Vor allem die milden Temperaturen sind Schuld an der Misere:
In Südbaden bekommen die Getreidebauern die Wetterkapriolen in diesem Jahr voraussichtlich viel stärker zu spüren, als irgendwo anders in Baden-Württemberg. Das befürchtet zumindest der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband BLHV, wie Vizepräsident Karl Silberer auf baden.fm-Anfrage bestätigt. In über 60 Jahren in der Landwirtschaft habe er so eine Fehlernte wie jetzt in der Region noch nie erlebt, so Silberer.
Situation in Südbaden schlimmer als im Rest von Baden-Württemberg
Bereits am Donnerstag waren vom Landesbauernverband LBV alarmierende Zahlen für die Ernteerträge in Baden-Württemberg durchgesickert. Im Durchschnitt konnte jeder einzelne Landwirt demnach im Südwesten dieses Jahr 12 Prozent weniger Getreide einbringen, beim Raps sieht das Ganze ähnlich aus. In Südbaden rechnet der BLHV jetzt hingegen mit doppelt so hohen Ausfällen. Einzelne Höfe haben nur halb so hohe Erträge wie in den letzten Jahren - unterm Strich kommt für die Bauern in der Region so ein Minus von mindestens 25 bis 30 Prozent heraus.
Zu spüren bekommen das vor allem die Landwirte selbst. Weil auf dem Weltmarkt Großanbieter aus Russland und den USA gute Erträge einfahren konnten, werden die Getreidepreise für die Verbraucher am Ende nicht spürbar ansteigen. Umgekehrt müssen viele Betriebe aus Südbaden für ihr Getreide nun schon fast obendrauf zahlen. Das könnte viele in Existenznöte bringen - schon jetzt sehen sich einige Bauern immer häufiger nach Alternativen um.
Schädlinge, Krankheiten und Pilze setzen Getreide zu
Spürbar war der Abwärtstrend für den BLHV-Vorsitzenden bereits im vergangenen Winter. Durch die milden Temperaturen ohne großen Frost haben so besonders viele Schädlinge überlebt. Diese knabbern nicht nur die Feldfrüchte an, sondern übertragen auch Viren zwischen den Pflanzen. Und mit der anhaltenden Feuchtigkeit befallen dann auch noch Pilzkrankheiten das Getreide. Besonders schwierig haben es hier Bio-Bauern, die nicht auf Insektizide und andere chemische Spritzmittel zurückgreifen können.
Qualität wegen des Wetters im Durchschnitt schlechter
Problem ist außerdem die schlechte Qualität, die die Wetterlage in Südbaden in diesem Jahr hervorbringt. Der Anteil an Kümmerkörnern ist ungewöhnlich hoch und auch sonst taugt ein großer Teil des geernteten Korns nicht für die weitere Verarbeitung zu Mehl in der Lebensmittelindustrie. Vieles lässt sich nur noch als Tierfutter verkaufen - zu deutlich geringeren Preisen. Das führt dazu, dass gerade in Südbaden die Arbeit vieler Bauern noch mehr an den Rand des Existenzminimums gedrängt wird.