Drang nach mehr Sicherheit
Vor genau einem Jahr soll der Flüchtling Hussein K. die Freiburger Medizinstudentin Maria L. getötet haben. Ein Verbrechen, das die Stadt Freiburg nachhaltig geprägt hat: Deutlich mehr Polizei patrouilliert auf den Straßen, der neue kommunale Vollzugsdienst ist seit wenigen Tagen auch im Dienst und die Bewohner selbst achten mehr aufeinander.
Die Lage hat sich inzwischen wieder entspannt, die Situation einigermaßen normalisiert, trotzdem hat sich das Sicherheitsgefühl der Freiburger nachhaltig verändert.
Was Hussein K. mit der Flüchtlingskrise zu tun hat
Als rund sechs Wochen nach dem tödlichen Sexualverbrechen der gesuchte Tatverdächtige Hussein K. festgenommen wurde, konnten die Reaktionen in Deutschland nicht unterschiedlicher sein. Die Flüchtlingskrise war zu diesem Zeitpunkt seit einem Jahr in aller Munde. Viele Flüchtlingsgegner haben sich nach dem Mord in ihren Vorbehalten bestätigt gefühlt.
Gleichzeitig sind die meisten Freiburger erleichtert gewesen, als die Beamten Anfang Dezember dann den Fahndungserfolg verkünden konnten. Insgesamt hat sich die liberale Freiburger Mentalität nicht geändert. Die Stadt lebt von der kulturellen Vielfalt. Allerdings bleibt eines: Der Drang nach mehr Sicherheit und einem besseren Sicherheitsgefühl.
Aufstockung der Polizeikräfte ist notwendig - Straßen und Plätze besser ausgeleuchtet
Freiburgs Oberbürgermeister Dieter Salomon hatte sich schon vor dem Verbrechen für mehr Polizei auf den Freiburger Straßen eingesetzt. Die Beamten selbst hatten über zu wenig Personal geklagt. Nachdem der Fall von Maria L. überregional für Schlagzeilen sorgte, hat die Landesregierung eingelenkt und das Personal über eine ins Leben gerufene Sicherheitspartnerschaft um einige Kräfte aufgestockt. So ist etwa eine neue Reiter- und Fahrradstaffel an den Brennpunkten unterwegs.
"Die Menschen haben das Gefühl, dass wir für die Sicherheit etwas tun." - Oberbürgermeister Dieter Salomon
Auch auf den Straßen und auf öffentlichen Plätzen musste sich etwas ändern. Nach und nach wurden die dunklen Ecken der Straßen besser ausgeleuchtet, die Überwachung per Videokamera in der Altstadt ist bereits geplant und alte Haltestellehäuschen wurden gegen transparente Unterstände ausgetauscht.
Prozess ist in vollem Gange - Urteil schon im Dezember möglich
Der Angeklagte Hussein K. hat sein Schweigen gebrochen und die Tat an Maria L. vor Gericht gestanden. Er hat zugegeben, die junge Studentin gewürgt und vergewaltigt zu haben. Zuvor hatte sich das Opfer gewehrt, weswegen Hussein K. geblutet hat. Weil sich noch sein Blut an ihr befand, hat Hussein K. den leblosen Körper zum "Saubermachen" in die Dreisam gelegt. Die Studentin ist am Ende im Fluss ertrunken.
Der siebte Prozesstag findet am Dienstag, 17. Oktober statt. Die Anhörung von fünf Zeugen, darunter auch der Pflegevater des Angeklagten, ist geplant. Ein Urteil ist bereits im kommenden Dezember möglich, allerdings muss das genaue Alter von Hussein K. bestimmt werden. Mehrere Gutachter sollen das überprüfen, denn erst dann kann entscheiden werden, ob der Angeklagte nach dem Jugendstrafrecht oder nach Erwachsenenstrafrecht bestraft wird. Auch die Hintergründe des Mordes sind noch nicht genau geklärt: So bleibt die Frage offen, wieviel Drogen und Alkohol in der Tatnacht tatsächlich im Spiel waren.