Maria, Vermisst, Türschild, © Patrick Seeger - dpa

Jahrelang vermisste Maria H. aus Freiburg berichtet über ihre Flucht

Bisher hatte sich die 18-Jährige nur über ihre Mutter und die Polizei zitieren lassen

Nach ihrem jahrelangen Verschwinden und der überraschenden Rückkehr nach Südbaden hat die lange vermisste Freiburgerin Maria H. inzwischen ihr erstes öffentliches Interview gegeben. In einem Fernsehinterview spricht die heute 18-Jährige über die Gründe, die damals 2013 dazu geführt hatten, dass sie mit dem 40 Jahre älteren Bernhard H. durchgebrannt war.

Inzwischen sieht sich Maria demnach als Opfer des älteres Mannes, den sie im Internet kennengelernt hatte. Doch war offenbar nicht immer so: Er hatte den Teenager damals bei familiären Problemen unterstützt und die gemeinsame Flucht ins Ausland angeboten. Sie fühlte sich von ihm verstanden und konnte sich mit ihren Sorgen an ihn wenden. Ihre gemeinsame Flucht hatte die beiden dann mit 13 zunächst nach Polen und dann nach Sizilien geführt - aus Marias Sicht damals eine Lösung. Umgekehrt habe ihr H. gesagt: "Du bist wie eine Erwachsene, also wo ist das Problem, Alter ist nur eine Zahl."

Bernhard H. soll Maria unter Druck gesetzt haben, nicht nach Deutschland zurückzukehren

Doch das Leben in Süditalien lief offenbar nicht wie geplant. Die Einheimischen dort halfen dem ungleichen Paar ohne Geld zwar, eine Unterkunft zu finden. Allerdings fühlte sich Maria da bereits von H. unter Druck gesetzt, erzählt sie heute. Hinterfragt habe sie seine Aussagen trotzdem nie, auch dann nicht, als er behauptet hatte, dass Maria nicht nach Deutschland zurückkehren könnte - weil sonst für ihn mindestens 15 Jahre Gefängnis und für sie ein Leben im Heim drohen würden. Dass das nicht der Wahrheit entsprach, sei ihr damals nicht bewusst gewesen.

Daran gedacht, dass sie wirklich in Freiburg vermisst werde und europaweit nach ihr gesucht werden könnte, hatte Maria nach eigener Angabe auch nicht. Erst nach ihrem 18. Geburtstag hatte sie sich demnach dazu entschieden, ihren eigenen Namen zu googeln und so das ganze Ausmaß ihres Verschwindens zu erfahren. Da sei dann auch der Beschluss gefallen, nach Hause zurückzukehren.

Verdächtiger wurde inzwischen in Deutschland vernommen

Italienische Ermittler hatten Bernhard H. anschließend in Italien festgenommen. Der 58-Jährige sitzt seitdem in Untersuchungshaft und wurde auch nach Deutschland ausgeliefert. Über mögliche sexuelle Übergriffe möchten bislang weder er, noch Maria selbst sprechen. Die Ermittler haben ihn bereits vernommen, zu den Inhalten des Gesprächs machen sie aber keine Angaben, so eine Polizeisprecherin auf baden.fm-Anfrage. Seine Äußerungen sind wichtiger Bestandteil des anstehenden Gerichtsverfahrens.

Die Jugendliche hatte nach ihrer Rückkehr zunächst behauptet, jahrelang alleine durch Osteuropa gereist zu sein - hatte diese Aussage aber schnell wieder zurückgenommen, nachdem sie sich als falsch herausgestellt hatte.

(fw)

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