Speziell für die Situation in Freiburg wurden knapp 700 Haushalte und 1600 Menschen nach ihren täglichen Gewohnheiten befragt
Innerhalb von Freiburg legen die Menschen nur noch ein Drittel aller Wege mit dem Auto zurück. Das geht am Mittwoch (04.03.2020) aus der neuen Mobilitätserhebung von Stadt Freiburg und Land Baden-Württemberg hervor.
Der öffentliche Nahverkehr scheint demnach für viele Bürger und Besucher in Freiburg bei einem Anteil von 17 Prozent wichtiger zu sein als beispielsweise in Karlsruhe (15 Prozent) oder Heidelberg (13 Prozent). 23 Prozent aller Strecken in Freiburg werden auf dem Fahrrad bewältigt und 27 Prozent zu Fuß.
Diese neuen, so genannten Modal-Split-Ergebnisse decken sich grundsätzlich mit den Daten einer eigenen Auswertung der Stadt. Dort ging man ursprünglich von etwas weniger Autofahrern und deutlich mehr Radfahrern im Stadtgebiet aus. Im Rathaus begründet man die Unterschiede zu den neuen Zahlen vor allen Dingen damit, dass die Verkehrswege dort anders erfasst wurden.
Auch rund 70.000 Pendler pro Tag wirken sich auf die Statistik aus
Nimmt man nicht nur die Freiburger selbst, sondern auch die rund 70.000 täglichen Pendler und anderen Tagesgäste aus dem Umlang hinzu, dann geht der Trend doch etwas deutlicher in Richtung Auto. Aber direkt danach nehmen auch Busse und Bahnen fast in gleichem Maße als Verkehrsmittel an Bedeutung zu.
44 Prozent aller Haushalte in Freiburg leben komplett autofrei. Bei der reinen Berechnung der zurückgelegten Wege sieht diese Lage aus Freiburger Sicht noch ganz gut und ökologisch nachhaltig aus. Schaut man hingegen auf die Pro-Kopf-Emissionen, ist das Bild aber ein anderes:
In diesen Bereichen könnte der Verkehr in Freiburg noch nachhaltiger sein
Neunzig Prozent aller Freiburger sind tagsüber regelmäßig außer Haus. Jeder einzelne legt davon im Schnitt 44 Kilometer zurück. Das ist deutlich mehr als beispielsweise in Wuppertal, das ansonsten vergleichbare Zahlen aufweist. Und Freiburg liegt damit auch über dem Durchschnitt aller bundesweit untersuchten Großstädte. Dort müssen statistisch nur 86 Prozent aller Menschen jeden Tag das Haus verlassen und sind dann auch ganze fünf Kilometer weniger unterwegs.
Die Stadtverwaltung könnte aus dem Gutachten nun gleich mehrere Konsequenzen ziehen. So glauben die Verkehrsgutachter, dass der geplante Stadttunnel, aber auch mögliche autofreie oder Maut-Zonen Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit im Stadtverkehr haben werden.
Mögliches Ziel: Nahverkehr verbessern und Platz für neue Mobilitätsformen schaffen
Die Digitalisierung könnte in der Zukunft irgendwann bei autonomen Fahrzeugen eine bessere Verkehrslenkung mit sich bringen - allerdings dürfte der Effekt nicht im ganz großen Stil wirken, so die Einschätzung.
Die bisherigen Carsharing oder Ridepooling-Angebote ohne Subventionen sehen die Experten als problematisch an. Neben zusätzlicher Qualität beim ÖPNV mit günstigeren Fahrscheinen müsste es aus ihrer Sicht auch mehr Platz für Nahmobilität wie Pedelecs in der Stadt geben.
Wichtig sei dabei ganz grundsätzlich, dass neue Ansätze nicht nur technisch daherkommen, sondern auch für den einzelnen Bürger einen individuellen Nutzen bringen.