Anbieter würden dabei nicht mehr für jeden durchgeführten Schnelltest Geld erhalten, sondern nur noch für positive Treffer
Um Betrug bei der Abrechnung von Corona-Tests vorzubeugen und damit die Qualität von Testangeboten zu erhöhen, schlagen Wissenschaftler aus Baden-Württemberg ein anderes Finanzierungsmodell für die Schnelltests vor. Anstatt jeden durchgeführten Test zu vergüten, sollte es nur für positive und anschließend mit PCR-Tests bestätigte Fälle für die Betreiber solcher Angebote Geld geben - dann allerdings auch deutlich mehr als bisher, so die Idee.
Diese Finanzierung würde dazu führen, dass es einen starken Anreiz dafür gibt, Schnelltests mit qualifiziertem Personal sorgfältig durchzuführen, weil das Ziel nun darin besteht, Infizierte zu identifizieren - und genau darum gehe es ja bei der Testpflicht, meint Wirtschaftsprofessor Hanno Beck von der Hochschule Pforzheim. Seine Kollegen Aloys Prinz und Elmar Wolfstetter ergänzen:
Leider bietet das gegenwärtige Finanzierungsmodell Anreize, billiges Personal einzusetzen und die Zahl der Tests zu maximieren, wenn nicht sogar nur vorzutäuschen. Wenn jeder Test bezahlt wird, ergibt sich daraus der Anreiz, statt auf Qualität auf Quantität zu setzen und die Einnahmen zu maximieren.
In einer Beispielrechnung gehen die Wissenschaftler von monatlich 20 Millionen Tests und einem Budget von 460 Millionen Euro aus. Bei einer Positivrate der späteren PCR-Tests von 20 Prozent könnte man dann pro positiv bestätigtem Schnelltest 115 Euro an die Anbieter auszahlen. Eine Alternative dazu wären pauschal 3,50 Euro für das Testmaterial und dann 97,50 Euro für jeden positiv verifizierten Test.
Mehrere Dutzend Betrugs-Verdachtsfälle aufgedeckt - einige Ermittlungen auch in Freiburg
Als Nachteil ihres Vergütungsmodells befürchten die Forscher, dass damit die Zahl der Teststellen im Land schnell sinken könnte, weil viele Trittbrettfahrer und schwarze Schafe vom Markt verschwinden würden, die vor allem auf schnelles Geld aus waren. Umgekehrt würde eine hohe Zahl von durchgeführten Tests in der Pandemie ohnehin nicht helfen, wenn diese nur schlampig durchgeführt oder teils sogar vorgetäuscht werden.
Nach Angaben des Landeskriminalamts liegt die Zahl der Verfahren im Zusammenhang mit Verdacht auf Abrechnungsbetrug bei Testzentren in Baden-Württemberg momentan im oberen zweistelligen Bereich. Bei diesen bereits bekannt gewordenen Fällen ist ein Gesamtschaden im oberen einstelligen Millionenbereich entstanden. Umfassend lässt sich das allerdings aus Sicht der Behörden erst nach Abschluss der Ermittlungen beziffern.
Allein in Freiburg läuft dabei eine ebenfalls zweistellige Zahl an entsprechenden Ermittlungsverfahren, bestätigt die Staatsanwaltschaft auf Anfrage der Deutschen Presseagentur. Vereinzelt seien Verfahren aus mangelndem hinreichenden Tatverdacht auch wieder eingestellt worden, sagte eine Sprecherin. Vor Gericht wurde bisher noch kein Fall zur Anklage gebracht.
Steuerzahler kommen am Ende indirekt für "kostenlose" Bürgertests auf
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung bestätigt am Freitag (17.12.2021) noch einmal, dass aktuell pro Abstrich jeweils 8 Euro gezahlt werden und 3,50 Euro pro Testkit. In Baden-Württemberg wurden dabei seit Juli rund 13 Millionen der so genannten Bürgertests abgerechnet, die für die testwilligen Menschen kostenfrei angeboten wurden.
Für die Kosten kommt laut Gesundheitsministerium in Testzentren oder Apotheken in aller Regel der Bund mit Steuergeldern auf. Die Länder sind hingegen für die Versorgung ihrer Einrichtungn wie Kitas und Schulen mit Tests zuständig. Zudem sind Arbeitgeber weiterhin dazu verpflichtet, Mitarbeitern mindestens zwei Tests pro Woche anzubieten.
(fw) / dpa