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Germanwings-Maschine von Co-Pilot absichtlich zum Absturz gebracht

Newsupdate: Montag, 30.03.2015

 

Alle Opfer sollen noch diese Woche geborgen werden

Nach dem Flugzeugabsturz in den französischen Alpen gehen die Bergungsarbeiten weiter. Bis Ende der Woche sollen alle 150 Opfer geborgen sein. Vom zweiten Flugschreiber der Germanwings-Maschine fehlt aber jede Spur. Nach den bisherigen Erkenntnissen der Ermittler soll der Copilot das Flugzeug mutwillig zum Absturz gebracht haben. Alle 150 Menschen an Bord kamen ums Leben.

 

Newsupdate: Freitag, 27.03.2015

 

09:52 Uhr - Bundesrat gedenkt Opfer

Der Bundesrat hat zu Beginn seiner Sitzung in Berlin der Opfer der Flugzeug-Katastrophe in den französischen Alpen gedacht. Bundesratspräsident Volker Bouffier (CDU) sagte, angesichts der Tragödie seien alle zutiefst betroffen und erschüttert. Der Bundesrat gedenke der Toten und trauere mit den Angehörigen und Freunden. Solche Verluste "ändern buchstäblich alles". Man könne den Schmerz der betroffenen Menschen nicht lindern, aber man sei in Gedanken bei ihnen. Zugleich dankte Bouffier den Helfern bei der Bergung der Opfer und der Aufklärung der Vorgänge in der Germanwings-Maschine.

 

Co-Pilot in psychiologischer Behandlung

Der Co-Pilot des abgestürzten Germanwings-Fluges soll ein Aktenvermerk beim Luftfahrtbundesamt haben. Darin steht das Kürzel „SIC“ – das für eine "besondere und regelmäßige medizinische Untersuchung“ steht – berichtet die BILD am Freitag. Außerdem soll der 27-jährige wegen einer schweren Depression in Behandlung gewesen sein. Das ist jetzt 6 Jahre her. Gestern hatten Ermittler die beiden Wohnungen des Mannes in Montabaur und Düsseldorf durchsucht. Spekulationen über einen angeblichen Abschiedsbrief hat die Polizei zurückgewiesen. Sie konzentriert sich jetzt auf die Auswertung der beschlagnahmten Unterlagen.

Airlines kündigen Konsequenzen an

Mehrere Fluggesellschaften ziehen Konsequenzen aus den neuen Erkenntnissen zum Flugzeugabsturz in Frankreich. Sowohl der Lufthansa-Konzern, zu dem Germanwings gehört, als auch Easyjet, Condor und TuiFly wollen die 2-Personen-Regel im Cockpit wieder einführen. Darüber wird heute mit dem Luftfahrtbundesamt beraten. Lufthansa-Chef Carsten Spohr betonte: "Einen 100-prozentigen Schutz vor solchen Einzeltaten gibt es nicht."

News: Donnerstag, 26.03.2015

 

Co-Pilot(27) brachte Germanwings-Maschine absichtlich zum Absturz

 

Die Flugzeug-Katastrophe über den französischen Alpen ist kein tragisches Unglück. Die Ermittler sind überzeugt: Der Copilot brachte die Germanwings-Maschine selbst zum Absturz. Das Warum ist unklar.

Der Copilot der verunglückten Germanwings-Maschine hat nach Erkenntnissen der Ermittler den Sinkflug selbst ausgelöst und so den Airbus absichtlich zum Absturz gebracht. Er sei zu diesem Zeitpunkt allein im Cockpit gewesen, der Pilot sei aus der Kabine ausgesperrt gewesen, sagte der Marseiller Staatsanwalt Brice Robin am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. «Es sieht so aus, als ob der Copilot das Flugzeug vorsätzlich zum Absturz gebracht und so zerstört hat.» Hinweise auf einen terroristischen Anschlag gebe es nicht. Die Motive des 27-Jährigen sind unklar.

Der Pilot hatte demnach kurz zuvor das Cockpit verlassen, um auf die Toilette zu gehen, und das Kommando seinem Kollegen übergeben. Als er zurück ans Steuer wollte, habe er die automatisch verriegelte Kabinentür nicht mehr öffnen können, schilderte der Staatsanwalt. Die plausibelste Deutung gehe dahin, dass der Copilot vorsätzlich verhindert habe, dass die Tür geöffnet werde. Auf Ansprache des Towers habe der Mann nicht reagiert. Ein Notruf sei nicht abgesetzt worden.

