Schlamm, Lawine, Erdrutsch, Waldkirch, © baden.fm

Neue Hangrutsche bedrohen Wohngebiet in Waldkirch

Ein Tag nach dem verheerenden Hochwasser im Großraum Waldkirch bleibt die Lage angespannt

Große Probleme bereitet den Einsatzkräften vor allen Dingen die Gefahr drohender Erdrutsche in einem Wohngebiet hinter den Bahngleisen. Dort hatte sich in der Nacht bereits eine Schlammlawine in Bewegung gesetzt - Stadt und Feuerwehr hatten sich deshalb dazu entschlossen, vorsorglich sechs betroffene Häuser zu evakuieren. 29 Menschen mussten so binnen weniger Minuten am späten Abend ihre Wohnungen verlassen. Darunter auch viele ältere Menschen und eine Familie mit kleinen Vierlings-Geschwistern.

Lebensgefahr: Häuser in Waldkirch wegen Erdrutschen evakuiert

Viele, so berichten sie unserem Kamerateam heute, hatten dabei nicht einmal Zeit das Nötigste mitzunehmen. Erst am frühen Morgen haben es die Einsatzkräfte ihnen ermöglicht, für Medikamente und wichtige Unterlagen noch einmal in die Wohnungen zurückzukehren - allerdings nicht dauerhaft. Die Gefahr war am Abend hingegen offenbar noch so groß, dass es um Minuten ging. Entlang einer Mauer oberhalb der Wohnhäuser hatte sich an dem Hang bereits so viel Wasser angesammelt, dass überall aus dem Erdreich Schlammfontänen drangen, wie aus einem vollgesogenen Schwamm. Solange sich daran nichts ändern, müssen die betroffenen Anwohner bei Freunden, Verwandten oder vermittelten Not-Plätzen der Stadt unterkommen. Eine Rückkehr ist zumindest in der Nacht auf Mittwoch nicht denkbar, so Waldkirchs Oberbürgermeister Roman Götzmann (SPD).

THW versucht Hang trockenzulegen - Erfolgsaussichten unklar

Zusammen mit Felssicherungsexperten aus Waldkirch übernimmt das Technische Hilfswerk nun die Sicherungsarbeiten. Ihnen geht es vor allem darum, den Hang trockenzulegen. Dafür sind extra Pump-Trupps aus der Ortenau und aus Müllheim angerückt. Und auch die Helfer von Feuerwehr und Deutschem Roten Kreuz sind noch immer im Dauereinsatz. Bislang hat es trotz der schweren Unwetter keine Verletzte gegeben, die Rettungskräfte halten sich aber für den Ernstfall bereit. Probleme könnte dabei vor allem der Blick aufs Wetter bereiten: Neuer Stark- oder Dauerregen wäre für alle Beteiligten eine Katastrophe. Auch der Hang könnte dann möglicherweise nicht mehr ausreichend gesichert werden.

Anwohner fürchten um ihr Hab und Gut

Auch einige Straßen weiter haben viele Anwohner Angst um ihre vier Wände. Die meisten haben bereits alle wichtigen Sachen aus den Kellern nach oben geräumt, falls das Wasser in den nächsten Tagen noch einmal in die Gebäude eindringen sollte. Nachdem die meisten Wasserschäden nun aber erst einmal nach und nach trocken gelegt werden, sind die Versicherungen gefragt. Soforthilfen wird es aus städtischer Sicht zumindest keine geben. Rathauschef Götzmann kritisiert dabei, dass die Hochwasserhilfen vom Land nur Schäden abdecken, die mit den ersten Unwetterfronten bis zum 8. Juni in Zusammenhang standen. Weil die gebeutelten Waldkircher so erst einmal leer ausgehen würden, bittet er die Landesregierung indirekt um Hilfe.

So kämpfen Feuerwehr und Anwohner gegen das Hochwasser rund um Waldkirch

In den betroffenen Stadtteilen von Waldkirch waren innerhalb weniger Stunden zusammengerechnet über 70 Millionen Liter Wasser vom Himmel gefallen - zum Vergleich: Das entspricht eine zigfache Menge des kompletten Inhalts aller Becken im Waldkircher Schwimmbad. Zu über 150 Notrufen mussten die Retter dabei ausrücken.