Außerdem soll der Mann die Ermittler nun zum Tatort des mutmaßlichen Gewaltverbrechens geführt haben
Im Rahmen einer mehrstündigen Vernehmung durch Beamte der Kriminalpolizei und den Oberstaatsanwalt der Staatsanwaltschaft Gießen hat der Tatverdächtige am vergangenen Freitag (02.09.2022) die Tötung der 14-jährigen Ayleen aus Gottenheim gestanden. Außerdem führte der Beschuldigte die Polizei zum Tatort - einem Feldweg im Landkreis Gießen. Dieser liegt laut Staatsanwaltschaft etwa eine halbe Stunde vom Teufelsee bei Echzell entfernt, wo Ayleens Leiche entdeckt wurde. Den Ermittlern zeigte der Beschuldigte auch den Ablageort weiterer Kleidungsstücke der Verstorbenen. Die Kleidung wird aktuell im Hessischen Landeskriminalamt auf serologisches Spurenmaterial untersucht.
Umfangreiche Ermittlungen der Sonderkommission
Dem Geständnis des Beschuldigten waren umfangreiche Ermittlungen der 30-köpfigen Soko „LACUS“ und der Staatsanwaltschaft Gießen vorausgegangen. Seit der Übernahme durch die hessischen Behörden wurden mehrere Zeugen vernommen, eine Vielzahl von Spuren ausgewertet und aufwändige rechtsmedizinische und digitalforensische Untersuchungen vorgenommen, insbesondere Handy-, Funkzellen, GPS- sowie Geodatenanalysen. Dadurch gelang es den Strafverfolgungsbehörden, ein beweiskräftiges Bewegungsprofil des Beschuldigten zu erstellen und sich ein konkretes Vorstellungsbild vom möglichen Tatablauf zu verschaffen.
Ayleen wurde in der Nacht ihres Verschwindens getötet
Nach Vorhalt dieser Ermittlungsergebnisse räumte der Beschuldigte, der die Tat anfangs noch bestritten hatte, im Beisein seines Verteidigers schließlich ein, den Tod von Ayleen in der Nacht vom 21. auf den 22.07.2022 durch körperliche Gewalteinwirkung herbeigeführt und den Leichnam anschließend im Teufelsee bei Echzell versenkt zu haben. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Gießen gibt es derzeit keine Hinweise darauf, dass Ayleen entführt wurde. Aus ermittlungstaktischen Gründen machen Polizei und Staatsanwaltschaft keine weiteren Angaben zur Vorgeschichte der Tat, den genauen Todesumständen und der Motivlage.
Der Tatverdächtige war schon früh als Sexualstraftäter aufgefallen
Der aus dem hessischen Lahn-Dill-Kreis stammende Tatverdächtige und das 14-jährige Mädchen kannten sich aus wochenlangen Chats in sozialen Netzwerken und einem bekannten Online-Spiel. Der 29-Jährige war kurz nach einer Durchsuchung seiner Wohnung festgenommen worden. Schon bald wurde bekannt, dass der Mann bereits früh als Sexualstraftäter aufgefallen war: Als Jugendlicher war er für zehn Jahre wegen eines versuchten Sexualdelikts in ein psychiatrisches Krankenhaus gekommen. Bis Anfang 2022 war er in einem Programm für rückfallgefährdete Sexualstraftäter und stand unter Führungsaufsicht, die im Januar 2022 auslief. Im ersten Halbjahr 2022 wurden drei Anzeigen von Mädchen gegen den Mann erstattet, dabei ging es um Vorwürfe der sexuellen Belästigung und Nötigung. Zudem war er wegen Verkehrs- und Diebstahlsdelikten als Mehrfachintensivtäter eingestuft. Deshalb stand im August 2022 auch eigentlich eine Verhandlung vor einem Amtsgericht gegen ihn an.
Geständnis sorgt für Erleichterung in Gottenheim
In Gottenheim, der Heimatgemeinde der getöteten 14-Jährigen, ist das Geständnis des Tatverdächtigen mit Erleichterung aufgenommen worden. "Bei mir persönlich hat sich trotz der Dramatik des Falls eine gewisse Erleichterung eingestellt", sagte Gottenheims Bürgermeister Christian Riesterer am Dienstag (06.09.2022) der Deutschen Presseagentur. Zahlreiche Reaktionen aus der Gemeinde im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald und darüber hinaus würden diesen Eindruck bestätigen. Riesterer sagte, es gebe nun Hoffnung, dass das Verfahren vergleichsweise rasch abgeschlossen werden könne, da kein langwieriger Indizienprozess gegen den Tatverdächtigen zu erwarten sei. Die bisherige Gedenkstätte für die getötete Schülerin am Rathaus der Gemeinde sei inzwischen an ihre Grabstätte auf dem Friedhof verlegt worden. Gottenheim sei nach dem Bekanntwerden des Tötungsfalls unter Schock gestanden.
(dpa/rg)