Ermittler geben Namen des Co-Piloten bekannt

Der Name des Copiloten wurde mit Andreas L. angegeben. Laut Robin war er nicht als Terrorist erfasst. Bekannt war bereits, dass der Mann seit 2013 bei Germanwings beschäftigt war und aus dem rheinland-pfälzischen Montabaur stammte.

Vor dem Haus des Mannes waren heute Polizisten zu sehen. Möglicherweise werden die Räume des 28-jährigen durchsucht.

Die letzten Sekunden

Der Stimmenrekorder habe bis zuletzt schweres Atmen aus dem Cockpit aufgezeichnet, gesagt habe der Copilot nichts mehr, erklärte der Staatsanwalt. In den letzten Minuten, bevor der A320 mit 150 Menschen an Bord an einer Felswand zerschellt sei, hätten der ausgesperrte Kapitän und die Crew von außen gegen die Cockpit-Tür gehämmert. «Die Schreie der Passagiere hören wir erst in den letzten Sekunden auf dem Band», sagten die Ermittler. In den ersten 20 Minuten nach dem Start haben sich Pilot und Copilot demnach ganz normal unterhalten.

Lufthansa-Chef geschockt

Lufthansa-Chef Carsten Spohr sprach auf einer anderen Pressekonferenz von „einer sehr, sehr tragischen Entwicklung, die wir fassungslos zur Kenntnis nehmen mussten. In unseren schlimmsten Albträumen hätten wir uns so etwas nicht vorstellen können.“

Die Bergungsarbeiten

Der zweite Flugschreiber sei noch nicht gefunden, sagte Robin weiter. Zuvor hatte er die aus Düsseldorf und Barcelona angereisten Hinterbliebenen der Todesopfer informiert. Die Bergung und Identifizierung der Opfer könne mehrere Wochen dauern.

Der Airbus mit der Flugnummer 4U9525 war am Dienstag auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf, als er über Südfrankreich minutenlang an Flughöhe verlor und am Bergmassiv Les Trois Evêchés zerschellte. An Bord waren 72 Deutsche. Aus Spanien stammten nach Angaben aus Regierungskreisen in Madrid 50 Opfer.

Bundestag gedenkt der Opfer des Absturzes

Der Bundestag hat der Opfer des Germanwings-Absturzes in Frankreich gedacht. Parlamentspräsident Norbert Lammert sagte zu Beginn der Sitzung: "Es ist eine menschliche Tragödie, die Deutschland, Spanien und Frankreich in Schock und Schmerz eint." Er dankte den Einsatzkräften an der Absturzstelle und die Zeichen des Mitgefühls durch große internationale Anteilnahme. Die Angehörigen der Opfer erlebten eine unbeschreiblich schwere Zeit. "Wir sind in unseren Gedanken bei ihnen und fühlen uns ihnen in einer ganz besonderen Weise verbunden."

Merkel vor Ort Südfrankreich

Bundeskanzlerin Angela Merkel war am Mittwoch am Unglücksort und besuchte die Absturzstelle am Nachmittag zusammen mit Frankreichs Staatschef François Hollande und dem spanischen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy.

 

Maschine war 25 Jahre im Dienst des Lufthansa Konzerns

Die Maschine, ein Airbus A320 mit der Kennung D-AIPX, hatte ihren Erstflug am 29.11.1990, flog also fast 25 Jahre im Dienste der Lufthansa Group. 2004 gab die Lufthansa die Maschine an ihre Tochtergesellschaft Germanwings ab. Der abgestürzte Airbus hatte 58.300 Flugstunden bei rund 46.700 Flügen absolviert, teilte Airbus mit. Damit gehörte die Maschine mit der Produktionsnummer 147 zu den ältesten noch in Betrieb stehenden A320. Insgesamt wurden demnach bislang 3889 Flugzeuge dieser Serie ausgeliefert, von denen 3660 noch fliegen. Die abgestürzte Maschine war nach Angaben von Germanwings mit aktuellster Software und Technik ausgestattet. Ein Sensoren-Problem, wie es Lufthansa Flug LH1829 am 05. November 2014 in einen kritischen Sinkflug schickte, sei nicht zu erwarten, sagte der Leiter des Flugbetriebs bei Germanwings, Stefan-Kenan Scheib, am Dienstag in Köln.

So ist die Unglücksmaschine geflogen:

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