Manche Holzbalken in der Dachkonstruktion sind bereits mit einem regelrechten Mantel aus Sporen überzogen
Der Schaden, den Pilze und Schädlinge am Augustinermuseum in Freiburg angerichtet haben, ist weitaus größer als bisher befürchtet. Davon geht die Stadtverwaltung aus, nachdem Gutachter das Gebäude in den letzten Wochen genau unter die Lupe genommen haben.
Die genaue Schadenssumme lässt sich noch nicht genau beziffern, dürfte aber im niedrigen bis mittleren Millionenbereich liegen, sagte uns Freiburgs Erster Bürgermeister Ulrich von Kirchbach (SPD). Außerdem ist der Zeitplan für die laufende Sanierung des 700 Jahre alten Kulturdenkmals nicht mehr zu schaffen. Die Arbeiten müssen voraussichtlich weit über das angepeilte Ende im September 2020 hinaus weitergehen.
"Echter Hausschwamm" gilt im BGB als schwerer Baumangel
Das städtische Gebäudemanagement hatte in dem früheren Klostergebäude den so genannten "echten Hausschwamm" und den "weißen Porenschwamm" nachgewiesen. Beide Pilzarten gelten als besonders schwer in den Griff zu bekommen und greifen nicht nur die Holzkonstruktionen an, sondern können auch ins Mauerwerk eindringen.
Inzwischen gehen Experten davon aus, dass der Pilz bereits seit Jahrhunderten im Augustinermuseum wütet. Schuld daran soll vor allem die inzwischen sehr alte und schon früher mäßige Bausubstanz sein: Die Augustinermönche haben beim Bau des Gebäudes offenbar immer wieder organische Materialien wie Holzstückchen dem Mörtel für den Bruchsandstein beigemischt. In Verbindung mit Wasser dient das den Pilzen offenbar als Lebensgrundlage.
Chemiekeule hatte im 20. Jahrhundert alles nur noch schlimmer gemacht
In den 1930er- bis 1950er-Jahren war das Problem offenbar schon einmal so massiv geworden, dass man sich damals zu einem flächendeckenden Einsatz von Pestiziden und Pilzbekämpfungsmitteln entschieden hatte.
Die Folge war eine so hohe Schadstoffbelastung, dass das Museum noch vor rund 15 Jahren zwischenzeitlich komplett geschlossen werden musste. Gebracht hat die Chemiekeule damals wenig - die Pilze waren noch immer da.
Fehler und Versäumnisse bei der Sanierung des Kulturdenkmals
Aber auch bei der laufenden Sanierung der bisherigen drei Bauabschnitte wurden Fehler gemacht - ob vom Architekten oder von den ausführenden Handwerkern, dieser Frage will die Stadt erst einmal nicht nachgehen, sondern sich lieber auf die Schadensbegrenzung konzentrieren. In bereits sanierten Teilen konnte über eine undichte Gaube, über technische Anlagen und an meheren kleinen weiteren Stellen Wasser eindringen.
Schon wenig Feuchtigkeit kann dafür sorgen, dass der Pilz nach jahrzehntelangem "Tiefschlaf" plötzlich wieder zu neuem Leben erwacht und sich ausbreitet. Je nach Untergrund ist dann eine rasante Ausbreitung von bis zu einem Meter pro Tag möglich.
Museum muss umplanen - große Ausstellungen sollen trotzdem stattfinden
Um das historische und geschützte Gebäude zu erhalten, bleibt den Verantwortlichen keine andere Möglichkeit, als die betroffenen Stellen fachmännisch abzutragen und komplett auszutauschen, so die Einschätzung der Gebäudemanagement-Leiterin Andrea Katzer-Hug. Das bringt natürlich den kompletten Zeitplan des Museums durcheinander. Die geplanten Ausstellungen zum Freiburger Stadtjubiläum 2020 sollen dort allerdings trotzdem stattfinden können.
Bis zum Jahresende 2019 will die Stadtverwaltung jetzt eine Übersicht über alle Schadensstellen im Augustinermuseum vorlegen, sowie ein Konzept zur Gesamtsanierung. Erst dann lassen sich die genauen Kosten und der zeitliche Faktor für die zusätzlichen Arbeiten genau beziffern.
Seit der Wiederaufnahme des Museumsbetriebs im Jahr 2010 haben fast 1,3 Millionen Menschen die Ausstellungen, Sonderausstellung und Veranstaltungen des Augustinermuseums in Freiburg besucht.
(fw)