
Innenminister warnt vor K.o.-Tropfen bei Fastnachtsfeiern in Baden-Württemberg
Land mahnt zur Vorsicht - Gemeinden reagieren mit verschiedenen Aktionen
Die fünfte Jahreszeit steht vor ihrem großen Höhepunkt - Innenminister Thomas Strobl mahnt Narren allerdings zu Achtsamkeit auf Umzügen, Feten, Prunksitzungen - und an der Theke. "Kriminelle nutzen unverantwortlichen Alkoholkonsum aus und sind insbesondere im Schutze größerer Menschenansammlungen aktiv", sagte der CDU-Politiker. So fänden K.-o.-Tropfen immer wieder den Weg in die Getränke ahnungsloser Opfer. "Dagegen kann man sich wehren. Einfach das Getränk immer im Auge behalten und achtsam sein, wenn wildfremde Menschen einen offenen Drink bringen."
Anlass war unter anderem eine Veranstaltung in Murg im Kreis Waldshut. Dort wurde es Mitte des Monats eine Fastnachtsveranstaltung beendet, nachdem sechs Besucher über typische Symptome berichtet hatte. Dazu gehören Gedächtnisverlust, Benommenheit und Übelkeit - ähnlich einem sehr starken Alkoholrausch. Die Betroffenen wurden anschließend im Krankenhaus behandelt. Zu übergriffen kam es nicht.
In mehreren Orten haben die Behörden nun reagiert. So läuft in Waldshut-Tiengen etwa die Plakatkampagne "Narri Narro – viel Spaß ohne K.o.". In Laufenburg werden bei der Städtlefasnacht von 27. Februar bis 2. März für die dort ausgegebenen Pfandbecher Überzieher aus elastischem Plastik angeboten.
Die Zahl der Fälle steigt seit Jahren kontinuierlich
K.-o.-Tropfen haben meist weder Geruch noch Geschmack. Trotz öffentlicher Aufmerksamkeit und Präventionsarbeit steigt laut Innenministerium die Zahl der Fälle. 171 Straftaten im Zusammenhang mit solchen Substanzen wurden 2023 von der Polizei festgestellt, im Vorjahr waren es noch 160, im Jahr 2021 lediglich 98 Fälle. Die Zahl der registrierten Opfer stieg im Jahr 2023 auf 162, davon waren 129 Frauen.
Die Taten laufen überwiegend nach demselben Schema ab: Die Täter schütten die Chemikalien in die Getränke ihrer Opfer. Die Substanzen wirken üblicherweise wie Drogen. Nach einigen Minuten wird den Opfern schwindelig, sie können nicht mehr klar denken und handeln und fühlen sich, als wären sie betrunken. Kurz darauf werden sie für Minuten oder auch mehrere Stunden bewusstlos.
Opferschutzorganisation spricht von hoher Dunkelziffer
Die Täter nutzen diese Zeit für Sexualdelikte oder zum Ausrauben. Die Opfer können sich hinterher häufig nicht mehr richtig daran erinnern. Die meisten K.-o.-Mittel können laut Innenministerium nur für wenige Stunden in Blut und Urin nachgewiesen werden. Die Opferschutzorganisation Weißer Ring spricht von einer hohen Dunkelziffer.
Die Polizei werde auch dieses Jahr in der närrischen Zeit präsent sein und verstärkt kontrollieren, sagte Strobl. Gerade jüngere Fastnachtsbesucher unterschätzten oftmals die enthemmende Wirkung von Alkohol und Drogen. Leider komme es während der Fastnacht auch immer wieder zu schweren und tödlichen Verkehrsunfällen. "Wer sich unter dem Einfluss von Alkohol, Cannabis oder anderen Drogen ans Steuer setzt, riskiert weit mehr als seinen Führerschein", so Strobl.
(dpa/br)