Einer von zehn Zügen hatte letztes Jahr deutlich Verspätung, jeder Hundertste ist komplett ausgefallen
Wegen nicht zufriedenstellender Leistungen im Nahverkehr 2017 muss die Deutsche Bahn rund 11 Millionen Euro als Entschädigung an das Land Baden-Württemberg zahlen. Das hat Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) am Montag (19.02.2018) bekannt gegeben. Die Summe ist demnach die höchste, zu der im Südwesten jemals ein Verkehrsunternehmen verdonnert wurde.
In den letzten Jahren immer mehr Probleme
Mit dem Geld sollen die teils schlechten Zustände deutlich verbessert werden, so Hermann weiter. Die stattliche Höhe der Summe freue ihn jedoch nicht, da sie ja ein Preis der Schlechtleistung sei. Seit dem Herbst 2016 häufen sich bei der Bahn die Probleme, belegen auch Zahlen des Fahrgastbeirats. Damals ist der so genannte "große Verkehrsvertrag" ausgelaufen. Dieser hatte der Deutschen Bahn damals noch eine Art Monopol für Aufträge im Nahverkehr beschert - danach soll es der Konzern mit der Wartung seiner Züge nicht mehr so streng genommen haben, so der Vorwurf heute.
Während zwischen 2003 und 2012 im Schnitt noch 94 Prozent aller Züge pünktlich von den Bahnhöfen in Baden-Württemberg abfahren konnten, waren es 2017 nur noch 91,7 Prozent. Dabei wird der Bahn bereits ein gewisser Spielraum eingeräumt: Erst ab der sechsten Minute Verzögerung gilt ein Zug offiziell als verspätet, alles darunter fließt nicht in die Statistik ein.
Forderung: Fahrgäste sollen leichter an Entschädigungen kommen
Insgesamt ist die Lage laut Verkehrsministerium vergleichbar mit der Situation in den anderen Bundesländern. Allerdings gibt es bei uns im Südwesten bestimmte Brennpunkte, an denen es auffällig oft zu Problemen kommt. So fallen auf der Frankenbahn regelmäßig die Lokführer aus, an der Bodenseegürtel-Strecke sind häufig die Züge zu kurz. Auf der südbadischen Hochrheinbahn hat zuletzt hingegen öfters die Technik gestreikt.
Der Fahrgastbeirat fordert jetzt ein einfacheres Entschädigungssystem für betroffene Bahnkunden. Eine Kündigung beim Vertrag mit der Deutschen Bahn kommt aus Sicht des Ministers aber nicht in Frage - wohl auch deshalb, weil es bisher keine Alternative gibt, die ausreichend Züge und Personal stellen könnte.
(fw)