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EU-Kommission plant Verbot von mehreren chemischen Stoffen der PFAS-Gruppe

Das von der EU-Kommission geplante Verbot von mehr als 10.000 chemischen Stoffen der PFAS-Gruppe sorgt in der mittelständisch geprägten Maschinen- und Anlagenbaubranche für große Besorgnis.

Was sind PFAS

Mit mehr als 4.700 chemischen Stoffen stellen per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS) eine umfangreiche Gruppe künstlich hergestellter Chemikalien dar, die in vielfältigen Bereichen in großem Maßstab eingesetzt werden. Diese Chemikalien haben die Eigenschaft, sich im Laufe der Zeit sowohl im menschlichen Gewebe als auch in der Umwelt anzusammeln. Aufgrund ihrer langen Verweildauer in der Umwelt und im Körper werden sie auch als "langlebige" oder "persistente" Chemikalien bezeichnet. Die Persistenz von PFAS hat zu Bedenken hinsichtlich möglicher gesundheitlicher Auswirkungen geführt, darunter Leberschäden, Schilddrüsenerkrankungen, Fettleibigkeit, Fruchtbarkeitsstörungen und Krebs.

enschen können PFAS hauptsächlich über die Aufnahme von Lebensmitteln, einschließlich Trinkwasser, aufnehmen. PFAS können auf verschiedene Arten in Lebensmittel gelangen. Sie können in Böden, Trinkwasser, Futtermitteln und auch in Bedarfsgegenständen wie Verpackungen nachgewiesen werden. Laut den neuesten Erkenntnissen der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) sind insbesondere tierische Lebensmittel mit PFAS belastet, wie das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) berichtet.

Welche Auswirkungen hat das Verbot auf die Industrie

Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbaubranche erklärt, dass das Verbot von Fluorpolymeren, einer Teilgruppe der PFAS-Stoffe, in Dichtungen, Ventilen, Schläuchen und Kompressoren zu erheblichen Problemen führen könnte, da für diese Stoffe oft keine adäquaten Alternativen existieren. Dr. Sarah Brückner, Leiterin der VDMA-Abteilung für Umwelt und Nachhaltigkeit, warnte bei einer PFAS-Infoveranstaltung des Verbands:

Fast alle Maschinenbaufirmen wären in unterschiedlichem Maße von diesem Verbot betroffen. Mit den verfügbaren Alternativmaterialien würden wir teilweise auf den Entwicklungsstand der 1950er-Jahre zurückgeworfen.

Die Veranstaltung, an der fast 500 Mitgliedsfirmen teilnahmen, verdeutlichte die große Besorgnis in der Branche. Dr. Matthias Peters, Manager Global Materials & Compliance bei Trelleborg Sealing Solutions, warnte vor den Konsequenzen eines umfassenden Verbots:

Eine solche Regulierung erfolgt ohne angemessene Differenzierung und stellt einen Generalangriff dar.

Peters erläuterte, dass die Qualität der Grundversorgung der Menschen in Bezug auf Gesundheit, Sicherheit und Nahrung leiden würde, da industrielle Prozesse gefährdet wären.

Forderungen der Unternehmen

Die Unternehmen fordern einen streng risikobasierten Ansatz für die Regulierung. Der VDMA betont, dass es PFAS-Stoffe gibt, die kein relevantes Risiko für Mensch und Umwelt darstellen, aber die Langlebigkeit und Sicherheit vieler industrieller Produkte und Produktionsprozesse gewährleisten. Diese PFAS-Gruppen sollten von einem Verbot ausgenommen werden. Einzelne Ausnahmen für bestimmte Produkte, wie beispielsweise Wärmepumpen, würden in die Irre führen, da es im Bereich der grünen Technologien bereits Tausende solcher Ausnahmen geben müsste, so Dr. Brückner. Peters ergänzte:

Die EU-Behörden überschreiten ihr Mandat. Stoffe, von denen kein relevantes Risiko ausgeht, dürfen nicht verboten werden.

Es wird auch betont, dass eine Unterscheidung zwischen Konsumprodukten und Industrieanwendungen erforderlich ist. Derzeit laufen öffentliche Konsultationen zum geplanten PFAS-Verbot unter der Leitung der EU-Behörde ECHA. Der VDMA hat sich seit über drei Jahren aktiv in dieses Thema eingebracht und an allen Konsultationen teilgenommen. Dr. Peters bezeichnete das laufende Verfahren als das komplexeste im Bereich der Stoffbeschränkung in den letzten 25 Jahren. Das Ergebnis dieser Konsultationen sollte ein maßgeschneiderter Vorschlag zur Beschränkung von PFAS sein. Dr. Brückner forderte, dass die sogenannten "polymers of low concern" erlaubt bleiben müssen, und betonte die Notwendigkeit einer klaren Unterscheidung zwischen Konsum- und Industrieprodukten. Komponenten, die fest in Maschinen eingebaut und ordnungsgemäß entsorgt werden, dürfen nicht mit Teflonpfannen oder Skiwachsen gleichgesetzt werden.

Mehr Infos zu PFAS und den gesundheitlichen Auswirkungen findet ihr hier.

(mm)