Großeinsatz in der Bedarfsorientierten Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge in Freiburg
Zwischen 200 und 300 Bewohner haben dort am Mittwochabend seit 18 Uhr für eine bessere Unterbringung und transparentere Asylverfahren demonstriert, schätzt die Freiburger Polizei. Um mögliche Ausschreitungen zu verhindern, hat ein Großaufgebot der Einsatzkräfte den privaten Sicherheitsdienst während der Proteste unterstützt. Auch ein Notarzt und Krankenwagen waren vor Ort, um drei Beteiligte der Demo mit Kreislaufproblemen zu behandeln. Augenzeugen berichten uns von einer Frau, die plötzlich zusammengebrochen war. Verletzte gab es nach aktuellem Kenntnisstand ansonsten aber keine. "Viele von uns sind verzweifelt, aber die Situation ist komplett friedlich geblieben", sagt uns auch der junge Syrer Amir nach der Demonstration. Seinen vollen Namen will er aus Furcht vor Repressionen nicht nennen.
"Wir sind jetzt schon seit Anfang September hier und jede Woche wird uns gesagt: Sie erfahren in zwei Wochen, wie es für Sie weiter geht. Und danach sind es plötzlich drei Wochen und dann vier und man versucht uns so wenige Informationen wie möglich zu geben".
Die Bewohner kritisieren außerdem die Umstände, unter denen sie in der Erstaufnahmestelle seit mehreren Wochen Leben müssen. Das Essen sei nicht gut, viele versorgen sich lieber mit dem wenigen Geld, das sie haben, im benachbarten Supermarkt. Und auch angebliche Missstände bei der medizinischen Versorgung kreiden die Demonstranten an: Wegen des Kälteeinbruchs seien viele Bewohner der BEA krank geworden. Es gebe vor Ort aber nur einen einzigen Arzt, der sich regelmäßig um die Kranken kümmert. "Wir haben den Eindruck, dass hier gewartet wird, bis die Infekte so schlimm sind, dass wir ins Krankenhaus müssen", glaubt Amir.
Gegen 19:30 haben rund 70 Polizisten dann damit begonnen, die Demonstration aufzulösen. Auch die Polizei spricht von einer emotional aufgeheizten Stimmung, die aber nicht in Gewalt umkippte. Gegen 20:30 Uhr war der Einsatz dann vorläufig beendet. Der Sicherheitsdienst hat im Anschluss wieder Bewohner auf und von dem umzäunten Gelände der Polizeihochschule heraus gelassen. Direkt danach wirkte die Lage ruhig. Linksaktivisten, welche die Proteste von Außen verfolgt hatten, sprechen von möglichen Festnahmen und Versuche der Unterkunftsleitung, die Flüchtlinge von Journalisten fern zu halten - dies konnte bislang jedoch nicht bestätigt werden.
Auch am Donnerstagmittag haben sich noch einmal rund 50 Bewohner der Unterkunft vor dem Gelände versammelt, um mit selbst gebastelten Schildern und lauten Rufen auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Hier lesen Sie alle Einzelheiten darüber.