf den anstehenden Semesterstart in Präsenz könne es für alle Gruppen von Studierenden nun helfen, sich klarzumachen, dass, wenn man etwas anderthalb Jahre nicht mehr hatte, man damit nicht mehr vertraut sei. Das sei normal und gehe vielen so, so der Tipp des Psychologen.
dpa / (fw)