Seit dem Jahr 2000 ist der Umsatz bei den meisten Geschäften kaum spürbar angestiegen. Das mag vor allen Dingen auch daran liegen, dass die Menschen gleichzeitig wieder mehr Geld für andere Dinge wie Reisen oder für die Gastronomie und Dienstleistungen ausgegeben haben. Anstatt fast 36 Prozent landen jetzt nur noch 29 Prozent davon bei den Läden und Geschäften. Und zumindest aus südbadischer Sicht ist da auch erst einmal keine große Chance für weiteres Wachstum in Aussicht. Wie Handelsverbands-Hauptgeschäftsführer Olaf Kather es ausdrückt:
Der Gütermarkt scheint in vielen Bereich gerade gesättigt: Die meisten Leute haben eigentlich schon alles, was sie unbedingt brauchen. Und große "Must-Haves" die auf den Markt kommen, und wirklich jeder haben will, werden insgesamt seltener.
So mag es für viele nicht überraschend kommen, wenn das Umsatzwachstum bei den Händlern in Baden-Württemberg mit rund 1,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum noch kleiner ist als die bereits geringen 2,4 Prozent bundesweit. Alles in allem zwar immer noch ein Plus. Und die eines, das die Inflationsrate noch übersteigt. Aber von goldenen Zeiten und dem großen Kaufrausch mag trotzdem schon lange kaum jemand mehr sprechen.
Aktuelle Gewinner und Verlierer beim Handel
Gerade die Modebranche hat allen Grund zum Jammern: Hier sind die Händler nach dem verregneten Frühjahrsgeschäft froh, wenn sie am Ende ihre Umsätze überhaupt irgendwie halten können. Dass der Markt hier nicht abgesackt ist, ist vor allen dem Erfindergeist der Verkaufsteams zu verdanken, die über Aktionen und Rabatte Kunden anlocken konnten. Die großen Gewinner sind momentan auf der anderen Seite Anbieter von Sportwaren. Besonders der Verkauf von E-Bikes boomt in Südbaden seit ein paar Monaten regelrecht. Die Möbel- und Einrichtungshäuser in der Region profitieren weiterhin besonders von Großaufträgen zahlungskräfter Schweizer. Diese müssen für ihre Einkäufe in Südbaden im Schnitt noch immer 20 Prozent weniger hinlegen als wenn sie innerhalb ihrer Landesgrenzen shoppen würden. Und mit den steigenden Geburtenzahlen brummt in Südbaden auch das Geschäft in den Bereichen Spielwaren und Babyausstattung.
Ranking: Freiburg hat so gute Aussichten wie kaum eine andere Stadt
Eine Sonderrolle nimmt - einmal wieder - die Freiburger Innenstadt ein. Bei einem großen bundesweiten Ranking unter den zukunftsträchtigsten Handels-Standorten ist die Breisgau-Metropole jetzt auf einem überraschenden Platz 2 hinter Mannheim gelandet. Das ist zumindest das Ergebnis des Einzelhandel-Investors Comfort unter den mittelgroßen deutschen Städten. Nimmt man auch die einkommensstarken Millionenstädte wie München oder Hamburg hinzu, liegt Freiburg immerhin noch auf einem soliden neunten Platz. Das Ranking soll dabei vor allen Dingen etwas darüber aussagen, welche Entwicklungspotenzial zum Einkaufen eine Stadt hat.
Große Ketten - große Kosten
Dass die Immobilienpreise in Top-Lagen wie der Freiburger Kaiser-Joseph-Straße inzwischen fast nur noch für große Ketten bezahlbar sind und weiter steigen, sieht der Handelsverband dabei nicht unbedingt als schlechten Punkt. Viel mehr sei das Ganze ein Indiz für die hohe Attraktivität in der Innenstadt, von der am Ende auch die kleineren Geschäfte in den Nebenlagen profitieren. Für die erwartet der Verband außerdem, dass die Vermieter in den nächsten Jahren mit den Mietpreisen wieder etwas nach unten gehen. Größere Leerstände wie aktuell in der Konviktstraße hätten gezeigt, dass die Erwartungen vieler Immobilienbesitzer einfach nicht realistisch waren. Trotzdem heißt das, dass die Trennlinie zwischen großen Filialen entlang der Hauptstraßen und kleinerer Geschäfte im Randbereich immer deutlicher wird.
Ein Viertel der Läden nutzt bereits Online-Angebote
Mit einem weiteren großen Thema scheinen sich Händler nach und nach immer mehr zu arrangieren - teilweise, weil sie auch einfach nicht mehr darum kommen. Ein Viertel aller südbadischen Geschäfte bieten inzwischen Teile ihres Sortiments auch im Internet an, entweder über eine eigene Shoppingwebseite oder über große Einkaufsportale wie Amazon und Ebay. Was zunächst nach wenig klingt, ist bereits ein immenser Fortschritt. Die Zahlen aus Südbaden entsprechen hier komplett dem landesweiten Durchschnitt, bestätigt Handelsverbandspräsident Philipp Frese auf baden.fm-Anfrage. Vor wenigen Jahren war ein eigenes Onlineangebot hingegen für die allermeisten stationären Geschäfte ein Fremdwort. Und es hat sich noch mehr getan: Neun von zehn Händlern nutzen inzwischen auch soziale Netzwerke wie Facebook oder Kurznachrichtendienste wie Twitter.