Ausgerechnet zum 40. Geburtstag wäre eines der bekanntesten Weinfeste in der Region beinahe ins Wasser gefallen:
Wenn am Freitag Abend die Weintage im Freiburger Stadtteil St. Georgen starten, werden die Besucher von der Aufregung hinter den Kulissen wahrscheinlich kaum etwas mitbekommen. Doch in seiner bisherigen Form wäre das traditionsreiche Fest nun fast vor dem Aus gestanden. Davon berichtet jedenfalls der 1. Vorsitzende des Bürgervereins Herbert Bucher im baden.fm-Interview. Er hatte mit dem Weinfest bisher eine ganz andere Ausgangslage als die meisten anderen Veranstalter:
Alle Kosten haben Vereine bisher selbst getragen
Hinter der Organisation, der Bewirtung, Musik und allen anderen Programmpunkten stecken hier nämlich seit jeher komplett die unterschiedlichen Vereine des Stadtteils - und nicht etwa ein kommerzieller Eventanbieter. Sie tragen gemeinsam alle Kosten und brauchen umgekehrt oft die Einnahmen der besucherreichen Weintage, um ihre Vereinsarbeit den Rest des Jahres überhaupt finanzieren zu können.
Neue Abrechnung für Musik auf Veranstaltungen
Doch eine Regeländerung hat ihnen jetzt einen Strich durch die Rechnung gemacht. Schuld soll die GEMA-Gebühr sein. Dabei handelt es sich um einen Betrag, den jeder Veranstalter an die deutsche Verwertungsgesellschaft zahlen muss, wenn er Musik abspielt oder Bands auftreten lässt. Egal ob Rockkonzert, Diskoabend oder Straßenfest mit CD-Beschallung: Sinn dahinter ist, den Künstlern, Komponisten und Textschreibern auf diese Art auch Geld für ihre Arbeit zukommen zu lassen. Was gerade kleineren Veranstaltern wie Herbert Bucher jetzt aber schwer zu schaffen macht, ist die Art und Weise der Abgabe.
Auf die Größe kommt es an
Während früher Pauschalen möglich waren, berechnet sich die Gebühr inzwischen vor allem nach der Größe der Veranstaltungsfläche. Pro 500 Quadratmeter sind dafür laut GEMA-Tabelle dieses Jahr knapp 81 Euro fällig - allerdings nicht nur für die Bühnenbereiche, sondern für das gesamte Festgelände, inklusive Zufahrts- und Verbindungswege.
Im Fall des St. Georgener Weinfestes hätte sich das durch die vielen verwinkelten Gassen schnell aufsummiert - zu einem Betrag, den die Vereine nicht mehr hätten zahlen können, klagt Bucher. Was die mögliche Konsequenz daraus sein könnte, zeigt das Beispiel des Cityfests in Rheinfelden. Dort haben sich die Organisatoren in diesem Jahr entschlossen, komplett auf Musik zu verzichten. Grund war hier ebenfalls ein Anstieg der GEMA-Gebühr um rund 1700 Prozent. Die Veranstalter überlegen nun sogar, dagegen vor Gericht zu ziehen. Doch selbst wenn es so weit kommt, könnte sich eine Entscheidung über Jahre auf sich warten lassen.
Kleine Feste stärker betroffen als große Konzerte
Vor allem Straßenfeste und andere Traditionsveranstaltungen sind durch die Neuregelung in Gefahr, so die Kritik. Wir machen die Umkehrprobe und fragen nach bei einem der gröten Event-Profis in der Region: Christoph Römmler von der Eventagentur KAROevents bringt regelmäßig Weltstars nach Südbaden und hat Erfahrungen mit vollen Konzerthallen, Open-Air-Festivals und anderen Großveranstaltungen sammeln können. Aus seiner Sicht funktioniert die Zusammenarbeit mit der GEMA weiterhin meist reibungslos. Das liege aber auch daran, dass er als professioneller Veranstalter auf ein ganz anderes Netzwerk zurückgreifen kann und die Rechteverwertung der Künstler hier in großen Teilen bereits von den Verbänden geregelt wird. Nicht nur ein finanzieller, sondern also auch ein organisatorischer Unterschied.
In St. Georgen war man während der Planungen währenddessen auch schon an einem Punkt angelangt, an dem das komplette Fest in Gefahr war. Doch zumindest in diesem Jahr ist aus ihrer Sicht noch einmal alles gut gegangen: Die Vereine konnten für die Jubiläumsausgabe Sponsoren an Land ziehen. Diese haben sich bereit erklärt, 2016 die Kosten bei der GEMA zu übernehmen. Wie es in den nächsten Jahren aussieht, das steht allerdings noch offen.
Die 40. St. Georgener Weintage starten am Freitag, den 06. Mai 2016 und gehen bis einschließlich Montag, den 09. Mai. Alle Informationen zum Fest finden Sie auf der Webseite des Bürgervereins Freiburg-St. Georgen.