Familie und Ausbildung lassen sich mit dem dualen System unter einen Hut bringen
Mehr junge Menschen haben 2023 im Südwesten die Möglichkeit einer Teilzeitausbildung genutzt. Im vergangenen Jahr absolvierten 902 Auszubildende ihre duale Ausbildung in Teilzeit und damit 5,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor, wie das Wirtschaftsministerium in Stuttgart mitteilte. Diese Art der Ausbildung biete die Chance, einen Berufsabschluss zu erlangen und dabei die Familie mit der Ausbildung zu vereinbaren. "Das ist nicht nur ein gesellschaftliches, sondern in Zeiten des Fachkräftemangels auch ein wirtschaftspolitisches Anliegen."
Die Teilzeitausbildung ermöglicht mehr zeitliche Flexibilität auf dem Weg zu einem vollwertigen Berufsabschluss. "Das kann insbesondere für Menschen, die Kinder betreuen, Angehörige pflegen, gesundheitliche Einschränkungen haben oder parallel Deutsch lernen eine flexible Möglichkeit sein, um beruflich durchzustarten."
Die Chefin der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit, Martina Musati sagte, die Teilzeitausbildung erweitere den Personenkreis für eine betriebliche Ausbildung und sei damit eine Antwort zur Fachkräftegewinnung. "Wir dürfen Potenziale nicht ungenutzt lassen."
Besonders von Frauen nachgefragt
Im vergangenen Jahr haben 95 Prozent der Teilzeit-Auszubildenden trotz der häufig vorliegenden familiären Verpflichtungen ihre Abschlussprüfung erfolgreich bestanden, wie das Ministerium mitteilte. Besonders beliebt sind bei der Teilzeitausbildung insgesamt die Ausbildungsberufe Medizinische Fachangestellte, Kaufmann für Büromanagement und Verwaltungsfachangestellte in der Fachrichtung Kommunalverwaltung. Das Durchschnittsalter aller Teilzeitauszubildenden belief sich auf 29,7 Jahre. 91 Prozent sind Frauen und knapp ein Viertel aller Auszubildenden haben einen Migrations- oder Fluchthintergrund, heißt es weiter.
Während bis 2020 laut Ministerium ein besonderes Interesse beispielsweise wegen Kindererziehung oder Pflege Angehöriger erforderlich war, kann inzwischen jeder den betrieblichen Teil einer dualen Ausbildung in Teilzeit absolvieren. Voraussetzung sei, dass der Ausbildungsbetrieb einverstanden sei. In schulischen Ausbildungsberufen werden demnach vereinzelt Teilzeitklassen angeboten.
Die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit geht davon aus, dass das Modell voraussichtlich in den kommenden Jahren an Relevanz gewinnen wird. Sie verwies unter anderem auf den Fachkräftemangel. Er zwinge Unternehmen dazu, alternative Wege zur Gewinnung qualifizierter Arbeitskräfte zu finden. Zudem setze sich der Trend zur flexibleren Arbeitsgestaltung fort und spiegele sich auch in der Ausbildung wider. Modelle, die eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ermöglichten, seien zunehmend gefragt.
(dpa)