Breisgau-S-Bahn, Zug, Bahn, Waggon, © Sebastian Gollnow - dpa (Symbolbild)

Fahrgäste der Breisau-S-Bahn könnten bei Entschädigungen leer ausgehen

Das Angebot hört sich für viele Bahnreisende und Pendler verlockend an

Viele Nahverkehrs-Reisende aus Südbaden drohen beim jüngsten Vorstoß in Sachen Pünktlichkeit außen vor zu bleiben. Nachdem sich an mehreren Zugstrecken in ganz Baden-Württemberg in den letzten Monaten die Probleme gehäuft haben, sollen betroffene Fahrgäste im Land mehr Rechte erhalten. Das hat die grün-schwarze Landesregierung am Donnerstag (06.02.2020) angekündigt und zielt dabei vor allem auf den Regionalverkehr.

Einmalzahlung im Gegenwert einer Monatskarte

So dürfen sich Bahnkunden mit Dauerkarten Hoffnungen auf eine Entschädigung für die schlechten Leistungen des letzten Halbjahres machen: Geplant ist, dass sie eine Einmalzahlung im Gegenwert einer Monatskarte oder Abo-Rate beantragen können. Das Ganze soll für ausgewählte Strecken mit erheblichen Verspätungen und Zugausfällen zwischen Juni 2019 und Januar 2020 gelten.

Welche Zuglinien das genau umfasst, prüft das Landesverkehrsministerium in Stuttgart gerade noch und will dabei objektive Kriterien wie Pünktlichkeit und Zugausfallquoten berücksichtigen. Das Geld dafür sollen sich am Ende die Bahnanbieter und der öffentliche Haushalt aufteilen.

Die Regelung beinhaltet allerdings, dass einige Fahrgäste der südbadischen Breisgau-S-Bahn am Ende leer ausgehen könnten. Denn obwohl die Verantwortlichen inzwischen Fehler bei der Planung und Umsetzung der modernisierten Strecke einräumen, liegt der Neustart der Strecke nur ganz knapp im Zeitrahmen für die Entschädigungen. Der Betrieb war dort erst Mitte Dezember gestartet. Seitdem kam es teilweise täglich zu massiven Störungen.

Nach baden.fm-Informationen wurden mit den Beteiligten der Breisgau-S-Bahn bisher noch keine Gespräche über mögliche Entschädigungen geführt. Noch besteht aber Hoffnung: Die endgültige Entscheidung über alle Details, wo und für welchen Zeitraum sie am Ende gelten sollen, will die Landesregierung Ende Juni 2020 vorstellen.

Massive Kritik von der Landtags-Opposition und Umweltverbänden

Kritiker haben den Eindruck, dass die Entschädigungen über die eigentlichen Probleme nur hinwegtäuschen sollen. So ist neben der Breisgau-S-Bahn auch der Stuttgarter S-Bahn-Verkehr außen vor gelassen. Der Landesverband des Bunds für Umwelt- und Naturschutz BUND kreiden der Bahn und der Politik an, dass Kunden im Störungsfall im Regen stehen gelassen würden:

Wir brauchen eine dauerhafte und generelle Entschädigungsregelung für das ganze Land. Denn mangelhafte Pünktlichkeit ist kein Phänomen der letzten Monate, sondern leider seit mehreren Jahren ein untragbarer Zustand.

Verkehrsminister Winfried Hermann (GRÜNE) weist unterdessen die erhebliche Kritik der Opposition angesichts chaotischer Zustände im Bahnverkehr von sich. Er sagte am Donnerstag im Stuttgarter Landtag:

Ich lasse mir nicht alle Probleme, die in diesem System vorhanden sind, in die Schuhe schieben.

Stattdessen macht er die sanierungsbedürftige Bahn-Infrastruktur für viele Probleme entlang der Gleisstrecken in Baden-Württemberg verantwortlich. Bei den Schwierigkeiten auf Strecken wie der Filstalbahn zwischen Stuttgart und Ulm verweist er auf Lieferschwierigkeiten der Zughersteller und Managementprobleme der Betreiber.

Verkehrsministerium will neue Anreize für verlässliches Bahnsystem liefern

Das Ministerium will in Zukunft für die Verkehrsunternehmen im Land mehr Anreize schaffen, dass die Fahrpläne auch pünktlich eingehalten werden. Für sehr gute Leistungen würden dann Extra-Gelder an die einzelnen Bahnunternehmen fließen, bei massiven Zugausfällen und Verspätungen wären Strafzahlungen an die Kunden fällig, so die Idee der zuständigen Behörde. Die Verhandlungen mit den Eisenbahnverkehrsunternehmen laufen.

(fw) / dpa

 

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