Terroranschlag, Straßburg, Weihnachtsmarkt, © aptn - AP / dpa

Tote bei mutmaßlichem Terroranschlag auf Straßburger Weihnachtsmarkt

+++UPDATE+++

Der Täter befindet sich am Mittwochmorgen (12.12.2018) weiterhin auf der Flucht. Die Einsatzkräfte mussten die Durchsuchungen im Stadtteil Neudorf abbrechen. Frankreichs Innenminister Castaner hat außerdem auf einer Pressekonferenz neue Angaben zur Zahl der Opfer und der Einsatzkräfte gemacht.

 

Ursprungsmeldung vom Dienstagabend:

Ein Schütze soll am späten Dienstagabend (11.12.2018) auf dem Weihnachtsmarkt in Straßburg mindestens zwei Menschen getötet und mehrere andere Besucher verletzt haben. Über die genaue Zahl der Opfer gibt es widersprüchliche Angaben: Gegenüber Journalisten vor Ort sollen Einsatzkräfte von vier Toten gesprochen haben. Die Behörden konnten das bislang aber noch nicht bestätigen.

Polizei und Staatsanwaltschaft im Elsass gehen von einem möglichen terroristischen Hintergrund aus. Die Präfektur des Departements Bas-Rhin spricht inzwischen von zwölf Verletzten. Rund die Hälfte davon soll sich in einem kritischen gesundheitlichen Zustand befinden. Ärzte und Sanitäter versuchen demnach offenbar gerade, ihre Leben zu retten.

Frankreichs Polizei hat eine Notfallnummer eingerichtet, in dringenden Fragen können sich Angehörige an die Tel. +33 811 000667 wenden. Die Plattform Facebook hat außerdem ihre "Safety-Check"-Funktion aktiviert. Nutzer, die sich gerade in Straßburg aufhalten können ihrer Familie und ihren Freunden damit ein Zeichen schicken, dass sie in Ordnung sind.

Verdächtiger war bereits polizeibekannt und offenbar auch auf Gefährder-Liste

Die Sicherheitskräfte konnten den mutmaßlichen Täter bereits identifizieren, er befindet sich noch auf der Flucht. Demnach handelt es sich um einen bereits polizeibekannten 29-Jährigen. Die Präfektur bestätigt der Nachrichtenagentur AFP weiter, dass der gebürtige Elsässer aus dem Straßburger Umland als radikalisierter Terrorverdächtiger oder so genannter Gefährder unter Beobachtung stand.

Es kursieren verschiedene Meldungen von französischen Journalisten, nach denen der Gesuchte eigentlich am Morgen hätte verhaftet werden sollen. Der Hintergrund dabei sollen Ermittlungen im Zuge eines Raubes und eines versuchten Tötungsdelikts gewesen sein. 2011 hatte ihn ein Gericht außerdem bereits wegen gefährlicher Körperverletzung zu einer zweijährigen Gefängnisstrafe verurteilt, schreibt die elsässische Zeitung Dernières Nouvelles d'Alsace.

Einige Verletzte, Sicherheitskräfte im Großeinsatz

Soldaten sollen den Verdächtigen nun bei der Flucht nach der Gewalttat mit ihren Sturmgewehren angeschossen haben. Aus Sorge, unbeteiligte Zivilisten zu treffen, mussten sie das Feuer aber einstellen. Inzwischen haben sie den Mann im Stadtteil Neudorf in die Enge getrieben, sagte Frankreichs Innenminister Castaner auf weitere Presseanfragen. Spezialkräfte haben dort bereits drei Häuser gestürmt, allerdings ohne konkreten Fahndungserfolg.

Frankreichs Innenministerium warnt alle Bewohner von Straßburg auf die Straßen zu gehen und spricht von einem "schwerwiegenden Ereignis der öffentlichen Sicherheit". Anti-Terror-Spezialisten der Pariser Staatsanwaltschaft haben die weiteren Ermittlungen übernommen. Auch der französische Inlandsgeheimdienst DGSI ist in den Fall eingeschaltet, bestätigen Justizkreise der Deutschen Presseagentur dpa.

Neben Spezialkräften der Polizei sind in Straßburg auch schwerbewaffnete Soldaten im Einsatz, um die Innenstadt zu sichern und auch die Gebäude des Europäischen Parlaments abzuriegeln. Viele Abgeordnete und ihre Mitarbeiter befinden sich in dieser Woche noch in der Stadt, weil die letzten Sitzungen vor Weihnachten anstehen. Per Handy-Kurznachricht und E-Mails seien sie dazu aufgefordert worden, unbedingt im Inneren der Büros zu bleiben. Seine bereits laufende Sitzung hat das Parlament nicht unterbrochen.

Grenzkontrollen nach Südbaden erhöht

Die südbadischen Polizeipräsidien Offenburg und Freiburg haben zusammen mit der Bundespolizei die Grenzkontrollen erhöht, weil eine Flucht des mutmaßlichen Schützen über den Rhein denkbar wäre. In Straßburg selbst sperren Polizisten die Zufahrt auf Autobahn A35 und der Bundesstraße RN4 in Richtung Deutschland ab. Auch der Betrieb der grenzüberschreitenden Bahn zwischen Kehl und Straßburg wurde vorerst bis auf Weiteres eingestellt. Die Behörden raten dazu, die Grenzübergänge dort für die Dauer des Einsatzes zu meiden. Auf Twitter warnen die französischen Polizeikräfte außerdem vor falschen Informationen in den sozialen Netzwerken.

Große Anteilnahme

Währenddessen hat sich der Sprecher der Bundesregierung Steffen Seibert erschüttert über die tödlichen Schüsse gezeigt. Welches Motiv auch immer dahinterstecke, die Regierung in Berlin trauere um die Getöteten und ist mit ihren Gedanken und Wünschen bei den Verletzten, heißt es. Auch EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker verurteilt die Bluttat aufs Schärfste und richtet seine Gedanken ebenfalls an die Opfer.

(fw)

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