Nach der Wiedereröffnung des Europa-Parks stehen auch in unserer Region noch weitere Lockerungs-Ideen auf dem Programm
Das Sozialministerium in Baden-Württemberg hat am Sonntag (30.05.2021) weitere Modellprojekte für mögliche landesweite Lockerungen in der Corona-Pandemie auf den Weg gebracht. Städte, Gemeinden und Landkreise, aber auch Vereine und Verbände hatten in den letzten Wochen dafür ihre Ideen bei der Behörde in Stuttgart eingereicht.
Die vielversprechendsten Ansätze sollen jetzt unter wissenschaftlicher Aufsicht in der Praxis erprobt werden. Sie könnten bei einem Erfolg weitreichende Folgen für den Alltag vieler Menschen im gesamten Südwesten haben. Mit dabei sind auch sechs Modellversuche aus Südbaden:
- Schon bekannt ist die modellhafte Wiedereröffnung des Europa-Parks aus der vergangenen Woche. Unter strengen Hygiene-Auflagen und mit einer strikten Besucherbegrenzung auf 3.000 Menschen durfte der südbadische Freizeitpark schon am letzten Freitag (21.05.2021) in seine Sommersaison 2021 starten. Nach der Corona-Verordnung des Landes wäre er ansonsten erst vier Wochen später damit dran gewesen - und das auch nur, falls dann die Infektionszahlen in der Ortenau auch mitgespielt hätten.
- Ebenfalls gerade am Anlaufen ist das Projekt der Kinder- und Jugendfreizeit in Vörstetten. Hier geht es darum, vor allem Schülern auch wieder einen festen Lebensmittelpunkt außerhalb des eigentlichen Schulunterrichts bieten zu können, bei dem sie sich in ihrer Freizeit mit Gleichaltrigen austauschen und spannenden Projekten nachgehen können. Konkret haben sich die Organisatoren dafür unter anderem ein Zeltlager ausgedacht.
- Als nächster Testlauf sind schon ab dieser oder kommender Woche wieder erste Konzerte und Proben von Blasmusik-Orchestern in Achern geplant. Neun Musikvereine dürfen sich dort unter dem Motto "Blasmusik verbindet" gemeinsam unter wissenschaftlicher Begleitung auf einen kleinen Open-Air-Auftritt vorbereiten. Das Projekt soll dabei ein Vorbild für andere Vereine darstellen und Möglichkeiten aufzeigen, wie sich das Vereinsleben nach der pandemiebedingten Durststrecke wieder neu gestalten lässt.
- Und auch beim Sport dürfen sich Fußball-Fans wieder erste Hoffnungen machen: Ebenfalls grünes Licht bekommen haben die so genannten Mini-Fußballspieltage des Südbadischen Fußballverbands. Dort sollen noch im Juni als erstes Kinder aus den G-, F- und E-Jugendmannschaften im Alter zwischen sieben und zehn Jahren wieder erste kleine Fußballturniere austragen dürfen. Das gemeinsame Bewegen und Erfolgserlebnisse stehen dabei im Mittelpunkt. Ist der Versuch erfolgreich, könnten aber schon ab Ende Juni auch wieder landesweit ähnliche Amateur-Sportveranstaltungen folgen.
- Etwas länger andauern dürfte ein Modellprojekt aus der Veranstaltungsbranche im Breisgau. Im Freiburger Jazzhaus sollen Forscher ab Juni herausfinden, unter welchen Bedingungen wieder Konzerte und andere Events in der beliebten Indoor-Location möglich sein werden, ohne das Infektionsrisiko für die Beteiligten auf, vor und hinter der Bühne drastisch zu erhöhen. In einem gestuften Verfahren wird es bei der Untersuchung darum gehen, von einer streng regulierten Vergabe von Sitzplätzen mit großen Abständen wieder möglichst sicher hin zu einer freien Sitzplatzwahl oder sogar zu Stehkonzerten zu kommen. Hier dürfen die Verantwortlichen frühestens nach vier Wochen einen Zwischenbericht vorlegen. Je nachdem wie vielversprechend die Ergebnisse dort sind, muss der Test abgebrochen oder verlängert werden - oder aber die Eventbranche darf im besten Fall dann sogar landesweit wieder vergleichbare Konzerte anbieten.
- Einen viel allgemeineren Modellversuch hat der Landkreis Waldshut zum Thema "Öffnungsstufen" ins Rennen geschickt: Er möchte, dass die Corona-Verordnung des Landes so geändert wird, dass die nächsten Öffnungsschritte aus dem bekannten Stufenmodell ganz automatisch noch schneller zum Tragen kommen. Wenn dort die 7-Tage-Inzidenz fünf Tage lang stabil unter 50 bleibt, soll direkt die Öffnungsstufe 3 gelten, bei der die meisten Bereiche des öffentlichen Lebens wieder unter bestimmten Hygiene-Auflagen aufmachen dürfen. Ansonsten wäre das nach der bisherigen Regelung frühestens nach vier Wochen am Stück unter einem Wert von 100 möglich. Die Landesregierung hat dieses Vorhaben aus Waldshut bereits so gut wie abgenickt. Das Gesundheitsministerium hat den Antrag als Selbstläufer eingestuft und will ihn in den nächsten Tagen landesweit umsetzen, um neue Perspektiven zu schaffen, falls sich bis dahin nicht grundsätzlich etwas an dem weiteren Pandemie-Geschehen ändern sollte.
Insgesamt hat das Sozialministerium nun 19 verschiedene Modellversuche ins Rennen geschickt. Die komplette Übersicht mit allen Kriterien können Sie hier nachlesen.
Sicherheitshalber weist die Landesregierung darauf hin: Sollte die 7-Tage-Inzidenz während der Testphase der einzelnen Modellversuche wieder über den Wert von 100 ansteigen, müssten alle abgebrochen werden. Dann greift nämlich wieder die Corona-Notbremse des Bundes.
(fw)