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Uri Geller: 50 Jahre Spuk um verbogene Löffel im Fernsehen

Erster Auftritt in Offenburg: Seit Jahrzehnten arbeitet sich die Wissenschaft an Phänomen ab

Angeblich bewirkte Uri Geller es mit der Kraft der Gedanken: Als er im Januar 1974 vor Millionenpublikum Löffel und Gabeln verbog, drehte Deutschland durch. Viele sprachen von verbogenem Besteck daheim. Aus der Schweiz wurde sogar eine Wunderheilung berichtet. Heute vor 50 Jahren trat er das erste Mal als Mentalist in Offenburg auf.

Man kann im Rückblick vielleicht von einer Massen-Hysterie sprechen. "Beim Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) sind am Freitag erste Regressansprüche und Schadenersatzforderungen von Fernsehzuschauern wegen verbogener Gabeln und zertrümmerter Besteckteile eingegangen», berichtete die Deutsche Presse-Agentur (dpa) Anfang 1974. "Anlass dazu ist die am Donnerstagabend aus der Oberrheinhalle in Offenburg ausgestrahlte ZDF-Show "Drei mal Neun"."

Was war da passiert? Uri Geller, ein junger Israeli mit Föhnfrisur, ist am 17. Januar 1974 - vor 50 Jahren - beim ZDF zu Gast und zeigt live eine Mischung zwischen Grenzwissenschaft und Jahrmarktspektakel. Geller nimmt bei diesen Vorführungen Löffel und Gabeln in die Hand, starrt sie an und reibt sanft am Griff, bis sie sich verbiegen. Nicht selten bricht auch eine Hälfte ab. Ohne Gewalt, ohne Hitze, allein durch die Kraft der Gedanken - so beteuert er immer wieder. "Ich muss ein Gefühl für das Objekt haben", hatte er einmal erklärt.

Um Skeptikern zuvor zu kommen, lässt er andere das Besteck anfassen: "Fühlen Sie? Keine Wärme!" Am 17. Januar zur besten Sendezeit läuft der "Löffel-Trick" erstmals vor einem großen westdeutschen Publikum.

Viele Erklärungsansätze, aber keine Erklärung

Geller ist mit diesen Auftritten weltberühmt und wohlhabend geworden, obwohl ihm Skeptiker seit Jahrzehnten Scharlatanerie vorwerfen. Einer seiner schärfsten Verfolger war der Zauberkünstler und Wissenschaftskritiker James Randi (1928-2020). Im TV-Sender "Welt der Wunder" zeigte er seine Erklärung: "Wenn man den Löffel in beiden Händen hält, dann kann man ihn biegen." Der Rest sei dann eine Sache von Augenkontakt, Ablenkung und richtigem Präsentieren des Löffels.

Mit fünf Jahren hat Geller erstmals einen Löffel verbogen, erzählte er der dpa in Tel Aviv 2021 anlässlich seines 75. Geburtstags. "Ich habe mit meiner Mutter in der Küche Suppe gegessen." Da sei es passiert. "Und dann dachte ich, jeder kann das machen." Anfang der 1970er Jahre, mit Mitte 20, ist er mit seinen "Fähigkeiten", wie er sie beschreibt, kommerziell erfolgreich: Er verbiegt nicht nur Besteck, sondern hält beispeilsweise auch Armbanduhren an und lässt sie dann wieder laufen. Das passte gut in die Zeit: Die westlichen Gesellschaften sind damals neugierig auf Parapsychologie, PSI-Kräfte und Grenzwissenschaften.

Dem Phänomen Uri Geller mag man gegenüberstehen, wie man will. Aber unbestreitbar arbeiten sich bis heute Forscher an ihm ab. Chemikalien, Hitze, oder weiches Alumaterial dienen als Erklärungen.

Beim ZDF gingen 1974 tausende Anrufe ein - zumeist von Menschen, die Gellers Kräfte bestätigen wollten. Sie hatten sich zumeist mit Gabel oder Löffel vor den Fernseher gesetzt und danach nach eigenen Worten plötzlich ein verbogenes Stück Besteck in der Hand gehalten. Noch krasser war ein Fall aus der Schweiz, über den die Nachrichtenagentur SDA am 24. Januar 1974 berichtete: Eine gelähmte Zuschauerin des Spektakels konnte angeblich nach 20 Jahren wieder gehen. Der Fall sei "klinisch überprüft", so die SDA. Dass tatsächlich Uri Gellers Vorführung hinter der Heilung steckte, gilt allerdings als Unsinn.

Fragt man Geller, was er da mit so einer Gabel macht, hat er eine einfache Antwort: Er denke sich gar nichts dabei. "Heutzutage habe ich mich so daran gewöhnt. Ich befehle ihr einfach, sich zu biegen."

(br/dpa)