Den Besuchern von Sauna, Dampfbad und ähnlichen Einrichtungen könnte es ab dem 1. Juli 2015 auch bei uns in Südbaden an den Geldbeutel gehen. Dann soll für die Saunabetreiber nämlich eine rechtliche Änderung in Kraft treten, die es in sich hat: Das Bundesfinanzministerium hat beschlossen, dass sie künftig den vollen Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent für ihre Angebote zahlen sollen. Bisher galt für sie ein ermäßigter Steuersatz von 7 Prozent - und zwar deshalb weil regelmäßige Saunagänge seit 1968 von der Bundesregierung offiziell als Beitrag für die Gesundheit gewertet wurden. Das gilt so nicht mehr, es handelt sich heute um einen reinen Wellness-Faktor. So hat zumindest 2005 der Bundesfinanzhof entschieden und damit das Aus der Steuervergünstigung herbeigeführt. Und das soll jetzt, zehn Jahre später, noch in diesem Sommer in Kraft treten.
Weil gerade viele kleinere Saunen die zusätzlichen Kosten selbst nur schwer tragen können, müssen jetzt die Besucher bundesweit mit steigenden Eintrittspreisen rechnen. Allein bei den rund 2150 öffentlichen Saunen in Deutschland rechnet der Deutsche Sauna Bund mit einem 200 Millionen Euro schweren Besucherrückgang.
Weil Südbaden mit seinen vielen Kurorten, Kliniken und Angeboten seit Jahrzehnten nicht nur Gesundheits- sondern auch Wellnessstandort ist, trifft die Steuererhöhung die Region gleich doppelt. Die meisten Thermen haben bereits reagiert und schon in den vergangenen Jahren mit einer leichten Preiserhöhung vorgesorgt. Den vollen Mehrpreis möchte und kann man aber auch nicht im vollen Umfang an den Gast weitergeben, heißt es auf baden.fm-Anfrage beispielsweise bei der Cassiopeia Therme in Badenweiler. Um acht Prozent ist der Saunaeintritt hier teurer geworden - darin sind aber auch schon die gestiegenen Energiekosten enthalten. Gerade deshalb reiche das aber bei Weitem nicht, um die Kosten zu decken.
Auf dem Großteil davon wird der Betreiber am Ende selbst sitzen bleiben. Die Kur- & Bäder GmbH Bad Krozingen, die unter anderem die Vita Classica Therme mit Saunaparadies betreibt, schätzt mit einer Summe von rund 120.000 bis 140.000 Euro im Jahr und einem großen Verwaltungsaufwand. Die großen Thermen können das teilweise mit den Umsätzen aus dem Schwimm- und Therapieangebot ausgleichen, sagte uns Geschäftsführer Rolf Rubsamen. Er schätzt, dass es zwei bis drei Jahre braucht, bis sich die Situation finanziell wieder eingependelt hat. Eng dürfte es da eher für Hotels mit Saunalandschaft oder andere kleine Anbieter werden.
Viele rechnen dort damit, dass die Gäste wegen der gestiegenen Preise vielleicht nicht mehr so häufig kommen, wie bisher. Weil Gesundheit und Wohlbefinden den meisten aber wichtiger ist denn je, befürchten sie kein komplettes Ausbleiben. Man müsse jetzt versuchen, über gezielte Zusatzangebote in den Saunen, Bonusaktionen und noch mehr Qualität den Wert eines Saunabesuchs für den Kunden deutlich zu machen. Wer jedoch diesen Mehraufwand nicht stemmen kann, für den sieht es düster aus.
Im Moment versucht der Deutsche Sauna Bund weiterhin das Gespräch mit den Verantwortlichen zu suchen, um ihnen ihre Sicht der Dinge zu verdeutlichen und den Wegfall des Steuervorteils zu verhindern: In den Augen der Betreiber ist die Sauna nämlich weit mehr als nur Erholung und Entspannung, sondern hat den zuvor anerkannen gesundheitlichen Nutzen. Am Ende müssten das wohl medizinische Gutachter entscheiden.