Dietenbach, Freiburg, Stadtteil, © baden.fm

Kosten für den neuen Stadtteil „Dietenbach“ in Freiburg stehen fest

Mit dem neuen Stadtteil sollen vor allem Familien wieder mehr bezahlbaren Wohnraum in Freiburg finden:

Die Planungen für den geplanten Stadtteil Dietenbach im Freiburger Westen haben jetzt den nächsten Meilenstein erreicht. Innerhalb des letzten Jahres hat die Stadtverwaltung den angepeilten Standort zwischen der B31 und dem Rieselfeld genauer unter die Lupe genommen und eine erste Testplanung erstellt, wie denn das neue Wohngebiet überhaupt aussehen könnte. Damit steht nun erstmals fest: Theoretisch wäre dort Platz für über 12.500 Menschen in bis zu 5.500 Wohnungen. Das sind noch einmal 500 Wohneinheiten mehr als bisher bei den ersten Schätzungen angenommen. Und auch bei den Kosten liegt nun eine allererste, grobe Hausnummer vor:

Freiburgs Finanzbürgermeister Otto Neideck zu den Kosten für den neuen Stadtteil Dietenbach

In die notwendige Infrastruktur müsste die Stadt insgesamt mindestens 614 Millionen Euro stecken. Hinzu kommen geschätzte private Investitionen von Bauträgern und Unternehmen in Höhe von weiteren 2 Milliarden Euro. Den Löwenanteil macht dabei die soziale Infrastruktur aus: Heute gelten allein bei den Themen Kita-Betreuung oder Schulwesen ganz andere Anforderungen als noch bei den letzten Stadtteilen Rieselfeld und Vauban. Freiburgs Erster Bürgermeister Otto Neideck (CDU) nennt das Bauprojekt die größte Herausforderung der Stadt für die nächsten Jahrzehnte. Die erste Hürde tut sich dabei bereits bei der Finanzierung auf:

Rechnerisch bisher rund 56 Millionen Euro zu teuer

Rechnet die Stadtverwaltung ihre Einnahmen für die bauliche Entwicklungsmaßnahme entgegen, wäre der neue Stadtteil in seiner Testplanung rund 56 Millionen Euro zu teuer. Diese Kosten müssen die Planer noch senken, was aber offenbar einfacher gesagt ist, als getan. Denn Dietenbach soll als modernes Quartier hohe Standards erfüllen - die auch noch dann aktuell sind, wenn es irgendwann in der nächsten Generation fertig gestellt wird. Von ihrem eigentlichen Ziel, einen komplett klimaneutralen Stadtteil zu bauen, müssen die Planer dabei aber wohl zumindest ein Stück weit abrücken: Wie inzwischen fast bei jedem größeren Bauprojekt ist es eine Gratwanderung zwischen nachhaltigem Bauen und Bezahlbarkeit, sagte uns Freiburgs Baubürgermeister Martin Haag im baden.fm-Interview.

Freiburgs Baubürgermeister Martin Haag: "Es ist bei fast allen Bauvorhaben immer eine Gratwanderung"

Was bei den Stadtteilen Rieselfeld und Vauban noch innovativ und nachhaltig war, ist unter Umständen sogar heute schon nicht mehr auf dem aktuellsten Stand. Haag betont deshalb die Notwendigkeit hoher Standards, damit die Menschen auch noch in 20 bis 30 Jahren gerne in den Stadtteilen wohnen. Außerdem ist der Standort Dietenbach kein unkomplizierter. Allein der gleichnamige Bach bereitet den Behörden im Zusammenhang mit dem Hochwasserschutz große Sorgen. Hier haben sie jetzt eine technische Lösung erarbeitet, die die künftigen Anwohner vor ansteigenden Wassermassen, zum Beispiel nach Starkregen schützen soll. Außerdem laufen über das Gelände Starkstromleitungen und Gas-Hauptleitungen, die erst einmal aufwändig verlegt werden müssten - ebenso wie ein Sendemast des SWR.

Grundstückseigentümer befürchten Enteignung

Größte Herausforderung dürfte allerdings die Baufläche als solche werden: Bereits seit den ersten Überlegungen Ende 2012 hatte sich Widerstand gegen das Bauprojekt am Dietenbach formiert. Denn die Fläche ist im Gegensatz zu anderen Quartieren nicht komplett im Besitz der Stadt - das bisherige Ackerland ist stark zerstückelt und die Gespräche mit den Eigentümern laufen alles andere als leicht. Sie befürchten von der Stadt übers Ohr gehauen zu werden. Es laufen Verhandlungen über Ausgleichszahlungen und -flächen, viele Grundstücksbesitzer halten die angebotenen Summen pro Quadratmeter aber für zu billig. Einige haben das Eigentum beispielsweise als Altersvorsorge für sich oder Kinder und Enkel angelegt und sehen sich durch einen zu günstigen Verkauf in ihrer Existenz bedroht.

Stadt möchte den Dialog suchen

Sogar die Drohung einer Enteignung steht im Raum - wie die Stadt betont, könnte dies allerdings nur das allerletzte Mittel in Einzelfällen sein, bei denen gar keine Einigung zustande kommt. Im Rathaus möchte man viel mehr auf Dialog setzen. In die heiße Phase dürften die Gespräche dabei allerdings erst gehen, sobald das Projekt auch eine konkretere Form annimmt. Denn die Testplanung der Stadt heißt noch lange nicht, dass der Stadtteil so auch Eins zu Eins umgesetzt wird.

Viel mehr ist das Ziel, dass der Gemeinderat noch in diesem Jahr einen städtebaulichen Wettbewerb in die Wege leiten soll. Starten könnte dieser dann schon im Jahr 2017. In mehreren Stufen könnten dann zunächst 30 Architektur- und Städteplaner-Büros anonym ihre Entwürfe einreichen. Diese sollen sich grob an den neuen Vorgaben der Stadt orientieren, sind aber natürlich in ihrer Gestaltung immer noch recht frei.