Sie sind auf eigene Art zwei Führungspersönlichkeiten mit ganz speziellem Charakter: SC-Freiburg-Trainer Christian Streich hat sich am Dienstagabend mit Baden-Württembergs Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) über anderthalb Stunden ein sehr persönliches Rededuell geliefert.
Eingeladen in den Freiburger Paulussaal hatte als Talk-Moderatorin die Grünen-Fraktionsvorsitzende Edith Sitzmann. Über 800 SC-Fans, Parteimitglieder, aber auch interessierte Otto-Normal-Bürger sind am Ende erschienen und haben die Bühnenveranstaltung bis fast auf den letzten Sitz im Publikum ausgefüllt.
Inhaltlich blieb die Politik beim Schlagabtausch zwischen Streich und Kretschmann aber bewusst außenvor. Viel mehr hatten die Zuschauer in recht intimer Atmosphäre die Gelegenheit, persönliche Gemeinsamkeiten der beiden Gäste näher kennenzulernen. So war Christian Streich in seiner Jugend nicht zuletzt aus Mangel an anderen Sportangeboten in seiner Heimat Eimeldingen beim Fußball gelandet. Der Ministerpräsident hat in jungen Jahren ebenfalls gekickt und sich in der Schulmannschaft als Verteidiger aufstellen lassen - so richtig entspannen kann er aber viel eher bei Wanderungen in der Schwäbischen Alb oder bei einem Baumarktbesuch. Beide sind vor ihrem heutigen Beruf ursprünglich Lehrer gewesen, beide sind naturverbunden und mussten sich erst mit ihrer medialen Öffentlichkeit zurechtfinden.
Ein Politikum hat gleich zu Beginn dann aber doch seinen Weg auf die Bühne gefunden: Um ein Zeichen gegen Abschiebungen zu setzen, hatten mehrere Linksbündnisse zu Protestaktionen beim Besuch von Kretschmann aufgerufen. Die Polizei setzte das Hausrecht der Grünen als Veranstalter durch und verhinderte auf ihren Wunsch, dass sie mit ihren Schildern und Transparenten bis zum Paulussaal vordrangen. Dafür besuchten einige Aktivisten im Anschluss als Privatpersonen den Talk und meldeten mit Zwischenrufen zu Wort und zeigten den Rednern symbolisch die "rote Karte" für die umstrittene Abschiebung einer Freiburger Flüchtlingsfamilie. Der Ministerpräsident ging während seiner Rede auf die Kritiker ein und entgegnete, dass ein Bleiberecht für Jedermann allein durch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen nicht durchführbar sei.