Die Vorarbeiten für die Umgestaltung des Rotteckrings sind in vollem Gange. Jetzt soll am Rande der Freiburger Innenstadt auch schon bald die nächste Großbaustelle anstehen:
Für einen hohen zweistelligen Millionenbetrag will die Volksbank Freiburg ihren Unternehmenssitz gegenüber des Hauptbahnhofs komplett abreißen und neu bauen. Auch für das benachbarte Hotel Rheingold und die Aula des St. Ursula-Gymnasiums steht ein kompletter Neubau an gleicher Stelle an. Der Freiburger Gemeinderat hat am Dienstagabend grünes Licht für einen Architektenwettbewerb gegeben. Zwölf Planer hat die Volksbank als Koordinator des Riesenbauprojekts jetzt dafür angeschrieben. Die ersten Ergebnisse von ihnen sollen im ersten Quartal 2016 vorliegen - und zwar für alle drei Gebäude.
Einheitliches, modernes und funktionales Areal geplant
Das Ziel ist nämlich ein gemeinsames Areal aus einem Guss, verrät uns Volksbank-Vorstandssprecher Uwe Barth. Spätestens seit 2003 steht schon fest, dass das braune Hochhausgebäude der Bank eine Rundumsanierung braucht. Seit 1972 ist das Gebäude in Dauerbenutzung, aus dieser Zeit stammen nicht nur Baustubstanz und Grundriss, sondern auch Klima- und Lüftungstechnik, Abwasserleitungen und Brandschutzanlagen. Konkret heißt das: Sprinkleranlagen fehlen, das Haus hat nur eine begrenzte Brandschutzerlaubnis und manche Büros stehen sogar leer, weil sie ohne Fenster an die Mitarbeiter von heute kaum noch zu vermitteln sind. "Es waren andere Zeiten, aus Sicht von 2015 ist vieles inzwischen ein planerisches No-Go, was in den Siebzigern völlig üblich war", sagt Barth.
Sanierung rentiert sich kaum noch
1990 wurde die Außenfassade und die Technik des Volksbank-Turms schon einmal auf Vordermann gebracht. Dieser so genannte Re-Fit war aber hauptsächlich optischer Natur und entspricht auch nicht mehr den aktuellen Ansprüchen. Auch aus ökologischer Sicht, denn die Freiburger Volksbank möchte energieeffizient Arbeiten. Kurzum: Aus gleich mehreren Gründen wäre es notwendig, das Hochhaus komplett zurück in den Rohbau-Zustand zu versetzen, wenn man alle Probleme angehen möchte.
Auch Hotel soll komplett neu gebaut werden
Die Kosten dafür beliefen sich auf 40 bis 50 Millionen Euro. Ein kompletter Neubau wäre da nicht viel teurer, wenn man den Mehrwehrt miteinberechnet, der dadurch entstände. Auf dem 6000 Quadratmeter großen Grundstück könnten so rund 25.000 Quadratmeter Nutzfläche entstehen - die dem Unternehmen auch die Möglichkeit gäbe, bei Bedarf in Zukunft zu wachsen oder zu schrumpfen. Außerdem kann die Bank mit einem Neubau rund 80 Prozent der Energiekosten einsparen, im Vergleich zu einer reinen Altbausanierung. Daher war der Beschluss schnell gefasst, dass ein komplett neues Gebäude her muss.
Wohl ab 2018 betrifft das auch das heutige Hotel Rheingold, direkt neben dem Bankturm. Das Gebäude gehört ebenfalls der Volksbank, die es als Hotel verpachtet hat. Ende 2017 läuft der Vertrag erst einmal aus. Doch an selber Stelle soll dann ein noch größeres Hotel entstehen, mit bis zu 150 anstatt bisher rund 50 Zimmern. Ob in selber Preislage und mit dem selben Betreiber, das kann Barth zum aktuellen Planungsstand noch nicht sagen. Man halte sich aber alle Optionen offen und will bewusst darauf hinweisen, dass das jetzige Hotel ja noch über zwei Jahre lang uneingeschränkt geöffnet ist.
Aula des Mädchengymnasiums schon immer mangelhaft
Schwieriger sieht es da bei dem benachbarten St. Ursula-Gymnasium aus, der Mädchenschule in Hand des Erzbistums Freiburg. Mit 1130 Schülerinnen und 95 Lehrkräften ist es das größte Gymnasium auf Freiburger Gemarkung und seit fast zehn Jahren bereits baustellenerprobt. So lange laufen dort nämlich bereits die einzelnen Sanierungsarbeiten, mit denen man in den kommenden 3-4 Jahren fertig sein will. Abgesehen vom Sorgenkind auf dem Gelände, dem Aulagebäude. Das war schon zu seiner Eröffnung 1971 kaum zufriedenstellend gewesen, bemängelt der stellvertretende Schulleiter Martin Sumbert. Es gibt keine richtige Belüftung, keinen barrierefreien Zugang zur eigentlichen Aula im ersten Obergeschoss und sie weist auch eine schlechte Energiebilanz auf. Weil außerdem die Musikräume direkt an die Aula grenzen, kann dort während den Veranstaltungen kein Unterricht stattfinden. Diese Probleme wären selbst mit einer Sanierung kaum zu lösen, glaubt Sumbert. Die Pläne der Volksbank, das gesamte Areal umzugestalten, kamen da gerade recht. Man verspricht sich gegenseitige Synergieeffekte und kann bei einem gemeinsamen Bau auch Kosten sparen. Zehn Millionen Euro hat das zuständige Erzbistum bereits für die laufenden Sanierungsmaßnahmen eingeplant. Wie viel ein kompletter Neubau der Aula die Schulstiftung kosten würde, kann aktuell noch nicht gesagt werden.
Möglicher Baubeginn 2018 - Fertigstellung 2022
Bis zum ersten Quartal 2016 läuft der Architektenwettbewerb, danach soll der entgültige Beschluss der Bauherren fallen. Als möglicher Baubeginn steht dann das Jahr 2018 im Raum, zwei bis drei Jahre später sollen Volksbank- und Aula-Neubau dann bezugsfertig sein. Insgesamt, soll das Gebäude keinesfalls höher als der dominierende Bahnhofsturm mit seinen 60 Metern werden. Der bisherige Bankturm ist 36 Meter hoch. Das Projekt soll ein ansprechender Eingang in die Stadt Freiburg werden, aber trotzdem kein Prestigebau, unterstreicht Barth. Die Volksbank Freiburg könnte sich mit ihrer genossenschaftlichen Struktur niemals mit einem Strotz- und Prunkgebäude identifizieren. Am Ende soll die komplette Verwaltung der Bank, die momentan noch zu Teilen im Freiburger Industriegebiet Haid untergebracht ist, an einem Fleck versammelt sein - und zwar bewusst nicht auf der grünen Wiese, sondern in der Innenstadt. Dort sei man nicht nur für Kunden, sondern auch für die Mitarbeiter besser erreichbar.